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Kulturleben Wochenberliner

Wochenberliner: Auf Reisen "Verdichtungen"

Als Vater auf Reisen



Von Jugendlichkeit im Alter und meiner Schwäche zur Legendenbildung
Ich war das letzte Mal auf einer studentischen Konferenz. Mein Mitbewohner war ein angehender Musiker aus dem Elsass. Bei der gegenseitigen Vorstellung kamen wir beiläufig auf Damenbesuch auf dem Zimmer.
Ich hätte es einmal erlebt, prahlte ich, dass meine Mitbewohner mit Mädels nachts ankamen und wir restlichen beiden dann auf das Zimmer der Besucherinnen gegangen seien, um das vertiefende Kennenlernen nicht zu stören.
Das wir am Ende zurückkehrten, da die Pärchen friedlich schliefen, verschwieg ich.

Morgens um halb sechs kam er dann mit Besuch. Ich wurde wach. Er hielt mir einen Schlüssel hin, falls sie mich störten. Nun wollte ich mich weder in ein anderes Zimmer legen. Noch eine kreischende, ebenfalls aufgeschreckte 20jährige Fremde wecken, so ala: “Hallo ich bin der Zimmerparner von dem Typen mit dem deine gestern kennengelernte Zimmernachbarin rumfummelt – jetzt schlafe ich hier”.
Außerdem, und das war das eigentlich tragische, was Väter mit 35 haben: Ich war wach und wollte kein Zeuge eines intensiven Kennenlernens werden, der so tut als könne er schlafen. So zog ich mich an. Mir begegneten Morgengestalten, die sich kurz für mein Schicksal interessierten. Die Sonne ging auf. Dann suchte ich mir eine Ecke. Nun sitze ich dort, übernächtigt. Schlafen klappt nicht mehr. Ich habe Hunger, kann nicht schlafen.

Ich sollte weniger wilde Geschichten von früher erzählen!

Nachgang:
Am Ende ging ich spazieren. Traf einen der Referenten, wir gingen frühstücken. Noch nie erlebte ich die Mensa ohne lange Schlangen. Es war sieben.
Ich kam auch das erste mal zum Morgenimpuls. Kurz ging ich aufs Zimmer um mich ordentlich zu kleiden. Da lag er: Allein. Ich schrieb ihm einen Brief: Lieber Romeo …, legte ihm ein altes Brötchen hin, denn Frühstück gab es nur bis neun. Dann ging ich meine Wege. Beim Vormittagspanel diskutierte ich lebhaft mit um nicht ein zuschlafen (und sagt dies auch). Dann traf ich die ersten gutbekannten und erzählte die Geschichte, wahrheitsgetreu. Eine SMS kam, mein Mitbewohner bedankte sich. Als wir uns trafen gestand ich ihm ein, dass ich dies nicht mehr könne, aus dem einfachen Grund, dass ich einmal geweckt nicht wieder in den Schlaf fand. Das Mädchen sah ich nun regelmäßig. Ich machte mit einer Freundin Glossen, was wäre wenn ich sagte: Entschuldigung, wir kennen uns doch? Es blieb beim Denken. Dabei war es eine auffällige, adrette Person. Einmal kam ich sogar mit ihren Freundinnen ins Gespräch. Sie stand daneben. Ob sie mich erkannte?
Am nächsten Abend kam ich ermattet um halb eins aufs Zimmer. Mein Nachbar war da, wir redeten über Gott, die Welt und Kunst. Zwei Stunden später gingen wir zurück zum Abschlußabend. Es war ein würdiger Abgang und ein wunderbares Gespräch!
Und ich: Nun habe ich echt eine gute Geschichte zu erzählen!

Konsti

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