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Weil in der Kirche kein Platz für sie war…

…sind wir am Ende wieder bei uns gelandet. Wir waren am heutigen Heiligen Abend verabredet. Mit “alten Freunden” in der Kirche 300 m weiter. Wir wussten das es voll wird. Doch 15 min vorher abgewiesen zu werden, obwohl sie schon zwei Krippenvespern anbieten, entlockte mir dann doch ein „Das ist ja gut! Wenigstens einmal im Jahr überfüllt.“

Nun kann man dafür etliche Gründe finden. Sentimentalität und Kirche gehört zu Weihnachten – für mich heißt das:

Die Kirche gehört zu den Menschen.

Und etwas verwegen gedacht: Sie macht immer noch zu wenig Angebote dieser Art. Auch weil sie sich zu sehr um sich selbst dreht. Die ewige Krise, Missbrauch und in Teilen der Papst und die Machtmänner (in anderen Teilen auch: Machtfrauen). Allein für heute Abend hätte es sich gelohnt, wenn die zweite Kirche im evangelischen Pfarrsprengel wieder für Gottesdienste zur Verfügung stünde. Allein für heute hätte es sich gelohnt, wenn die katholische Gemeinde die in den 1920 er Jahre bereits geplante Kirche in diesem Kiez gebaut hätte, anstatt auf die 15-Fußminuten entfernte Mutterkirche zu setzen.

Nähe ist ein Faktor – gerade zu Weihnachten.

Heiliger_Abend_bei_grossekoepfe.de

Die Krippe steht schon mal

Wir sind dann nicht zu einer nächsten, vermutlich überfüllten, Kirche gegangen. Wir nahmen kurzer Hand unsere Freunde mit zu uns. Wir kochten Kaffee, sangen Weihnachtslieder und lasen eine Weihnachtsgeschichte vor  (zu der die große Tochter Stegreiftheater darbot).

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Vorleserin mit Perfomance

Die Kinder spielten und wir stießen mit Sekt an. Ja, es war kein Kirchbesuch. Doch auch das war Gottesdienst. Auch eine Form an die Weihnacht zu denken. Gott kommt in die Welt. Eine Botschaft die erschreckend wenige anzurühren scheint. Doch Weihnachten ohne ein jüdisches Kind in Betlehem – soweit ist es nun wieder auch noch nicht.

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Erstleserin vor schiefem Baum.

Hier liegt eine der Chancen der Kirchen im 21. Jahrhundert. Den Bedarf an Wärme, Nähe, Hoffnung mit ihren Orten zu verknüpfen. Dazu gemeinsames Singen, Hören und Stillwerden. Weihnachten hätte mehr Sinn bekommen, als uns die Malls seit September verkünden wollen. Für uns war das Unverhoffte ein wunderbarer Start in unsere Weihnacht. Und für mich der Anstoß zum wieder einmal darüber nachdenken.

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Denn trotz allem kann ich nicht von den Zeilen Josef Franz Mohrs weg (die dieser vor über 200 Jahren in Tirol schrieb) und die mir Mut und Hoffnung machen. Zeilen die Conrad Franz Xaver Gruber vor 200 Jahren vertonte und welche beide gemeinsam uraufführten, vor einer Krippe nach der Messe. Zeilen die wir heute von „Stille Nacht“ nicht mehr singen:

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!

Lange schon uns bedacht,

Als der Herr vom Grimme befreyt,

In der Väter urgrauer Zeit

Aller Welt Schonung verhieß!

Aller Welt Schonung verhieß!

Euch allen bedachte und schonende Weihnachten. Das für Euch Licht wird in diesen Tagen.

Konsti

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5 Comments

  • SilkeAusL
    25. Dezember 2018 at 10:21

    Frohe Weihnachten Ihr Lieben.
    Habt Ihr das aus Essen denn auch mitbekommen, wo sie Eintrittskarten für den Weihnachtsgottesdienst verteilt haben?
    Aber ich muss ehrlich sagen: 15 Minuten vor Beginn der Weihnachtsmesse dort anzureisen ist sehr optimistisch 😉 Selbst hier auf dem Dorf. Wir waren über 1/2 Stunde vorher da und haben nur noch Plätze in den hinteren Reihen bekommen.
    Aber man kann es sich auch zu Hause schön machen und wenn man möchte an Gott denken, beten, singen etc.
    Wir haben Glück mit unserem Pastor, aber wenn man dort “oben” einen rückständigen, konservativen “Gottesmann” stehen hat, ist es vielleicht auch besser, man macht es sich lieber zu Hause schön.

    Besinnliche Festtage

    Gruß Silke

  • Anna
    26. Dezember 2018 at 13:26

    Ihr lieben großen Köpfe!
    Zum letzten Feiertag noch frohe Weihnachten euch. Danke für diesen schönen Artikel. Es tut gut und ist wirklich toll genau solche Dinge zu lesen. Und wie häufig hier auf dem Blog werde ich dabei ganz froh, weil es für mich nichts weihnachtlicheres gibt als wirkliche Nähe und Wärme und Begegnung. Vielleicht manchmal (bei uns als Kleinkindpatchwork auf jeden Fall) durch Spontanität, Improvisation und den Mut zur Ungestresstheit. 😉 Außerdem glaube ich persönlich ja sowieso, dass das jüdische Kind nicht zuerst in die große Kirche, sondern vor allem in die Herzen hinein geboren wird. In meinem Heimatort gab es immer große Unzufriedenheit und Ärger über die pünktlichen Feiertagschristen, die die guten Plätze für sich beanspruchen. Das fand ich immer sehr kurzsichtig. Gemeinschaft, Willkommensein und ein offenes Herz machen Weihnachten, ob auf der Empore oder am Küchentisch. Wie frei dabei der Blick auf Kerzen, Baum und Krippenspiel ist, finde ich immer entspannt nachrangig.
    Liebe, liebe Grüße!

  • Alu und Konsti
    26. Dezember 2018 at 20:23

    Liebe Silke,
    dir auch frohe Weihnachten! Ja, du hast sicher recht. Es war alles etwas knapp. Aber der Trubel beim Losgehen mit den Kindern, du kennst das sicher. Ich meinte es auch ganz optimistisch. An Weihnachten geht auch in der Kirche in Berlin noch mehr. Wir überleben das und gehen dann wann anders, ich kenne zum Glück einige gute Kirchorte. Herzlich Konstantin

  • Alu und Konsti
    26. Dezember 2018 at 20:26

    Liebe Anna, frohe Weihnacht! Du sprichst sehr Wichtiges an. Ab und an brauchen wir aber auch den Impuls von der offiziellen Kirche, denke ich. Und die dreht sich stark um die Stammkunden. Meine These ist, es geht beides (auch und gerade heutzutage). Stammkunden und (mit ihnen vielleicht auch zusammen) die Laufkundschaft oder die die nicht einmal das sind… . Nur Gutes Konsti

  • Suse
    28. Dezember 2018 at 21:00

    Uns ging es genauso. Wir waren auch zu spät, obwohl wir pünktlich waren.
    Sind dann in den Krabbelgottesdienst ausgewichen, bei dem wir dann ein kotzendes Schaf beim Krippenspiel sehen konnten.
    Nunja diese Wärme und Gemeinschaft konnte ich nicht fühlen. Das nächste Mal werde ich wohl nachts in die Christmette gehen. Wenn ich die Kinder loseisen kann, dann auch mit ihnen. Ansonsten alleine.
    Und ja, ich gehöre wohl zur Laufkundschaft. Weil ich mich in der Kirche nicht wirklich geborgen fühle. Aber da ich weiß, daß Kirche eben aus Menschen besteht, habe ich noch Hoffnung.

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