Langsam zieht der Herbst ein in diese Stadt und während ich mit meinen Herbstschuhen durch das Laub raschele, mache ich mir Sorgen.
Mein Kopf rattert, denn immerhin hat uns der Alltag wieder und diese Pandemie wird von allen an die Seite gedrängt. Während ich noch drei mal die Woche die Kinder zum Testen animiere (zwei von dreien erledigen das in der Schule) nehmen die Infekte wieder Fahrt auf. Aushänge wie: “Magen-Darm, bitte lassen sie ihre Kinder daheim” oder “Wir hier Läuse aufgetreten” befinden sich längst wieder an den Türen aller Einrichtungen.
Früh am Morgen schlurfen wir durch die Stadt und ziehen die Masken über unsere Nasen, mittendrin in sehr vollen Verkehrsmitteln, die im Takt der Schienen “Die Pandemie ist scheinbar vorbei…vorbei..vorbei..” singen.
Obwohl die Kinder sich an alle A-H-A Regeln halten und wir weiterhin keine großen Veranstaltungen besuchen, so bleibt doch immer die Sorge im Hinterkopf “Hoffentlich wird keiner krank”, denn die an Covid erkrankten Menschen (ja Kinder sind auch Menschen) häufen sich in unserem Bekanntenkreis. Ich kaufe wieder neues Desinfektionsspray und FFP2 Masken mit Farben, nur um mich selbst nicht vor dem Spiegel zu langweilen.
In der Bahn lausche ich den Gesprächen über die anstehenden Wahlen. Die meisten von uns rollen inzwischen mit den Augen, zu viele Plakate oder auch Werbeständchen versuchen die Stimmen zu erhalten, aber ein direktes, ein konkretes Gespräch in der Bahn, das ist was anderes, das macht selbst eine müde Mutter wach. “Weeßte Manne, et is ja so: die janzen Heinis da, die kannste alle nicht wählen, aber rechts kannste och nicht wählen und na ja, die normalsten sind noch die von de rote Partei, aber denn haste ja wieder det Linksruckdings und dit will ja och keener haben, oder wat?” Manne nickt und schaut durch die verregneten Scheiben.
Ich halte die Hände der Jüngsten fest, während Manne und einige mehr vielleicht den Linksruck fürchten, versuche ich das Kind eher vor den scharfen Bremsmanövern der Berliner Straßenbahnfahrerinnen zu beschützen und fürchte mich vor Virenlasten und blauen Flecken.
Die Jüngste möchte heute am Nachmittag mit mir ein Plakat für den Klimastreik malen. RETTET FISCHE soll darauf stehen, denn die Jüngste hat noch niemals einen Wal gesehen (ich weiß Fische usw.) und wer würde da nicht gern die Fische retten? Am Nachmittag stapfen wir durch den Wald nach Hause und schwenken unser selbst gezeichnetes Pappplakat.
Edit: Leider waren wir heute dann nicht beim Klimastreik, denn der Aushang “Magen-Darm” erreichte dann die Jüngste ganz konkret und so demonstrierten wir heute in unserem Garten und tranken dazu Kamillentee.
Alu
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