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Brustkrebs Elternleben

Ich träume wild in diesen Tagen – Gedanken zur Gesundheit #Brustkrebs

Ich träume will in diesen Tagen. Ich fahre Achterbahn und kann nicht aussteigen, ich trinke Cola Zero auf einem Kreuzfahrtschiff gen Nordpol.

Immer wieder wache ich auf, mein Herzschlag ist beschleunigt. Ich atme, um mich zu beruhigen. Ich liege wach und starre ins Dunkle.

Mein Unterbewusstsein arbeitet und arbeitet und ich spüre nach so vielen Monaten des Funktionierens in dieser Erkrankung auch das Trauma, das damit einhergeht wenn man Krebs hat.

Bereits zu Beginn hatte ich das Gespräch mit einer Psychoonkologin gesucht, aber vor allem um nach Hilfen für die Kinder zu fragen. Ein krankes Elternteil, was für eine Belastung für eine Kindheit. Nachdem die Kinder versorgt waren, habe ich funktioniert. 20 Wochen Chemotherapie, einfach machen, immer machen. Eine riesige Operation bei dem einem Körperteile entfernt wurden und man Prothesen erhalten hat? Einfach immer weiter machen. Weiter und weiter und weiter.

Seit fast zwei Wochen erhalte ich nun täglich Bestrahlung. Immer früh am Morgen kommt das Taxi und ich lege mich anschließend oft etwas hin. Die Medizin macht sehr müde, ich fühle mich wie eine alte Frau. Meine Gelenke sind steif, die Übelkeit ist zurück. Meine Brust ist rot und ähnelt einer Rosine. Die Tage haben durch die Bestrahlung am frühen Morgen eine ganz andere Struktur und ich habe mehr Zeit und vielleicht auch endlich den Kopf mal darüber nachzudenken was das alles für mich eigentlich bedeutet.

Brustkrebs Berliner Blog Familie

Inmitten einer besonderen Zeit wurde ich einfach herausgerissen, mein Arbeitsalltag verschwand plötzlich und ich fügte mich ein, in einen neuen Ablauf. Ich lief und lief und funktionierte. Ich ließ mich dahin fahren und abholen und schlief und kotzte und fuhr wieder dahin, immer in dem Wissen, dass mich die Medizin gesund machen soll.

Ich lag wach und verharrte in Angst und spazierte und lief dem Krebs weg und redete nicht viel darüber, über die Angst und den Krebs und das Gefühl manchmal doch mit der Krankheit immer einsamer zu werden.

Und nun fahre ich wieder in diese Klinik, jeden Tag. Ich treffe auf dem Flur die gleichen Menschen und meine Brüste sind wieder ein Allgemeingut auf das jeder schauen darf und die behandelt werden wie „das Ding“ und nicht wie ein emotionaler Teil meines Körpers.

Des Nachts liege ich weniger wach. Dafür träume ich wild, so wild und bin schweißgebadet, wenn ich im Traum die Achterbahn aus ihren Angeln hebe oder das Kreuzfahrtschiff umlenken muss. Ich denke und träume und suche in der Nacht wieder die Hände von meinem Mann um mich festzuhalten.

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„Wie nennt man das eigentlich gerade, diese Phase der Therapie?“, frage ich mich im Dunkeln und irgendwie hänge ich da zwischen: Tumorfrei aber krank, weiterhin in Krebsbehandlung und chronisch krank; und dann falle ich wieder in einen tiefen Schlaf und kämpfe in meinen Träumen mit riesigen Monstern.

Alu

 

Brustkrebstraum

 

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4 Comments

  • Almut
    25. Januar 2023 at 20:11

    Alles Gute und viel Kraft weiterhin!

  • Katta Lindner
    26. Januar 2023 at 20:00

    Heilung kann man leider nicht beschleunigen. Ich wünsche Dir immer ein Licht & Kraft – auf dem Weg.

  • Sabune
    28. Januar 2023 at 23:11

    OMG. Das! Diese Worte passen 100%. Es ist so ein Chaos in der Seele. Viel Kraft auf dem weiteren Weg.

  • Honigsaum
    29. Januar 2023 at 14:46

    Liebe Alu, ich befinde mich in einer ganz ähnlichen Situation wie du und empfinde vieles genauso. Wahrscheinlich ist das unausweichlich nach dem Funktionieren während der Behandlung. Ich wünsche dir alles Gute!

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