Wer wird denn was? Über Biografien in unserer Gesellschaft
Wer im “Bildungsministerium” sitzt, ist nicht selten promovierter Jurist. Wer für die GEW arbeitet, hat in aller Regel studiert. Und wer als Journalist oder Publizist zum Thema Bildung veröffentlicht, schaffte wahrscheinlich wenigstens das Abitur. Über Bildung schreiben, Bildung vorantreiben, Bildung aus staatlicher Sicht veranstalten, das tun hierzulande Akademiker. Das bestimmt ihre Sichtweise: Wohin es möglichst viele kleine Menschenkinder zu treiben gilt, ist Abitur plus Studium. UN-Organisationen hauen in dieselbe Kerbe – sie messen die Bildungsserfolge eines Landes an der relativen Zahl der Hochschulabgänger. Und seit der Diskurs die “Wissensgesellschaft” beschwört, Peter Drucker den Arbeiter der Zukunft als “Wissensarbeiter” beschreibt, kann sich so recht niemand mehr vorstellen, wie man ohne einen Hochschulabschluss überleben soll.

1 Comment
muell
7. Dezember 2012 at 22:10Wir klugen Bildungselitler inkludieren die anderen einfach, nachdem die Integration so gut geklappt hat, dass wir ihre Ergebnisse nicht abgewartet haben. Wir sind ja gehobene Mittelschicht, wir hoffen mehr als wir machen. Denn überall lernen wir schau zuerst auf dich. Diejenigen, die wirklich Lehrer werden, um vor Grundschülern zu stehen, belächeln wir. Und wenn der Hausmeister mehr als Comics liest sind wir überrascht.
Meine Großmutter die Frau Tischlermeisterin (weil ihr Mann Handwerksmeister war!) wäre stolz auf mein gehirne (vielleicht weil Sie es nicht verstünde). Ich würde lieber ein Hochbett bauen können, als schon mal Ratzinger gelesen zu haben.
Gutes Thema, weiter so!