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Ich sage MÖP zur Masse der Gesellschaft #Bloggerfuerfluechtlinge

Ich sage MÖP

Ich laufe durch Berlin und ich sage MÖP. Es ist kein leises
möp, kein flüstern, sondern ich brülle es Euch ins Ohr.

Ich sage MÖP  zu Menschen die meinen, dass Flüchtlinge
keine Menschen sind.
Ich sage MÖP zu Menschen die behaupten wir hätten kein Platz und kein Geld für Flüchtlinge.

Ich sage MÖP zu Menschen die das Wort Nächstenliebe nicht kennen.
Ich sage MÖP zu Menschen die wegschauen.
Ich sage MÖP zu Menschen die sich wegdrehen wenn ihnen
Menschen anderer Hautfarbe begegnen.
Ich sage MÖP zu Menschen aus der Politik die langsam ist und
behäbig.
Ich sage MÖP zu Menschen die nicht verstehen warum ich
Kinderkleidung gerne spende.

Ich sage MÖP zu Menschen die einer Bettlerfamilie
entgegenbrüllt „Geh doch Hartz beantragen“.
Ich sage MÖP zu Menschen die mich mit leeren Augen anschauen
wenn ich mit unserem syrischen Nachbarn auf der Straße spreche.
Ich sage MÖP zu Menschen die keine Träne haben für Bilder aus
Kriegsgebieten der Erde.
Ich sage MÖP zu Menschen die immer so tun, als würde ihnen
das nicht passieren können.
Ich sage MÖP zu Menschen die sich Michael Kors Uhren kaufen
weil 20 Euro davon für Flüchtlinge gespendet werden.
Ich sag MÖP zu Menschen die vor Gotteshäusern demonstrieren, weil Andersdenkende immer alle gleich gefährlich sind.
Ich sage MÖP zu Menschen die andere Menschen aufgrund ihrer
Herkunft und Hautfarbe diskriminieren.
Ich sage MÖP zu Menschen die alten, kranken, schwangeren
Menschen keinen Sitzplatz in der Bahn anbieten.
Ich sage MÖP zu Menschen die sich vor dem Rollstuhlfahrer in
den Fahrstuhl quetschen müssen so, dass er warten muss.
Ich sage MÖP zu Menschen die nicht stehen bleiben wenn
Jemand auf der Straße liegt.
Ich sage MÖP zu euch da draußen wenn ihr euch nicht erinnern könnt, dass ihr alle aus Flüchlingsfamilien kommt.
Ich sage MÖP zu Menschen die stumm bleiben.
MÖP MÖP MÖP

Ich schreie es laut hinaus und halte kleine Plakate MÖPMÖPMÖP in eure
Gesichter. 

Dann schaue ich mich an. Ich bin in vielen Momenten nicht besser.
Meine Lebensumstände sind gut, sehr gut. Ich bin zufrieden. Ich war noch nicht
am #LAGESO in diesen Tagen, obwohl ich doch ausreichend Kindersachen aussortiert
habe. Ich war noch nicht da und habe getragen, gebaut, gekocht oder
übersetzt.  Ich war noch nicht am
Rathaus Wilmersdorf, dem Flüchtlingsheim Karlshorst, oder Hellersdorf um anzupacken, obwohl es doch so viel zu tun gibt. 
Ich bin
gerade so wenig zu Hause, dass ich in der wenigen Zeit meine Liebsten umarme und ihnen ins Ohr
flüstere, wie froh ich bin daheim zu sein und wie froh ich bin nicht in einem Krisengebiet zu leben. Das ist nicht vorzeigbar, nicht hilfreich, nicht edel wie viele meiner Freunde es gerade sind. Ich bin ein Mitläufer.
Ich gestehe, ich  bin derzeit ein
MÖP-Mensch, dem man MÖP ins Gesicht sagen könnte, weil sie gerade nichts
Konkretes tut.


Das ist traurig, aber
eigentlich gehöre ich damit genau zur verdammten Mehrheit der Bevölkerung und das ist noch viel erschreckender!



Ich schäme mich dafür, ein Teil dieser Masse zu sein. Ich bin Einer der Möp-Menschen der keiner sein will in diesen Zeiten
und dann doch hofft, sich heimlich mit einer Spende freikaufen zu können,
denn das kann ich gerade geben und mehr nicht. Und das ist MÖP! Ja, so richtig Möp, aber mehr
ist eben gerade nicht drin, nicht zeitlich, nicht Kräftetechnisch. Ihr dürft MÖP sagen, ich halte das aus, denn ich
bin der überwiegende Teil dieser, unserer Gesellschaft. Wie erschreckend!
Ich bin eine von den mehr als 80%* (und das ist positiv
geschätzt) die gerade nichts für Menschen in prekären Lebensumständen tun.
MÖP!  Viele meiner Freunde gehören zu den
anderen 20% und ich bin verdammt stolz auf euch und bin in Gedanken, im Teilen
eurer Initiativen #Bloggerfuerfluechtlinge und in meiner kleinen Öffentlichkeit bei euch. Danke liebe Bloggerkollegen, dass ihr euch engagiert und ich hoffe eines Tages dürft ihr
mal zurückfallen in diese mehr als faulen 80% die sich auf die wenigen
restlichen 20% verlassen. Die 20% die zu den Möp-Menschen nicht nur MÖP sagen,
sondern auch konkret etwas tun. Die Menschen, die mit anpacken, vor Ort helfen
und die sich auch noch direkt der Intoleranz gegenüberstellen. Danke, dass ihr euch engagiert, denn alles andere wäre noch ein
weiteres MÖP zu viel und eigentlich sollte das jeder Mensch wissen. 
DANKE!
Falls ihr übrigens, gerade wie ich, wenig Zeit habt konkret
mit anzupacken, aber eben doch nicht in der Masse der Gesellschaft verschwinden
wollt, dann schaut doch auf den Seiten des Flüchtlingsrat-Berlin, oder der Flüchtlingshilfe vorbei und unterstützt mit einer Geldspende. Dringend benötigte Anschaffungen können dann davon getätigt werden und auch das hilft!!! Ganz bestimmt.

#bloggerfuerfluechtlinge

Alu

*Dies sind von mir geschätzte Zahlen

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4 Comments

  • Petra Hamacher
    24. August 2015 at 10:47

    Ich mag Dein Möp!
    Und ich bin mir sicher, dass die 20% irgendwann rotieren mit den 80% und wieder neue Kräfte kommen! Und das ist gut so, denn sonst wären viele von uns bald ausgebrannt! (auch wenn ich die Zahlen wirklich positiv geschätzt finde o.O)
    In diesem Sinne, ich freue mich über jedes Zeichen, was Du setzt, und wenn es nur ein Möp ist!

  • Sarah
    24. August 2015 at 18:51

    Danke für deinen ehrlichen Text. Ich kann dich sehr gut verstehen und ich möpe mir gerade selbst zu, weil ich im Moment nur vom Sofa aus helfe, lese und like.
    Es gibt eben Zeiten, da ist es schon schwierig genug seine eigenen Dinge auf die Kette zu bekommen (die Jobsuche, Tagesmuttersuche und die Auswirkungen des Umzuges kann ich kaum in 24 Std bewältigen). Es sind keine Ausreden sondern das eigene Leben. Aber ich glaube fest, weil wir deswegen ein schlechtes Gewissen haben, werden wir, die jetzt gerade nicht helfen, zu einem späteren Zeitpunkt nochmal drauf zurück kommen. Wenn sich unsere Wogen geglättet haben. Dann hat der "Hype" sich gelegt und wir können zu einem späteren Zeitpunkt nochmal anstoßen: da war mal was – vergesst es nicht.

    Liebe Grüße,
    Sarah

  • Frau Lotterfix
    24. August 2015 at 18:56

    Mir geht es ähnlich. Auch ich habe gerade keine Energie und Zeit und – wie Du es nennst – "kaufe mich mit Spenden frei". Allerdings empfinde ich es nicht so negativ – ich muss auch realistisch mit mir und meinen Möglichkeiten umgehen, und Geld zu spenden ist immerhin besser als gar nichts oder ein nie umgesetztes "man müsste eigentlich". Und wenn Du das blöd findest, dann halt auch ein MÖP für mich.

    Liebe Grüße, Frau Lotterfix

  • Vivi
    2. September 2015 at 07:56

    Ich bin auch irgendwo zwischen "man müsste eigentlich" und "ich kann aber gerade nicht", denn bei Familie, Baby, Arbeit und Leben kann man nicht einfach auf Pause drücken und der Tag hat nicht mehr als 24 std. Ich beteilige mich an Online-Aktionen und bewundere ebenfalls, was viele Bloggerkollegen in diesen Tagen auf die Beine stellen und sich engagieren.

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