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Kulturleben Wochenberliner

Wochenberliner: Der klimpernde Kaffeebecher

Ich stehe am Hauptbahnhof und warte auf meinen Anschluss.
Noch 12 Minuten muss ich hier stehen mit meinem warmen Schal und meinem
gekauften Chai Latte in der Hand.
12 Minuten, das reicht
für viele Dinge im Leben. Gute und schlechte Dinge. 
Ein junger Mann kommt auf
mich zu, er trägt eine viel zu dünne Hose für diesen Tag und zwei ungleiche
Schuhe. Ich konnte ihn schon riechen bevor ich den jungen Mann sah, er trägt
eine Duftwolke aus Alkohol, Dreck und Schlaf mit sich herum. Er spricht mich an
und bietet mir den Straßenfeger zum Verkauf an, ich willige ein. Als er weg ist
stopfe ich den Straßenfeger in meine Jackentasche und starre wieder auf die
Uhr. 
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Noch ganze 9 Minuten bis der Zug einfährt. 
Ein weiterer junger Mann
schleicht über den Bahnsteig. Er trägt eine dicke Jacke und eine Wollmütze,
seine Füße stecken in Sandalen. Mit gläsernem Blick wandert er auf mich zu und
bietet mir die Motz zum Kauf an. Ich willige ein und stopfe die Motz zum
Straßenfeger in die Tasche. Hoffentlich vertragen sich die beiden Konkurrenten
auch in meiner Jacke. 
Noch 5 Minuten bis zum Eintreffen des Zuges, als ein
weiterer junger Mann auf mich zukommt. Er klimpert mit einem alten Kaffeebecher
um sich Gehör zu verschaffen. Er trägt mehrere dicke Pullover, eine alte Jeans
und Turnschuhe. Mit seinem Kaffeebecher
klimpert er auf mich zu. „Hast du bissel Kleingeld?“ fragt er mich und ich
schüttele den Kopf. 
Ich hab jetzt wirklich alles Kleingeld für diese Zeitschriften in meiner Tasche ausgegeben und würde dem jungen Mann gern erklären warum es wohl eine
traurigere Runde für ihn hier sein könnte, aber da ist der klimpernde
Kaffeebecher schon schnell zum Nächsten weiter gezogen.
Noch 2 Minuten bis der Zug eintrifft und ich starre gebannt
auf den Bahnsteig.

Alu 

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