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Beliebt Elternleben

Gleich platzt der Mond (aber nur im Homeoffice) #Coronaeltern

„Liebe Eltern, bitte holen sie ihre Kinder direkt nach dem Unterricht ab. Wir haben kein Personal für eine Hortbetreuung.“

„Liebe Eltern, ihre Kinder können nach dem Mittagessen nicht mehr betreut werden. Sie können sie gern abholen.“

„Liebe Eltern. Sie entlasten uns, wenn sie ihre Kinder zu Hause betreuen.“

Da sitzen wir wieder, Corona Eltern am Arsch!

Wir sitzen in Papiermengen mitten im Homeoffice. Der Rechner läuft und die Kinder zücken ihre Mediengeräte. Das Telefon klingelt. Das Kind redet. Die Tür klingelt und alles fühlt sich an wie zu Corona-Zeiten. Alles ist wieder da. Wir Eltern sind allein und sitzen mit dem ganzen Mist verloren da! Niemand trägt Maske, alle Einrichtungen sollen offenbleiben! Alles ist möglich! Alles ist kaufbar! Alles ist jetzt und sofort! Der Kapitalismus spricht zu uns und balbiert uns über den Löffel! Arbeiten, Kaufen und wieder von vorn. Was ist das für ein Leben? Was sind das für Aussichten? Was ist das für eine Aussicht? Nebenbei sind eigentlich alle krank und husten schon lange nicht mehr in ihre Armbeugen.

Die Kinder vermissen ihre Freunde in der Schule, zu viele sind krank.

Erst sie, dann die Eltern, Geschwister und Oma und Opa. Geimpft wird noch, aber selten und eher verschämt. Und Maske, die tragen nur wenige. Neulich hat mich jemand in der Bahn schon wieder so komisch angestarrt, als ich meine Maske aufgesetzt habe.

Aber krank werden dürfen wir Eltern auch nicht. Denn wir wollen und sollen ja arbeiten, die Kinderbetreuung muss geklärt sein und Weihnachten steht auch noch vor der Tür. Die Kinder sollen ihre Noten bekommen und manche Eltern schicken ihre Kinder sogar mit Fiebermitteln in die Gruppen, weil alles doch wieder funktionieren soll, alles nur kein 2021 eben!

Eltern beschweren sich auf vielen verschiedenen Social-Media-Kanälen. Sie starten Petitionen, gehen auf Demos und versuchen den Streik der Erzieherinnen und Erzieher zu unterstützen und doch:  Es hört einfach niemand hin! Sie werden gebremst in ihrer Wut auf die Entscheider: innen und geben ihren Frust viel zu oft an die Betreuungspersonen ab, die auch nur Leidtragende dieser Pandemie sind!

Die Coronaeltern sind wieder da

 

Als Schattenfamilie fällt es mir zunehmend schwer noch Kräfte für mein Engagement zu sammeln!

Ich muss an so vielen Tagen auf mich aufpassen und unsere Gesundheit in den Fokus nehmen, und eigentlich versuche ich doch auch noch die Familie zu schützen und das auf so vielen verschiedenen Ebenen. Immerhin ziehen wir die zukünftigen Steuerzahler, Pflegekräfte, Menschen dieser Gesellschaft groß.

Wie sollen wir Eltern laut werden, wenn alles über uns zusammenbricht? Wie sollen wir Eltern kämpfen, wenn all unsere Worte im Nichts verhallen? Wie sollen wir Eltern für uns selbst sorgen? Wie sollen wir Eltern unsere Kinder schützen? Wie sollen wir Eltern für die Care-Krise einstehen, wenn wir selbst davon betroffen sind?

Das Trauma der Coronaeltern ist noch längst nicht überwunden und seitdem taumeln wir Eltern. Wir kämpfen uns von Etappe zu Etappe und ab und zu steckt uns mal jemand Zucker zu und lässt unsere Ponys tänzeln! Bald platzt hier der Mond, glaub ich. Aber dann natürlich nur im Home-Office und mit den Kindern im Haus, denn das ist unser Leben seit 2020! Platzende Monde würden auch sonst viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, in dieser Welt in der Eltern noch immer keine wirkliche Stimme haben.

Alu

 

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2 Comments

  • Em
    20. Dezember 2023 at 17:19

    Genauso ist es. Einfach nur frustrierend. Wir Familien sind wieder mal die Verlierer… Danke für den Artikel.

  • Flo
    27. Dezember 2023 at 10:08

    Ja. Die Zeiten sind anstrengend und die ständigen Ausfälle in Kita und schulischer Nachmittagsbetreuung sind nervig.

    Aber was wäre denn die Alternative zur jetzigen anstrengenden Normalität? Etwa die trügerische Hoffnung, Covid-19 doch noch durch Lockdowns und irgendwelche Zero-Covid-Konzepte ausrotten zu können? Das ist inzwischen in allen Ländern, die das ernsthaft versucht haben verworfen worden, weil es am Ende einfach nicht funktioniert hat.

    Oder sollte die Alternative etwa sein, dass wir für alle Zeiten nur noch auf Abstand gehen, nur noch mit Maske herumlaufen während an den Schulen und Arbeitsplätzen für immer und ewig die hässlichen stromfressenden Luftfilterkästen vor sich hinbrummen? Ich war nie ein Maskengegner, aber ich bin der Auffassung, dass mit Maskenpflicht irgendwann auch einmal genug sein muss. Abgesehen davon will ich natürlich niemandem absprechen aus persönlichen Gründen weiter Maske zu tragen und würde auch nie jemanden komisch anschauen, bloß weil er Maske trägt.

    Ich denke nicht, dass es etwas bringt gegenüber irgendwelchen Entscheidungsträgern “laut zu werden”. In manchen Krisensituationen können auch die Entscheidungsträger nur auf Sicht fliegen. Im Endeffekt finde ich, dass die Entscheidungsträger in Deutschland uns nicht schlechter durch die aktuellen Krisen manövrieren als die Entscheidungsträger anderer Länder.

    Dass Eltern keine Stimme haben, trifft übrigens nicht zu. Die meisten Eltern in Deutschland haben sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht und können sich bei Bedarf durchaus Gehör verschaffen. Aber vielleicht wollen die meisten Eltern gar nicht ihre Stimme erheben, weil die meisten ihre Situation mit ein Bisschen Resilienz und Durchhaltevermögen doch ganz gut gemeistert bekommen. Die Leute, die Petitionen starten und sich auf Social-Media-Kanälen empören sind meiner Einschätzung nach eine überproportional laute Minderheit und nicht die Mehrheit. Für mich sprechen diese Leute jedenfalls nicht und ich schließe mich diesem Protest definitiv nicht an. Nicht aus “Kraftlosigkeit”, sondern weil dieser Protest meinen Überzeugungen nicht entspricht.

    Am Ende ist mir ein Kreislauf aus Arbeiten und Konsumieren doch noch tausendmal lieber als ein Kreislauf aus Beschränkungen und Lockdowns, die die unvermeidliche Durchseuchung nur quälend verzögern aber sie letztendlich doch nicht aufhalten können. Ich denke, die Devise heißt jetzt einfach “Augen zu und durch”.

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