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Elternleben

Keine Angst vor der Internet-Liebe

Heute vor 13 Jahren bin ich in einem Bett aufgewacht das nicht meines war. Ich war den Abend davor mit einem Schlafsack dort hin gefahren zu diesem Bett und ich wusste, dass ich dort auch aufwachen würde.Auf dem Weg zum Bett hatte ich bereits mehrere Hürden übersprungen, denn eigentlich lag mir das alles gar nicht so dieses Dating von dem immer alle sprachen und so war ich selbst am Morgen des 19. Februar 2005 sehr überrascht, dass ich aufwachte wo ich aufwachte.

Im Januar 2005 war ich mitten in den Abschlussprüfungen meiner Lehre gefangen und hatte eine unverbindliche Freundschaft mit einem Bekannten. Es war recht unaufregend und wir kannten uns auch schon einige Jahre lang. Die Treffen glichen immer einem gleichen Schema und der Beteiligung von Rotwein. Ich heulte mich bei meiner Freundin A. aus. Seit bereits 1,5 Jahren war es mir nicht mehr geglückt mal eine Beziehung mit einer spannenden Person einzugehen, ich war frustriert.

Sie erzählte mir von einer Dating Plattform auf der man im besten Fall den/die Partnerin fürs Leben, oder aber auch nur eine neue nette Bekanntschaft kennenlernen konnte und zeigte mir die Seite an meinem Rechner. Im Hintergrund schnackelte der Modem als auf einem altertümlichen Tinder Bilder von Typen auf ihrem Profil aufploppten die sie entweder bei Gefallen anklicken, oder weiter wischen konnte. Der Auswahl der gezeigten Fotos waren ihre Postleitzahl und einige Hobbies die man ankreuzen konnte vorangegangen, witzig.

Dabei war auch ein Typ auf einem schwarz-weiß Bild. Rauchend saß er im Halbdunkeln und spielte Gitarre. Ich fand das Bild charmant, störte mich aber an der Zigarette. Egal, sie klickte den an. Danach legte sie mir ein Profil an, auf meinem Computer fanden wir noch ein Foto aus einer Fotobox in schwarz-weiß.

Ich denke der Anteil von Frauen auf diesen Portal war relativ gering, jedenfalls schlug man mir quasi standepede viele, viele Kerle vor die ich wegwischen konnte (und das auch tat). Auch der Typ mit der Gitarre tauchte auf (wir hatten die selbste Postleitzahl die Freundin und ich) und noch einer mit einem Hund, der war auch ganz cool.

Nach einigen Tagen des Stöberns kamen die ersten internen Chatnachrichten. Anscheinend hatten einige Männer mein Profil ebenfalls vier mal angeklickt (sie spielten ja immer die gleichen Typen aus) und ich diese auch, dann konnte man sich anschreiben.

Meine Freundin berichtete mir, dass sie der Typ mit der Gitarre angeschrieben hatte, ob er das auch getan hätte und wir verglichen am Telefon die Texte. Sie waren individuell und das werteten wir schon mal als gut.

Mit zwei der Typen schrieb ich mir dann länger, machte meine Prüfungen fertig zum 31. januar. Verlor meinen Job zum 1. Februar und freute mich manchmal schon richtig auf Nachrichten.

Gegen Anfang Februar starb der Opa des Einen und ich gab ihm meine Nummer um mit mir zu telefonieren. Wir sprachen sehr lang, während ich auf meinem Bett lag und dachte “Wow, die Stimme find ich toll” und ihn reden ließ. Nach einigen Telefonaten fragte er mich nach einem Treffen. Ich hatte echt Schiss. Ich wollte nicht mit einem wildfremden Kerl eine Verabredung haben und war froh, dass die Freundin informiert war und auf dem laufenden blieb. Dem zweiten Schreibenden gab ich einen Korb, er war cool aber irgendwie nicht so spannend.

Bei der ersten Verabredung verbrachten wir acht Stunden gemeinsam. Wir gingen ins Museum, spazieren, essen usw. und der arme Kerl hat keine einzige Zigarette geraucht. Irre.

Nach der dritten Verabredung war er mitten im Umzug und wir trafen uns in seiner Wohnung und räumte auf. Seine Eltern kamen vorbei und alles war irgendwie skurril und witzig.

Auf dem Weg zur vierten Verabredung traf ich eine meiner besten Freundinnen, sie fragte mich warum ich mit einem Schlafsack zu einem Date gehe und ich antwortete “Ich denke, ich bleibe heute da” und genau das tat ich dann auch.

Wir küssten uns am 19. Februar und ab da war eigentlich alles klar. Es fühlte sich gut und richtig an, keine Fragen mehr. Als wir acht Wochen später auf eine Party gingen, stellten wir gemeinsame Freundeskreise fest. Die Welt ist ein Dorf und Berlin quasi eine Hütte.

Zehn Monate später zog Konsti wieder um, nämlich zusammen mit mir. Ende 2006 wurde ich schwanger mit unserer Luna, 2009 mit K2 und 2015 mit K3.

 

Heute sind wir 13 Jahre zusammen. 13 Jahre in denen man ab und zu selbst den Kopf schütteln muss über so eine Internetliebe und dann wieder denkt “Was hab ich für ein Glück gehabt”. Wir sind älter geworden, aber wir werden es gemeinsam <3.

Die ersten Jahre haben wir unsere Story immer noch so erzählt, dass sie quasi der Partyhit war, aber inzwischen kennen wir viele Paare die sich über das Internet gefunden haben. Wir sind also einfach normal, wie beruhigend.

Die Seite hieß übrigens Neuverlieben.de

Also: Keine Angst vor der Internet-Liebe, echt ma.

Alu

 

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3 Comments

  • Mama Maus
    19. Februar 2018 at 21:08

    Hallo Alu,

    Alles Gute zu eurem Tag.

    Eine wunderbare Geschichte – eure Geschichte. Und das Bild ?

    Viele Grüße
    Mama Maus

  • Janina
    20. Februar 2018 at 20:12

    Ach wie schön, das wusste ich gar nicht! Ich hab meinen Mann vor fast 14 Jahren online kennengelernt. Es kann funktionieren 😉 Ich bin jedenfalls froh und dankbar, dass das Internet solche Möglichkeiten bietet! Liebe Grüße!

  • lila
    22. Februar 2018 at 23:41

    Anfang Juni sind wir dann auch 13 Jahre zusammen! Wahnsinn! Die Zeit verfliegt. Das große Mädchen wurde ,im Nov. 2007 geboren, der kleine Bruder juli 2012 und unser Baby Mädchen im Nov. 2017. So ähnlich wie bei euch.;-). Viele liebe Grüße !

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