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Dienstagsbuch: Lem: Transfer

Stanilav Lem selbst mochte dieses Frühwerk nicht besonders – “Transfer” schien ihm in späteren Jahren zu simpel, zu eindimensional. Lohnenswert ist die Lektüre dennoch. Eine Gruppe von Kosmonauten kehrt auf eine Erde zurück, deren menschliche Bewohner sich in ihrer Abwesenheit – Relativität sei Dank – mithilfe einer in der deutschen Übersetzung “Betrisierung” genannten Gentechnik in all den Tausenden von Jahren der angeborenen Aggresivität entledigt hat. Keiner haut und tötet mehr, niemand fährt zu schnell, Sex und Liebe sind, naja, zum Kaffekränzchen verkommen. Die Neandertaler aus der Vergangenheit jedoch pfeifen auf die Straßenverkehrsordnung und – was für ein Brüderle – ziehen etliche der gelangweilten Zukunftsdamen in ihren sexuellen Bann. Vor allem aber fungieren sie in einer Welt, die weniger friedliche Weiterentwicklung denn gentechnisch vollführtes Tranquilizing darstellt, als Eninnerung daran, dass wir bei aller Aufklärung immer auch liebevolle Affen sind. Die sich bei Bedarf jeder politischen Korrektheit entziehen – und sei es, indem sie nach kurzer Prüfung der umstände wieder abdampfen in den Weltraum. Irgendwo muss es doch einen Planeten geben, auf dem man sich auch mal so richtig kloppen kann.

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