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Schulkind

Und dann tröstet man am Telefon, abends um 21:30 Uhr…

…das falsche Kind. Unsere jüngste Tochter war diesen Sommer zweimal auf Ferienreise. Damit sie unterwegs ist, denn daheim sind wir Eltern für sie immer ansprechbar und davon macht sie gern Gebrauch. Denn wir versuchen in den nicht betreuten Zeiten viel von zu Hause zu arbeiten.

Das wiederum ist wenig produktiv für uns. Würden wir sie mit ins Büro nehmen, wäre es nicht besser.

Zu viele Fragen, zu schnell würde Langeweile aufkommen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, das Kind ist durchaus selbstständig und sucht sich Freunde zu spielen. Doch auch die sind in den Ferien nicht immer verfügbar und dauerhaft Medienkonsum, dass ist nicht ihr Fall. Dann kommt dieses wunderbare Wesen bald alle 30 Minuten am Schreibtisch vorbei, um etwas zu fragen. Das reicht natürlich irgendwann bis hin zum Nerven. So können die meisten Eltern nur schlecht arbeiten und entspannter wird dadurch auch kaum jemand. 

Den Klassiker Gemeindefahrt wollte sie dieses Jahr nicht. Die anderen Mädchen liegen ihr nicht. Schade, denn es wäre günstig und gut, die Betreuer sind kompetent.

Also hat Alu Freundinnen von ihr organisiert, die mitfahren – einmal ein Waldcamp nur für Mädchen und zum anderen Reiterferien für Einsteiger. Natürlich war es für sie eine Herausforderung, wie immer bei neuen Dingen, war unsere Tochter besorgt und hatte Ängste. Und sie ist auch eine Kandidatin für Heimweh. Während es bei der ersten Tour nur ab und an Bilder per Messenger gab, durften beim 2. Camp die Kinder abends anrufen. Das machte sie auch jeden Abend wacker. Bei den Gesprächen wurden wir Eltern schon vermisst. Doch unser K3 bekam das gut hin. Sie hatte Spaß und gute Begegnungen und erzählte uns davon. Da hatten wir sie richtig eingeschätzt.

Ferienlagerfeeling, wie einst.

Eines Abends klingelte dann mein Handy. Ich hatte mich gerade hingesetzt. Es war spät für ihre typischen Anrufe. Die Nummer war auch eine andere als sonst.

Eine Betreuerin stellte sich kurz vor: „Kinderferiencamp Sonnensee, ihr Kind hat Heimweh, wollen sie es kurz sprechen?“. Am anderen Ende schluchzte ein Mädchen. Im Hintergrund ermunterte die junge Frau es dazu mir vom Tag zu erzählen. Vor lauter Weinen verstand ich das Kind gar nicht wirklich. Wir sprachen über die Pferde, auf denen sie reiten durften. Alu runzelte die Stirn, als ich die Namen laut wiederholte. Meine Frau sagte nämlich einen anderen Namen. Ich verstehe das Kind kaum. Kurz darauf wunderte ich mich, wieso ich es nicht beruhigen konnte, zumindest so, dass wir reden könnten. Dann höre ich das Mädchen sagen: „Mein Papa klingt aber anders“. Meine Reaktion: „Ich bin der Papa von K3“. Kurze Stille. „Nein, ich bin Lilly.“ Dann schaltete sich plötzlich die Betreuerin ein, entschuldigte sich hastig, verabschiedete sich und legte auf.

Alu bekam einen Lachanfall. Behauptete sogar, sie würde ihr Kind immer erkennen. Aber wie bitte schön, wenn es einem ins Ohr weint? Schließlich stellten wir beide fest, eigentlich habe ich mich ganz gut geschlagen, als ich abends um 21:30 Uhr am Telefon vier Minuten ein fremdes Kind tröstete.

Nachdem wir zu Hause geräumt haben geht es raus.

Nachdem wir zu Hause geräumt haben geht es raus.

Nachtrag: Am Tag drauf kommt der Anruf aus dem Ferienlager. Die Freundin von unserer Jüngsten war erkrankt und musste abgeholt werden. Also erhielten wir einen Anruf, dass es unserem Kind nicht gut ginge. Somit fuhr ich vom Dienst kommend gleich durch. Schließlich hatten wir nun das Kind eine Nacht früher daheim. Wer zuerst lacht, lacht wohl am längsten. 

Euer Konsti

“Schlaf gut Pupskanone” – “Du auch Salamifred” (Wie ich den Kindern die W-Fragen stellte)

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2 Comments

  • amberlight light
    22. September 2025 at 07:52

    Schmunzelnd gelesen 🙂 … zu Ferienfahrten konnten wir die große Tochter nie wirklich überreden, das mittlere Kind ist hingegen begeisterter Pfadfinder und war schon bei der ersten Fahrt mit neun Jahren trotz Geburtstag nicht erreichbar, aber sehr glücklich: https://www.amberlight-label.de/10-geburtstag-geburtstagsshirt-la-maison-victor-4-2016-hoodie-boris/ und hilft ansonsten, dass zwei von drei Kindern Instrumente lernen. Da gibts wunderbare Chorfahrten und Orchesterzeiten, in denen sie gut außerhalb der Wohnung beschäftigt sind …

  • Mesalunita
    22. September 2025 at 08:46

    Auch mal nicht schlecht, ich wüsste auch nicht wie ich da reagiert hätte. Aber gut, wir sind alle Menschen, vermutlich ist die Betreuerin auch nur in der Zeile verrutscht. Aber schon irgendwie eine komische Situation.
    Schöne Grüße

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