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Elternleben Kindergartenkind

“Heute schon mit ihrem Kind gesprochen?” Also ich nicht. Sie vielleicht?

Liebe Senatsverwaltung,

danke für Eure Kampagne “Heute schon mit ihrem Kind gesprochen?” Da habt ihr mich aber voll erwischt wie ich da jeden Tag auf dem Spielplatz sitze und fortwährend in mein Handy starre, während meine drei Kinder alleingelassen durch den Sand toben müssen.

Natürlich hat mich eure Studie darüber, dass die Eltern-Kind-Beziehung mindestens einmal am Tag durch die Nutzung des Smartphones erheblich gestört wird sehr betroffen gemacht und ich habe gleich meine Kommunikation mit meinen Kindern verbessert und geschaut, dass ich wirklich IMMER also wirklich IMMER für sie zur Verfügung stehe wenn ihre kleinen niedlichen Stimmen mich auf dem Spielplatz auffordern ganz bei ihnen zu sein.

Heute schon mit ihrem Kind gesprochen_grossekoepfe.de

Dieses Foto wurde mit einem Handy fotografiert. Entschuldigung.

Leider jedoch finden die Kinder das alles gar nicht so gut wie ihr, dass ich jetzt IMMER mit ihnen rutschen, schaukeln und buddeln will. Sie lassen mich sogar stehen während ich verzweifelt mit Schippe und Eimer hinter ihnen herlaufe um ihnen endlich eine gebührende Aufmerksamkeit teil werden zu lassen. Sie rennen davon, rufen „alleine, alleine“ und schubsen mich von der Rutsche.

Heute schon mit ihrem Kind gesprochen?

Auch anderen Eltern, denen ich eure Plakatkampagne wärmstens empfohlen habe und vorgelesen habe das eine Frustrationsspirale in der Eltern-Kind-Beziehung durch das ständige auf “Smartphone Gestarre” auf dem Spielplatz entstehen kann, haben nun die gleichen Probleme wie ich.

Elterliche Hintern auf kleinen Rutschen

Sie verstopfen mit ihren elterlichen Hintern und ihren großen Füßen nun die Rutschen und Kletterbäume auf den Spielplätzen weil sie doch da sein wollen, so richtig im Moment! Sie wollen mitspielen  und diese kleinen Racker lassen sie einfach nicht. Wir sitzen nun seit der Plakatkampagne verstört in unseren Spielplatzecken, tauschen unsere Zeitungen (wie ihr empfohlen habt) aus und schneiden uns kleine Gucklöcher hinein um den Nachwuchs auch immer im Blick zu haben und immer auf Kommando abrufbar zu sein.

Heute schon mit ihrem Kind gesprochen_grossekoepfe.de

Ich schreibe natürlich keine E-Mails mehr unterwegs, sondern erst nach 22 Uhr.

Wie Smartphones das Leben erleichtern ruinieren

Leider habe ich, seitdem ich eure Kampagne ernst nehme,  etliche wichtige Terminabsprachen für die Kinder verpasst. Ich bin völlig neuen Lebensumständen unterworfen seitdem ihr mich so ertappt habt. Ich muss nun noch mehr lautstarke Telefonate auf dem Weg zur den Kinder- Einrichtungen in der S-Bahn führen und erledige dringende E-Mails jetzt immer nach 22 Uhr, wenn alle Kinder in ihren Betten liegen und ich wirklich bis dahin ganz nah nur bei ihnen war.

Die Technoferenzen  finden nun nur noch mit meinem Partner statt. Unsere Kinder sollen ja auf keinen Fall frustriert werden. Mein Schlafmangel hat sich durch die Veränderung so sehr erhöht, dass meine Augenlider immer häufiger auf dem Spielplatz zufallen und das ich nun gezwungen bin gar nicht mehr mit den Kindern raus zu gehen und meinen Kaffeekonsum sehr zu erhöhen. Was sind schon einige meiner Lebensjahre gegen das kleine unverblümte und geschützte Glück auf dem städtischen Spielplatz oder?

Ob die Plakate überhaupt ausreichen? Handzettel und Verbotsschilder in allen öffentlichen Verkehrsmitteln wären gut. In Kindergärten sollten überall Warnschilder stehen. Vielleicht auch ein Warnton wenn ich das Telefon in der Eisdiele zücken will? Vergessen wir den Breitbandausbau und stickern die Coffee-to-go Becher meiner Elterngeneration lieber mit dieser Message zu.

Heute schon mit deinen Eltern gesprochen?

Meine große Tochter allerdings verzieht sich nun immer  häufiger mit ihrem Smartphone ins Zimmer und sagt „Du nervst“, daher wollte ich fragen ob ihr vielleicht als nächste Plakatkampagne dann bitte eine „Heute schon mit deinen Eltern gesprochen“ starten könntet?  Denn ich glaube ganz fest, dass Bevormundung wirklich der einzige Weg ist wie man Eltern und Kindern helfen kann den digitalen Wandel so richtig zu erleben und zu verarbeiten, da bin ich mir ganz, ganz sicher.  Oder?

Alu

Heute schon mit ihrem Kind gesprochen_grossekoepfe.de

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3 Comments

  • Eva
    10. September 2018 at 18:58

    Hihi, sehr gut 🙂 Ein super Text!
    (Schreibe ich, während das Baby sich an mir in den Schlaf nuckelt)

  • Thies
    19. September 2018 at 13:23

    Ich lach mich schlapp… Was ist denn das für eine Kampagne? Glaube, die angesprochen Eltern werden so eh nicht erreicht – vielleicht eher mit ner App 🙂
    Und Kinder leiden an Schlafstörungen, weil die Mutter während das Baby an ihr schlummert im Internet surft?!? Das ist doch ein Scherz. Bevor ich nervös werde, weil ich noch ein paar Mails beantworten muss, während mein Baby neben mir kuschelt und es aufwacht, wenn ich aufstehe, mache ich das doch mit dem Smartphone. Immerhin SCHLÄFT es. Wenn es wach ist, muss ich ansprechbar sein 😉
    Mütter, zurück in die Unselbstständigkeit. Ihr müsst nicht erreichbar sein. Ist das die Message dahinter?!?
    Unglaublich!

  • Petra
    17. Juli 2019 at 09:51

    Haha, super!

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