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Elternleben

Familie ist bunt – Was wünschen sich Mütter von der Politik? Eine Interviewreihe

Familie ist bunt in Deutschland und genau deswegen habe ich einige Mütter gebeten mir einfach mal auf Fragen zu antworten die sich mit Familie in Deutschland und Alltag beschäftigen.

Anokhi Mantel

Heute geht es los. In den nächsten Tagen stellen wir Euch immer mal wieder Mütter und ihre Ansichten vor. Ich kenne keine dieser Frauen persönlich, aber ich freue mich sehr, dass sie an meiner Reihe teilnehmen wollen. Die Bundestagswahlen stehen an und es wird endlich Zeit, dass mehr Frauen und vor allem auch Mütter das Wort ergreifen und erzählen wie es ihnen mit der derzeitigen politischen Situation wirklich geht.

Die Reihe startet heute mit Bente:

  1. Wer bist du?
    Ich heiße Bente und bin 43 Jahre alt.
  2. Wohnst du in einer Stadt oder auf dem Land?
    Wir wohnen in einer Kleinstadt in der Nähe von Hamburg.
  3. Wie viele Kinder hast Du?
    Zwei Jungs, 8 und 3 Jahre alt.
  4. Bist du gebunden, oder ungebunden?
    Ich bin seit 11 Jahren verheiratet.
  5. Wie ist Dein Arbeitsalltag und reicht das Einkommen für Eure Familie?
    Ich bin gelernte Erzieherin und habe dann noch Lehramt studiert. Nun bin ich Lehrerin an einer Berufsschule (Fächer Sozialpädagogik und Deutsch) und bilde dort ua Sozialpädagogische Assistenten und Erzieher aus.  Ich arbeite ca. 75%.
    Die Betreuungszeiten im Kiga sind von 7:30 bis 15 Uhr. Es gibt hier Kitas die früher anfangen und länger geöffnet haben, aber unsere wundervolle Einrichtung würde ich im Leben nicht eintauschen, da würde ich eher weniger arbeiten 😉 An Schultagen ist der Morgen stressig, da ich eigentlich vor den Kindern aus dem Haus muss (35 min Fahrtweg) um rechtzeitig um 8:00 Uhr in der Klasse zu stehen. Mein Mann ist ca. 22 Wochen im Jahr nicht da, so dass an den Tagen, an denen ich um 8 unterrichten muss und mein Mann nicht da ist, meine Mutter (wohnt 200 Schritte entfernt) herkommt, den Großen auf den Weg schickt und den Kleinen in den Kiga fährt. Ist mein Mann da, übernimmt er das natürlich. Erst ab der 3./4. Std zu unterrichten ist keine Option, da ich dann bis 15:10 Uhr Unterricht hätte und am Nachmittag eine Betreuungslücke wäre. Der Schulalltag ist immer voll, da neben dem Unterricht die Pausen gefüllt sind mit Schülergesprächen, Absprachen mit Kollegen, Aufsicht etc. Ich komme relativ zeitnah zu den Kindern wieder nach Hause, bzw hole den Kleinen meistens auf dem Rückweg von der Schule wieder aus dem Kiga, nachdem ich schnell noch etwas eingekauft habe. Die Nachmittage (ab ca. 15:30 Uhr) sind dann geprägt von Spielen, Verabredungen, Sport (der Große) bzw. Hausaufgaben (auch der Große – ich HASSE Hausaufgaben!!!) und “nebenbei” etwas Haushalt. Es sei denn es sind Konferenzen, dann müssen die Kinder für den Nachmittag untergebracht werden. Wenn dann zwei Konferenzen und uU noch ein Elternabend oä in einer Woche sind, wird es schnell ätzend. Wenn die Kinder am Abend im Bett sind und ab ca. 21 – 21:30 Uhr hier Ruhe eingekehrt ist, gehe ich sehr oft wieder an den Schreibtisch um den Unterricht vor, bzw. nachzuarbeiten – das dauert meistens  bis ca. 22:30 Uhr (in Korrekturphasen oft weit länger) Dann plumpse ich k.o. ins Bett und am nächsten Morgen geht der wilde Ritt wieder von vorne los… Wie bei allen arbeitenden Eltern wird es schwierig, wenn eines der Kinder krank ist. “Kinderkrank” gibt es für Lehrer quasi nicht wirklich. Wir sind dann halt nicht da und es muss irgendwie gepuffert werden, indem man mit krankem Kind auf dem Schoß noch schnell einen Arbeitsauftrag aus dem Boden stampft oder die Stunden fallen schlicht aus. Was dann auch mal dazu führen kann, dass von der Schulleitung ein Gespräch anberaumt wird über die Prioritäten im Leben. :-/ Neben der Tatsache, dass ich die Arbeit immer mit zu Hause habe und eigentlich nie fertig bin, hat es auch massive Vorteile Lehrerin zu sein. Wir müssen uns keine Gedanken darum machen, wie wir die Betreuung in den Ferien geregelt bekommen. Dafür nehme ich dann auch in Kauf, dass ich mir nicht “mal Urlaub nehmen” kann, wie Angestellte in anderen Branchen. Wenn ich frei habe, hat mein Großer auch frei. Die Bezahlung als Beamtin in höheren Dienst ist meines Erachtens gut und ich könnte uns als Familie damit alleine gut versorgen. Mein Mann ist selbstständig, so dass wir auch in “schlechten Monaten” mit dem Geld hinkommen (trotz eines gewissen Luxus wie Haus, 2 Autos, etc.) Ich bin mir auch sehr bewusst, welches Privileg ich habe, mir keine Sorgen um meinen Job machen zu müssen. Sofern ich mir nicht ganz schwerwiegende Dienstvergehen zu Schulden kommen lasse, behalte ich den Job und bekomme pünktlich mein Geld.
  1. Was fehlt Dir in der Familienpolitik?
    Mir fehlt ein großer, ganzheitlicher Plan. Wie wollen wir in diesem Land leben? Was brauchen Familien in Deutschland.
    Ich habe das Gefühl, dass ständig eine neue Sau durch’s Dorf getrieben wird.
    Beispiel KIinderbetreuung:
    Das Elterngeld wurde eingeführt, im Nachlauf der Rechtsanspruch auf einen U3 Platz ab dem Beginn des 2. Lebensjahres und dann wundern sie sich, dass mit einem Jahr die Kinder einen Betreuungsplatz brauchen?
    Es gibt einen Mangel an Betreuungsplätzen und an Erziehern. Wirklich überraschend ist das nicht. Nun sollen Erzieher auf Uniniveau “ausgebildet” werden um dann höher qualifiziert zu sein und mehr zu verdienen, was den Zulauf zu diesem Beruf erhöhen soll. Damit bricht aber gleichzeitig dann eine ganze Reihe an Interessenten weg, die zwar vielleicht begnadet im Umgang mit den Kindern sind, aber die wissenschaftl. Ansprüche nicht erfüllen können. Alternativ soll die derzeit schulische Ausbildung zu einer dualen Ausbildung werden, bei der die Azubis dann auch von den Einrichtungen bezahlt werden. Wie soll das finanziert werden? Die Träger der Einrichtungen können sich das Geld ja auch nicht einfach drucken. Außerdem liegt der Erziehermangel nicht zwingend daran, dass so wenige Menschen diesen Beruf ergreifen wollen, oder die 4 jährige Ausbildung ohne Bezahlung scheuen. Bewerber gibt es genug, aber: Um mehr Erzieher auszubilden braucht es auch mehr Lehrer, die diese Klassen unterrichten. DIe Kapazitäten der Hochschulen, die diesen Studiengang anbieten, sind aber sehr begrenzt, was dazu führt, dass auch hier Personalmangel herrscht. Die Prozesse sind komlexer und dauern länger als eine Legislaturperiode, daher sollte von immer neuen Versprechungen mal Abstand genommen werden um erst einmal die offenen Baustellen fertig zu stellen.
  1. Was wünscht Du Dir von der Politik für Familien in Deutschland?  Mehr Realität und mehr Pragmatismus. Was nützt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, wenn es extrem leicht ist, diesen Anspruch auszuhebeln.
  1. Willst Du verraten was Du wählen wirst und warum? Mein Anfang-20jähriges Ich muss sich noch damit anfreunden , dass das Leben mich konserativer gemacht hat als ich je dachte. Um den Ausgleich für mich herzustellen werden die Stimmen aufgeteilt.
  1. Liest Du Familienblogs und wenn ja welche?

Euren ;),  “Familienbetrieb”, “Geborgen wachsen” und die tolle Rike Drust – andere wenn           ich drüber stolpere.

  1. “Ich habe heute leider kein Foto für dich ” 😉

Liebe Grüße Bente

Danke für den Einblick liebe Bente, mehr Portraits gibt es demnächst, denn wir wollen zeigen was sich Familien von der Politik erhoffen und wie es Ihnen geht.

Konsti und Alu

Möchtet Ihr mitmachen? Dann schickt uns gern eine E-Mail an alu@grossekoepfe.de

was wünschen sich Familien von der Politik

 

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1 Comment

  • Familie ist bunt - Was wünschen sich Mütter von der Politik
    21. September 2017 at 06:41

    […] Willkommen zu Teil 2 der Interviewreihe: Ich kenne keine dieser Frauen persönlich, aber ich freue mich sehr, dass sie an meiner Reihe teilnehmen wollen. Die Bundestagswahlen stehen an und es wird endlich Zeit, dass mehr Frauen und vor allem auch Mütter das Wort ergreifen und erzählen wie es ihnen mit der derzeitigen politischen Situation wirklich geht. […]

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