Es ist Ostersonntag, 7:12 Uhr. Nicht weil die Kinder verschlafen hätten – nein, sie liegen längst wach und flüstern conspiriös über Nestverstecke und mögliche Taktiken für die Schoko-Eroberung. Aber raus kommen? Erst, wenn wir Eltern aufstehen, ist doch klar. Ostern mit älteren Kindern ist wie ein Strategiespiel auf Expertenniveau (bei dem man die Regeln niemals ganz verstehen wird)
Der Osterhase ist tot? Lang lebe der Schokohase!
Die Zeiten, in denen jemand „Der Hase war daaaa!“ quietschte, sind vorbei (manchmal schade). Jetzt stehen da drei kluge, kritische, ständig hungrige Menschen vor uns, die genau wissen, dass wir die Nester befüllt haben – und trotzdem gerne so tun, als ob da noch ein bisschen Magie mitschwingt. Zumindest, solange es Schokolade gibt.
“Das ist übrigens die gleiche Schokolade wie letztes Jahr”, sagt eins der Kinder trocken. Das andere nickt: “Und du hast das Nest nur woanders hingetan.” Ich versuche, beleidigt zu sein – aber hey, wenigstens haben sie’s gefunden. Und gegessen wird sie trotzdem. Auch mit 8, 14 oder 17 – Schokolade geht immer.
Wenig Konsum, viel Gewusel
Geschenke? Gibt nur eins. Für jedes Kind. Und es wird gefeiert, als hätten wir ein goldenes Ei gelegt. Wir haben das mit dem “Weniger ist mehr” irgendwann etabliert, und obwohl es anfangs Protest gab “Was, NUR eins?!” ist es heute fast Ritual. Es macht den Moment größer. Und entspannter.
Was allerdings nicht entspannter ist: Fünf Meinungen zur Tagesgestaltung. Einer will raus (“aber ohne Spazieren”), die Jüngste will plötzlich noch was basteln (aber ohne dass es jemand sieht), und das dritte Kind schlägt vor, einfach alle zusammen eine Serie zu bingen. Gemeinsamkeit ist ein flexibler Begriff in dieser Altersgruppe, aber hey – wir sind alle zusammen und das zählt!

Es wird danach kleines Ostern gefeiert. Für jeden nur ein Hase und ein kleines Extra.
Osterliebe zwischen Augenrollen und Kakao
Es ist nicht mehr das bunte Bastel-Ostern mit Wackelaugen und Glitzerkleber. Es ist jetzt anders laut, wortreicher, widersprüchlicher – und trotzdem spüre ich da die Nähe. Weil diese älteren Kinder vielleicht keine Hasenohren mehr tragen wollen (obwohl wir natürlich welche haben) aber genau spüren, wenn es um etwas von Herzen geht. Zeit, Aufmerksamkeit, Zusammensein! Auch wenn das heißt, dass jemand mit dem Handy daneben sitzt und trotzdem über die Gags schmunzelt.
Am Abend gibt es Ruhe. Fast.
Sie schlafen später, klar. Aber irgendwann ist es doch wieder super. Und wir Eltern sitzen da, zwischen dreckigen Teetassen, Schokopapier und Gedanken an eine vergehende Kindheit, irgendwie bin ich wehmütig, weil dieses Ostern ebenfalls andeutet: Sie werden groß.
Mir bleibt der Gedanke: Auch große Kinder freuen sich über kleine Rituale. Und Eltern sich über zwanzig Minuten Sofa-Ruhe mit dem letzten Schokohasen. Auch wenn der ein Ohr weniger hat als gedacht.
Alu
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