Ich rufe mir die Freiheit in Erinnerung
In einer Zeit, in der in meinem gut situierten, akademischen Umfeld die Anderen und ich baff erstaunt dorthin gucken, wo
die Medien uns einen Einblick in eine Welt voll Not und Hoffnung gewähren. Orte, die für Menschen die durchgekommen sind, die ihre Brüder und Schwestern zurücklassen mussten, oft genug ihre Eltern und noch einmal schrecklicher (als
wäre Schrecken potenzier bar) ihre Kinder sterben sahen, denke ich über meine Freiheit nach.
![]() Ausweis_Alu |
“Lagertauglich”.Ein Auszug aus dem Teilnehmerheft der DDR von @Aluberlin |
Ich bin frei. Ich bin nicht frei geboren (im demokratischen Sinn). In dieser Stadt doch
in einem anderen Land, 1980. Ich hätte wohl nicht studieren dürfen. Ich hätte
mich arrangiert, oder wäre ausgewandert.
Reinickendorf, woher mein Onkel mit seinem Mercedes uns besuchen kam, nie
kennengelernt. Hätte nie verstanden, dass der monatliche Besuch für ihn eine
Selbstverständlichkeit war (aus Dankbarkeit für sein freies Leben), den Kofferraum
voller Essen und Waren, die wir nicht kaufen konnten in Pankow.
Ich hätte nicht wählen dürfen
Warschauer Paktes umgekommen, oder als Spatensoldat schikaniert worden
(18 Monate oder mehr “Wehrpflicht” in der Armee mit der zweithöchsten
Rekrutensterblichkeit).
von der Vernunft her, oder von Gott definiert sein kann und dennoch das Gleiche
bedeutet: Meine Pflicht bedacht zu wählen, die Mitmenschen zu achten und meine Freiheit zu teilen.
Luxus. Viel zu selten richte ich meine Gedanken gen Himmel und danke Gott
dafür. Viel zu selten danke ich denen persönlich, die mir so viel Gutes getan
haben. Ich danke der Lehrerin auf der POS “Prof. Wassili Suchomlinsky”, die eine Kommunistin alten Schlages war, voller unbeirrbarer Überzeugung.
dass es meinen Eltern als katholischen Christen andersherum eine Herzenssache war, sich nicht übermäßig mit dem Staat gemein zu machen und ließ mich in Ruhe.
Diese Freiheit im Herzen rufe ich heute in meine Erinnerung.
Retrospektiv war nichts in meinem Leben alternativlos. Ich habe entschieden, meist richtig gewählt. Die Menschen die
nun bis zu uns durchgedrungen sind, sie haben entschieden. Sie sind einen Weg
gegangen ohne, wie ich nach 1989, eine wirkliche Freiheit dazu zu haben. Überlebenswille und die Sehnsucht in Freiheit, besser, zu leben.
“FREItal” oder sonst wo verteidigen kann (auch in meinem Heimat-Stadtteil waren freie Menschen der Meinung dies kollektiv verteidigen zu müssen, gegenüber einem bunten Containerdorf, vor einer Plattenbausiedlung. [Vielleicht,
war es der Neid auf die viel hübscheren Container?]).
sein Recht zur Freiheit gut nachdenken und daher besonnen handeln. Denn es gilt das Zitat einer gewissen Rosa Luxemburg (wenn auch schon längst aus dem Kontext gerissen) “Die Freiheit ist immer auch die des Andersdenkenden”. Ich
möchte ergänzen, die des Andersfarbigen, -gläubigen, -lebenden.
ihrem Sinne zu handeln, zur richtigen Zeit. Freiheit heißt aushalten. Freiheit heißt Klappe halten.
![]() |
Freiheit aushalten, in Dahlem @lichtfix |
diesem schönen (immer noch) freien Land ein Zielort sein. Am Ende werden es
unsere Taten sein die zählen. Unser Handeln aus einer besonnenen Freiheit. Die uns Deutschen (den meisten von uns)
einfach geschenkt wurde – ohne Gegenleistung. Ja, sie ist eine Bürde. Eine, die
wir niedrig halten können:
Wir haben die Freiheit erhalten, wir sollten sie weitergeben.
Gedankenspiel bleibt, dass ich nie fliehen muss, nie Andere bitten muss aus
Ihrer Freiheit heraus zu teilen.
Hoffnung, viele Mitfreie geben den Grund dazu. So kann die geteilte Bürde der
individuellen Freiheit uns befreien – wenn wir gut handeln (Zur Erinnerung
Freiheit ist nicht Produkt des Wohlstandes). Dann bilden viele Menschen in
Freiheit das, was ich bereit bin zu verteidigen: Aus freien Stücken zu helfen.
Mit meiner Freiheit die Würde einzulösen, die unantastbar jeder Mensch hat.
1 Comment
David
22. September 2015 at 06:45Danke für die treffenden Zeilen! Daumen hoch!