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Elternleben

Ein letztes Schnurren

Gestern kam ich sehr müde von der Physiotherapie, die Therapeutin hatte mich ordentlich rangenommen bei der Lymphdrainage und ich hatte mich mit Schmerzen nach Hause geschleppt. Der Morgen war mit einem Besuch im Brustzentrum emotional gewesen. Schnell warf ich im Flur meine Klamotten ab und stiefelte dann die Treppe hoch. Aus dem Zimmer des Sohnes vernahm ich das laute Miauen unseres Katers. Ich öffnete die Tür und unser Kater Maxi erzählte mir erstmal etwas. Als ich mich hinlegte war er  dann direkt neben mir. Seit meiner Chemotherapie legte sich der Kater immer recht dicht an mich heran, wenn es mir schlecht ging. Mit seinem Schnurren (Katzen heilen sich damit selbst) brachte er mich zum Einschlafen und blieb dann immer noch eine Weile lang liegen.Ich wusste es da noch nicht, aber es war das letzte Mal, dass der Kater und ich so miteinander kuschelten und mich sein Schnurren in den Schlaf begleitete, denn gestern Abend wurde unser Kater direkt an unserer Straße überfahren.  Ein Nachbar fand ihn und so konnten wir ihn bergen und heute Morgen im Garten beisetzen.

Dass diese Gefahr bei einer Freigänger Katze immer besteht, das war uns immer bewusst.  Allerdings hofft man ja immer, dass der Fall nicht eintritt. Die großen Kinder waren noch wach gestern Abend, also haben wir getröstet, gehalten und schon mal im kleinen Kreis Abschied genommen.

Ich fand keinen Schlaf gestern Abend und als gegen 3 Uhr die kleine Schwester des Katers aus dem Haus wollte, da begleiteten wir sie nach draußen und öffneten die Kiste mit dem Kater für sie, zum Abschied nehmen. Erst schnupperte sie immer wieder an der Kiste, dann schaute sie direkt hinein. Danach verschwand sie ohne einen Ton im Haus und versteckt sich seitdem.

Heute Morgen haben wir es der Jüngsten gesagt, die bereits das Geburtstagslied für den Mann anstimmen wollte, der heute seinen Ehrentag hat. Wir kuschelten im Bett und sprachen mit ihr über den Verlust. Während Konsti das Grab buddelte, holte ich Brötchen und Tulpen. Wir begruben den Kater und legten ihm einen zerkauten Legokopf mit ins Grab, eines seiner Lieblingsspielzeuge.

Beim Frühstück gratulierten wir alle dem Mann und vergossen noch ein paar Tränen. Nun sind Konsti und die große Tochter los, die heute MSA Prüfungen hat und die beiden Kleinen schauen TV oder spielen. Ich sitze hier auf dem Sofa und denke daran, dass der Kater es liebte sich auf unsere Tastaturen zu legen, wenn man schrieb. Ich denke daran, wie er mich oft schon an der Tür begrüßte oder mich ein Stück Weg bei meinen Spaziergängen begleitete. Ich denke daran, dass wir zusammen in der Hängematte lagen und er mal einen lebenden Vogel ins Wohnzimmer brachte. Ich denke daran, dass er sich selbst inzwischen das Futter aus dem Regal nehmen konnte und die Packung zerbiss und Angst hatte vor dem Katzen-Spiel-Handschuh.

Ich weiß noch genau, wie der Kater als Winzling zu uns kam und lernte ihn während meiner Krebserkrankung nochmal mehr zu schätzen.  Mir war nicht bewusst, wie sehr einen auch Tiere durch diese Zeit tragen können. Nun weiß ich es.  Manchmal frag ich mich gerade wirklich wie viel Schmerz in 12 Monate passt und es ist erst April.

Alu

Maxi und ich nach dem Ende meiner Akuttherapie.

Maxi und ich nach dem Ende meiner Akuttherapie im Kampf gegen Krebs.

Wie wir vom Tod unseres Katers erfahren haben

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4 Comments

  • Juliane
    19. April 2023 at 17:04

    Wieviel man für so ein Tier empfinden kann ist schon erstaunlich. Ich kann das so gut nachfühlen. Seid gedrückt.

  • Der Emil
    19. April 2023 at 22:21

    ((( <3 )))

  • TAC
    20. April 2023 at 07:46

    Es tut mir sehr leid für dich und euch. Uns begleiten auch Katzen durchs Leben (aktuell eine Miez und 2 Kater), wir mussten schon immer mal eine Samtpfote gehen lassen und manchmal leider auch ohne Vorwarnung wegen Unfall. Ich weiß, wie ihr euch fühlt und wie schlimm es ist, ein vierbeiniges Familienmitglied zu betrauern. Deshalb, fühlt euch aus der Ferne gedrückt. Haltet euch gegenseitig, ihr seid eine starke Familie.
    LG von TAC

  • Petra Maria
    20. April 2023 at 18:47

    Aus eigener Erfahrung kann ich nur zustimmen; ja, die Stubenschnurren tragen einen durch schwere Zeiten und der Verlust reißt ein Loch ins Herz. Ich stand damals noch aufgelöst sowie heulend in der Tierklinik und werde diesen Tag nie vergessen.
    Ich fühle aus der Ferne mit und wünsche viele schöne zukünftige Momente und viele Schnurrer (denn ja, ein Leben ohne Katze ist schon möglich, aber nicht so schön und erfüllt wie mit Miaufaktor).

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