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Elternleben Leben mit Kindern

Manchmal ist das alles ganz schön schwierig mit der ganzen Vereinbarkeit

Wie man Vereinbarkeit leben kann

Sonntagabend, kurz vor Tatort. Der Mann und ich treffen uns in der Küche um Termine zu besprechen. Allein den Termin für die Terminbesprechung zu finden hat uns mehrere Absprachen gekostet.

wie schwer die Vereinbarkeit ist

Wir sitzen und besprechen vorrangig die nächste Woche, schauen aber auch immer schon auf die folgenden Wochen und Monate. Manchmal möchte ich gern die nächsten Jahre schon planen, aber dann streiten wir uns über mögliche Lebensmodelle und den Friedrichshain und ich muss leider die Tür knallen gehen. Deswegen dann doch lieber nicht zu weit in die Ferne schauen, denn planloses Streiten steht heute nicht auf dem Plan.

Wir sind seit mehr als zehn Jahren ein Paar.

Ich würde sagen wir sind ein gutes Paar. Keiner von uns ist besonders schüchtern, oder hat keine sozialen Kontakte. Wir sind uns ähnlich in diesen Dingen. Wir lebten ein Leben vor unserem Leben und genau das bringt uns nun manchmal an die Grenzen der Logistik. Jeder hat Familie und Freunde, diese haben Kinder und Kindeskinder usw. Wir haben beide einen Job, K. schreibt bis Mitte des Jahres sein Buch, es wird eng und die Zeit knapp. Ich arbeite weiterhin Vollzeit im Büro, fange früh an und versuche die Nachmittage zu bestreiten. Wir wollten es immer beide so, das Modell der Gleichberechtigung.

Vereinbarkeitsblog, Was Mama und Papa tun
So ist das.

Vielleicht sind wir das  Beispielpaar der „überforderten Generation“? Vielleicht sind wir aber auch nur normal wie alle Anderen und schlackern dann eben doch mit all dem Wollen und Sollen?

Neben drei Sittern und unseren Familien, sowie fantastischen Freunden haben wir einen elektronischen
Kalender und einen Familienplaner der für Alle sichtbar im Flur hängt. Bereits vor einigen Jahren haben wir unsere Kalender synchronisiert, verschiedene Farben und Rhythmen eingebaut im Kinderbringe- Kinderholzeitkontinuum. Trotzdem überrascht mich der Wochenplan jeden Sonntag aufs Neue fühlt sich an wie ein Sprung ins kalte Wasser.
Was du bist da abends schon wieder unterwegs? Wir müssen noch wen treffen? Wer hat ein Baby bekommen und soll Post bekommen? Welches deiner Patenkinder hat Geburtstag? Wer macht den Wocheneinkauf? Wer darf in dieser Woche zum Sport gehen? Wird es in der nächsten Woche einen Abend allein geben? Wer darf Freunde treffen und wenn ja wie viele? Wann sind die Elternabende? Was musst du noch abholen? Wer hat da eine Sitzung zugesagt? Wann kommt der Besuch? Was war nochmal mit unserem Abend zu zweit? Da wollte ich mich spontan mit X treffen, wie du auch? K1 hat da eine Einladung, wohin mit K2? K2 hat da einen Termin, geht K1 mit?”
Wir planen und planen, wir planen sogar Lücken für kranke Kinder ein, oder mögliche Spontanität. Wir planen den Sommerurlaub und die Weihnachtsferien und merken erst später, dass wir nach dem Ferienplan von 2014 geplant haben.
Manchmal schreien wir auch laut beim planen und er ruft „Hätte der Tag nur 28 Stunden“ und ich brülle zurück „Dann müssten wir ja noch mehr Stunden planen, nein das wäre nichts für mich.“ Und so geht das dann den Sonntagabend lang, bis wir endlich völlig erschöpft zu 21 Uhr den halbfertigen Tatort anschalten können und uns aufs Sofa packen. Da liegen wir dann und er fragt mich „Wie geht es dir denn so meine Liebste?“  und diese Frage stand dann nicht in meinem Terminplan und ich hole Luft und antworte „Manchmal ist das alles ganz schön schwierig mit der ganzen Vereinbarkeit“

und schließe einfach die Augen für einen kurzen Moment, ganz ungeplant.

Alu

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4 Comments

  • Katarina
    24. Februar 2015 at 09:02

    "Manchmal ist das alles ganz schön schwierig mit der ganzen Vereinbarkeit“

    Ja, das kann ich mir so gut vorstellen. Geht uns ja teilweise auch nicht anders, nur das wir noch nicht so viel planen müssen, weil die Kinder noch nicht so groß sind. (und ich ja auch zu Hause bin)

  • familieberlin
    24. Februar 2015 at 11:28

    Wir haben "nur" ein Kind und die Vereinbarkeit kommt schon ins Stocken…dabei müssen wir erst seit 1,5 WOCHEN vereinen… hat man da auch eine Probezeit und irgendwann spielt es sich ein? Ich glaube, es hat auch ganz viel damit zu tun, wenn man sich selbst bzw. seine Pläne, seinen Job, seine Freunde wichtiger nimmt, als die seines Partners. Und Aufrechnen…auch ganz schlecht in diesem Vereinbarkeitsspiel. Aber anscheinend bekommt ihr es gut hin? Ich wünsche es euch. Und übrigens: der letzte Tatort war vergleichtsweise spannend. Aber ihr könntet euch einen Termin einplanen und ihn online nachholen? 😉

    LG Bella

  • Sophie Löffler
    25. Februar 2015 at 11:13

    Ich habe einmal an einem Assessment-Center teilgenommen. Da gibt es ein Postkorbspiel, in dem ein fiktiver Arbeitnehmer den Tag organiseren muss, an dem alle, aber auch alle Termin ihm um die Ohren fliegen: Kind krank, Babysitter floppt, Partner hat Termin, Zug verspätet, Deadline verschoben…. wir haben uns totgelacht. Ohne zu ahnen, dass 10 Jahre später jeder, aber auch jeder Tag genau.so.ist.

  • Man kann immer wieder neu beginnen - zum Beispiel ein Studium
    14. Oktober 2017 at 22:16

    […] Nun ist für mich die beste Zeit das Studium anzugehen. Die Kinder sind alle gut versorgt und wir sind gut vernetzt. Unsere Großeltern sind noch frisch und verbringen gern Zeit mit ihren Enkeln und ich verbringe ab dieser Woche dann wohl auch mehr Zeit mit mir allein unter lauter Erwachsenen (ob ich das noch kann?). Der Terminplan für die nächsten Monate steht, sogar die Klausurtermine sind schon fest – aufregend!  Alles weitere wird wieder ein Puzzlespiel der Vereinbarkeit, aber das kennen wir ja schon! […]

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