Man verändert sich. Und andere Menschen verändern sich auch. Früher konnten wir mit einigen Menschen vielleicht stundenlang über denselben Quatsch lachen. Heute frage ich mich manchmal, wie ich das jemals lustig finden konnte? Haben wir uns so sehr auseinanderentwickelt? Oder ist einfach das Leben weitergegangen – und wir sind ihm nur in unterschiedliche Richtungen gefolgt?
Meine Tochter sitzt neben mir, das Kinn auf ihre Knie gelegt, die Gedanken irgendwo weit weg. „Mama, sie redet jetzt lieber mit jemand anderem. Bin ich ihr nicht mehr wichtig?“ Ich schlucke. Denn ich kenne dieses Gefühl. Ich war auch mal acht Jahre alt, oder siebzehn, oder eben Mitte dreißig (alles schon etwas her). Ich habe mich jedenfalls auch schon gefragt, wo eine Freundin plötzlich “hinverschwunden” ist – obwohl sie eben noch da war.
Ich höre also dem Kind zu und sage ihr nicht, dass dieser ganze Schmerz nicht schlimm ist. Ich sage: “Es fühlt sich blöd an. Und es ist okay, wenn du traurig bist”, denn es braucht Zeit, zu verstehen: Freundschaften verändern sich immer. Sie wachsen, sie ruhen, sie wandeln sich. Weil wir uns wandeln. Weil wir wachsen. Weil wir nicht immer die Gleichen bleiben und das gilt für alle Menschen. Manchmal verändern sich alle und dann gehen sie auch zu Ende, dies Freundschaften mit denen man früher alles geteilt hat. Aber nie umsonst.
Und dann erzähle ich der Jüngsten, was ich selbst erst langsam begreife: Dass es für jede Phase Menschen gibt, die genau richtig sind. In der Kita, in der Grundschule, auf dem Spielplatz, auf der Arbeit, im Leben. Manche bleiben für ein Kapitel. Manche für einen längeren gemeinsamen Weg. Manche für viele Kreuzungen. Und manche kehren zurück, wenn man es am wenigsten erwartet.
Aber am wichtigsten ist vielleicht: Wir selbst sind die Konstante. Und je besser wir uns selbst kennenlernen, desto weniger müssen wir uns an einer einzigen besten Freundin festhalten. Vielleicht ist das Ziel nicht, die EINE zu finden, die immer da ist – sondern selbst zu jemandem zu werden, auf den man sich immer verlassen kann. Für sich selbst. Die eigene beste Freundin zu werden. Um auch für andere Menschen dann eine Freundin sein zu können.
Ich sehe meine Tochter an, wie sie mir zuhört und sich an mich kuschelt, noch mit feuchten Augen.
Und ich wünsche ihr Begegnungen, die sie zum Leuchten bringen. Und irgendwann den Mut loszulassen und Vertrauen in sich selbst aufzubauen, wenn etwas sich verändert. Denn Menschen kommen. Und Menschen gehen. Aber wer gelernt hat, sich selbst zu mögen, dem wird nie ganz das eigene Zuhause fehlen.
Und wer weiß – vielleicht ist ja morgen schon jemand da, der ihr zeigt, dass Freundschaft auch ganz anders sein kann? Aber genauso schön!
Alu
No Comments