Heute war ein schöner anstrengender Sonntag, nach einem schönen anstrengenden Samstag und einer intensiven Arbeitswoche. Am Ende standen ein weinendes Kind und die Frage, ob ich ein (zu) cholerischer Vater bin. Also vorab: Ich bleibe nicht immer ruhig. Doch lange bin ich es. Meist kann ich auch ein ruhender Gegenpol sein, wenn andere unruhig sind.
Situationen können eskalieren auch Situationen mit Kindern eskalieren. Das Setting: Ich habe beim Abendbrot versucht, einem Kind eine Frage zu beantworten. Ein anderes Kind hat die ganze Zeit dazwischen gesprochen. Es gab eine Ansage der Mutter und eine von mir. Doch leider ging es weiter. Es wurde weiter unterbrochen mit Dingen, die hätten warten können. Naja, und dann wurde ich laut. Das Kind ging in sein Zimmer. Ich habe ihm das Handy abgenommen und schließlich hat es geweint. Danach wollte es mich nicht bei sich haben. Ich bin gegangen. Alu ist stattdessen gucken gegangen. Das machen wir beide so, wenn ein Elternteil einmal zu stark reagiert.
Schließlich ist unser Kind eingeschlafen. Ich war noch einmal nachschauen. Denn manchmal habe ich so eine Angst, dass irrationale Dinge geschehen. Ich habe vor dem Bett gestanden. Es gab Schlafgeräusche. Ich habe mich beim schlafenden Kind entschuldigt. Morgen werde ich unser Kind wecken und um Verzeihung bitten. Es lastet schwer auf mir. Ab und an passiert es mir. Dann überlege ich, ob ich irgendwo einen Ratgeber kenne, der das Thema angeht.
Mir fällt nichts ein. In die Geschichten und Beiträge, die ich kenne, werden austickende Eltern ausreichend behandelt. Vermutlich, weil es unangenehm ist, das zuzugeben. Ja, das ist es auch für mich. Es tut mir leid. Dennoch gibt es im Leben auch mehr als eine Situation, in der Eltern nicht vorbildlich und ruhig reagieren. Ich würde gerne wissen, wie man solche Situation anders lösen kann. Schließlich sollen jedoch die Grundregeln des Zusammenlebens eingehalten werden.
Wer jetzt sagt, Eltern sind Vorbilder: Ja, ich bin ein Vorbild im Zuhören und Ausreden lassen. Ich bin jedoch auch ein Beispiel, im zu laut reagieren. An sich stört mich das nicht. Kinder sollen auch Streit und Stress erleben. Denn sie sind Teil eines Familienlebens. Über mich ärgere ich mich hingegen schon.
Familie, das ist keine WG. Es ist keine freie Wahl. Wir sind aneinander gebunden. Wir lieben uns und nerven uns. Die besten Voraussetzungen, um Toleranz, Unterschiede und Miteinander auszuhandeln, wie man lebt. Nun hoffe ich auf Morgen und dass wir noch einmal darüber sprechen. Ich weiß es bleiben kleine Wunden. Meiner Meinung nach hält eine gute Beziehung das aus. Doch diese muss auch erarbeitet werden. Das heißt Eltern müssen sich entschuldigen können und ebenso bemühen, besser zu werden. Doch was denkt ihr? Wo gibt es mehr dazu, gerne mit praktischen Tipps. Wie steht ihr dazu? Bin ich / sind Eltern (zu) cholerisch?
Danke, euer
Konsti
Übrigens, ich konnte mich entschuldigen. Das Kind nahm dies an. Außerdem haben wir vereinbart, uns ausreden zu lassen in Zukunft.
7 Comments
Andrea Kuhla
26. September 2023 at 14:36♥️
Iris
26. September 2023 at 16:09ich schaffe es auch nicht immer die Ruhe zu bewahren. je nach eigener geistiger/ körperlicher Konstitution. ärgere mich dann sehr über mich selbst, entschuldige mich und wir versuchen einen Konsens zu finden. immer entspannt bleiben wäre mir lieber, schaffe ich bisher nicht. zu zweit ist es leichter, dann übernimmt der/ die andere, bevor es laut wird. ich bin so froh, dass wir zu zweit sind!
Julie
27. September 2023 at 18:11Eine gesunde Eltern – Kind – Beziehung kann das ab. Nicht nur, dass auch wir an unsere Grenzen geraten, sondern dass wir uns auch mal im Ton vergreifen. Wir sind keine Roboter, die nach Schema xy funktionieren, sondern Menschen. Wichtig ist nur, dass man reflektiert, seinen Fehltritt einsieht und auch mit dem Kind drüber redet, erklärt, was da schief gelaufen ist.
Wir sind auch oftmals impulsiv und laut, das ist unsere Art. Es wäre doch auch wenig authentisch und würde ein falsches Bild abgeben, wenn du die Floskeln aus irgendwelchen Ratgebern runter ratterst, wenn dir was nicht passt oder?
Lieber authentisch aneinander reiben als fake den Frieden bewahren. An Konfrontationen wachsen wir. 💚
Sandra Bergmann
29. September 2023 at 16:27Lieber Konsti,
Ich finde es toll, dass du dich dann auch entschuldigen kannst bzw. mit deinem Kind nach einem Vorfall darüber sprechen kannst. Das halte ich für das Entscheidende. Unschöne Situationen passieren jedem würde ich sagen, wichtig ist, wie man danach damit umgeht.
Liebe Grüße
Seren
1. Oktober 2023 at 09:37Du reflektierst das Ganze ja – ich mache das auch, nachdem ich heftig reagiere. Mein Partner aber macht das zB nicht, und dann bleiben größere Brüche und Wunden zwischen ihm und meinen Kindern (seinen Stiefkindern) über viele Jahre bestehen. Ich glaube, das ist ein großer Unterschied. Abgesehen davon hast nicht nur Du in der Situation nicht “perfekt” reagiert, sondern auch das Kind hatte zuvor Grenzen überschritten. Aber das konntet Ihr ja hinterher klären.
Flo
6. Oktober 2023 at 01:56Aus meiner Sicht hast Du alles richtig gemacht und es gab auch keinen Grund für eine Entschuldigung Deinerseits. Du als Erwachsener wolltest eine Sache erklären. Nun hat Dich ein Kind mehrfach unterbrochen und sich über Deine klar formulierte elterliche Bitte dies nicht zu tun hinweggesetzt.
Das war respektlos von dem Kind Dir gegenüber. Gegen eine Respektlosigkeit darf man sich auch innerhalb der Familie wehren. Und da darf man auch mal ordentlich auf den Tisch hauen. Letztlich hat das Kind ja die Grundregeln des Zusammenlebens zuvorderst dadurch gebrochen, dass es Dich nicht hat ausreden lassen. Erst auf diesen Bruch der Regeln des Zusammenlebens hast Du selbst mit einem (notwendigen) Regelbruch reagiert, indem Du dann laut wurdest. Wut ist eine völlig normale und gesunde Reaktion darauf, wenn man ständig unterbrochen wird.
Das ist letztlich doch eine wichtige Lektion für das Kind. Diese Lektion heißt:
Wenn ich anderen Menschen gegenüber die Regeln breche, dann brechen andere Menschen die Regeln auch mir gegenüber.
V
7. Oktober 2023 at 22:34Ich kann dazu das Buch „The Parenting Map“ von Dr. Shefali empfehlen. 🙂