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Elternleben

Sind ElternbloggerInnen politisch relevant? Ein Vortrag in Worten

Die gesellschaftliche Relevanz der ElternbloggerInnen in
Deutschland

ElternbloggerInnen sind gesellschaftlich, sowie politisch
relevant. Mehr als 1800 (derzeit bei Brigitte Mom) gelistete BloggerInnen aus
dem Genre FamilienbloggerInnen zeigen seit mehr als 10 Jahren Alltag in
Deutschland und äußern sich u.a. zu familienpolitischen Themen.  Da diese Zahl eine enorme Wortgewalt und
Reichweite in Deutschland ausmacht, sollten man sich einmal näher anschauen wer
in Deutschland überhaupt bloggt und worüber:
Im Rahmen der #Blogfamilia Umfrage 2015 wurde ermittelt,
dass 83% der ElternbloggerInnen aus ihrem Alltag berichten. Diese
Alltagsberichte sind privat, jedoch damit auch immer politisch. Nur 23% der
befragten ElternbloggerInnen verstehen sich als Ratgeberblog und sind oftmals
gekoppelt an pädagogische Konzepte.
Das Elternbloggen an sich kann längst nicht mehr nur als
Trend angesehen werden, so existieren 69% der Blogs bereits länger als ein Jahr
und 28% bereits länger als drei Jahre. Während die weichen Themen wie Baby,
Schwangerschaft und Ernährung die häufigsten Themen sind, so finden sich jedoch
auch immer wieder andere Rahmenthemen die ElternbloggerInnen einen. So gehören
die Themen: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Alleinerziehende, finanzielle
Rahmenbedingungen für Familie und Zukunftsentwürfe für die Kinder zu den Themen
die immer wieder aufgegriffen werden und breit durch verschiedene Blogs
aufgestellt sind.
Obwohl für 66% der BloggerInnen das Bloggen nur ein Hobby
ist, so werden durch die Verarbeitung von Alltagsgeschichten immer wieder
politische Denkanstöße hereingetragen und dieses Bloggen stört sich nicht an
der Tatsache, dass 44% der BloggerInnen mit ihrem Blog auch Geld verdienen
wollen.
Ein gutes Beispiel für die Verteilung der ElternbloggerInnen
und teils auch regionale politische Themen, oder die Verbreitung von
Initiativen kann man auf der Karte von @familiert erkennen. In Ballungszentren
wie Berlin, Hamburg und München sind die Kästchen sogar so zahlreich, dass man
nie alle BloggerInnen entdecken kann. Hier ist auffällig, dass z. Bsp. Initiativen
wie „Be an Angel“ in Berlin, oder „Heimatstern“ in München auch regionaler noch
stärker durch ElternbloggerInnen unterstützt werden. Die Karte eignet sich also
nicht nur für Agenturen, sondern auch als Ansatz für
gesellschaftlich-regionale-Themen.
ElternbloggerInnen haben, nach meiner Meinung, wie kein
anderes Bloggergenre in Deutschland die Möglichkeit Vielfalt aufzuzeigen. So
können sie sich in den Bereichen Erziehung, DIY, Interieur, Mode, Technik usw.
tummeln, ohne jemals das komplette Genre der ElternbloggerInnen verlassen zu
müssen. Es sind die Themen die nachhallen im Kopf. Ob Lucie Marshall über das
Leben mit Flüchtlingen erzählt, oder Berlinfreckles das Thema Krebs bei Kindern
aufgreift, die Art und Weise der politischen Äußerungen sind weit gesteckt.
(Bsp. Minimenschlein und Oh wunderbar für DKMS, Andrea Harmonika zur Fluchtgeschichte ihrer Familie, Kaiserinnenreich zum Thema Inklusion. Themen die
oftmals polarisieren und werden später in der Politik aufgegriffen. Die Themen werden in
der Welt der ElternbloggerInnen bereits oftmals diskutiert und wandern dann in den politischen Rahmen. Die Themenvielfalt und das Interesse für die gesellschaftlichen
Umstände sind sicherlich oft den Umständen des Interesses am eigenen Nachwuchs
geschuldet und können somit aber in einer ganzen Community zur Diskussion
gestellt und auch von hunderttausenden Eltern in Deutschland wahrgenommen
werden, es sind Themen die nachhallen im Kopf.
Bereits 2012 hat Griffith Consulting die gesellschaftliche
Relevanz von ElternbloggerInnen erkannt und bereits eine Handvoll
ElternbloggerInnen zum ersten Treffen, in Zusammenarbeit mit Familotel insRookhus eingeladen. Selbst jetzt findet sich zum Thema Elternblogger politisch
und relevant immer noch häufig dieses erste Treffen in 2012 im Netz.
Loosysays hat in einem Interview auf dem Blog FruehesVoger’l
einmal zu der Frage „Warum sie Elternblogs liest“ einige sehr relevante Punkte
genannt. Eltern können auf Elternblogs relevante Werte vermitteln bekommen, die
Fragen die hier entstehen sind: „Wie wachsen sie auf, welche
Werte werden ihnen vermittelt? Lernen sie frühzeitig, dass alle Menschen
gleich viel wert sind, dass es völlig egal ist, welche Hautfarbe, Religion,
Behinderung, sexuelle Orientierung oder sexuelle Identität besitzt? Wie werden
sie zu verantwortungsvollen, selbstbestimmten, glücklichen Menschen, die dann
ihr Leben so führen, dass andere dadurch nicht benachteiligt werden? Wie können
wir eine bessere Gesellschaft schaffen, wenn wir nicht ganz früh damit
anfangen? Wie macht Ihr das alles und wie kann ich das später vielleicht selbst
einmal machen? Eltern suchen Rat im Netz und finden Antworten. Sie vergleichen
ihre Lebenssituationen mit denen anderer.“
Auch hier ist das Private somit immer politisch und wirkt
sich gesellschaftlich aus, durch die Fragestellungen einzelner Eltern.
Gerade in den letzten 1,5 Jahren hat die ElternbloggerInnen
Szene jedoch in Bezug auf politische Themen Fahrtwind aufgenommen. Bekannte
Beispiel dafür sind die Debatten zur Hebammenproblematik #Motherhood, die Debatte
zu #RegrettingMotherhood, das Bloggen von #Kleinerdrei die
durch ihre Vielfalt und ihre Präsenz immer wieder Rollen- und Familienbilder in
der Gesellschaft diskutieren, Die #Rosahellblaufalle die in Fragen der
gendergerechten Erziehung und Rollenklischees eine starke Rolle einnehmen. Die
#Mompreneurs die durch erhöhte Medienaufmerksamkeit auf die Lage von
selbstständigen Müttern in Deutschland aufmerksam machen und
#BloggerfürFlüchtlinge, dass massiv durch ElternbloggerInnen getragen und geleitet
wird.
Die Stimmen der ElternbloggerInnen werden inzwischen gehört,
nicht nur aus dem „das Private ist immer politisch“ Punkt heraus, sondern auch
durch die Öffnung der Ministerien gegenüber der digitalen Welten. Federführend
kann hierfür übrigens das BMFSJF genannt werden, die zum Beispiel nun eine
Umfrage zu den Bundesjugendspielen gestartet haben und immer mehr
ElternbloggerInnen zu den Themen „Digitale Familien“, „Vereinbarkeit von Beruf
und Familie“, „Inklusion“ anfragen und einladen. Auch das Projekt Familyunplugged ist hier als positives Beispiel für politische Anregung durch die Darstellung von Alltag zu nennen.
Bereit 2014 begann man erste Kontakte zu den Ministerien und
Landesbehörden aufzubauen. Um jedoch noch eine breitere Masse mit dem
gesellschaftlichen Engagement und der politischen Relevanz von
ElternbloggerInnen zu erreichen, wurde 2015 der Blogfamilia Award gegründet.
Dieser Award soll die Sichtbarkeit der einzelnen Projekte und Projektträger in
der ElternbloggerInnen Szene nochmals erhöhen. Bis zum 24.4.16 um 24Uhr konnte
man hierzu jeweils eine Nominierung einreichen. Die meistgenannten drei Nominierten
werden eingeladen und vor Ort der #Blogfamilia wird über die Höhe des Preises
für das Projekt entschieden. Dabei gilt es die Idee und das Projekt zu
honorieren und zu unterstützen, sowie die Person dahinter auch sichtbar zu
machen. Platz 1: 400 EUR plus ein ASUS
Transformer Book T100HA; Platz 2: 250 EUR plus ein ASUS ZenWatch 2 WI502Q; Platz 3: 100 EUR plus ein ASUS Smartphone ZenFone Max.
Die verteilten Gelder fließen an das Projekt, das dem/r Blogger/In am Herzen
liegt um es auch in seiner weiteren Arbeit zu unterstützen.
Um die gesellschaftliche Relevanz von ElternbloggerInnen
auch zu zeigen, zu unterstützen und professionalisieren (in allen Bereichen)
wurde 2015 die Blogfamilia gegründet. Sie ist die größte ElternbloggerInnen
Konferenz in Deutschland und schließt sich direkt an die republica an, um das
Wissen des Fachpublikums noch zu erhöhen. Am 5. Mai 2016 werden in Berlin 125
ElternbloggerInnen zur kostenfreien und elternfreundlichen Konferenz erwartet.
Auch das BMFSJF wird neben vielen Sponsoren aus der Wirtschaft direkt vor Ort
sein und mit den ElternbloggerInnen zusammen lernen und diskutieren.
Die Blogfamilia Konferenz ist jedoch nur ein Baustein.
ElternbloggerInnen zu vernetzten und zu unterstützen ist in vielen Bereichen
notwendig. So sitzen die VeranstalterInnen von Blogfamilia bereits an einem ElternbloggerInnen Kodex und
denken über die Gründung eines Verbandes nach, der die Interessen der
BloggerInnen in Lobbyverbänden unterstützen könnten. Hierbei geht es nicht um
eine Agenturfunktion, sondern eher das Stärken der Rolle der Eltern und auch
der ElternbloggerInnen nach außen. Eine inhaltliche Debatte kann dabei nicht
geführt werden, denn gerade durch die Heterogenität der ElternbloggerInnen ist
ersichtlich, dass es hierbei eher um strukturelle Unterstützung und
Professionalisierung handeln kann.
In den nächsten 24 Monaten werden sich die
ElternbloggerInnen, nach meiner Meinung, stark verändern. Die Schere zwischen
den BloggerInnen wird bereits jetzt merkbar größer. Blogs die bereits jetzt vor
allem als Werbeträger fungieren, werden eine noch größere Wahrnehmung erreichen
und sollten sich ihrer Rolle in der Gesellschaft der Eltern bewusst sein. Daher
sind eine Vernetzung und ein ständiger Dialog über die Relevanz des Bloggens
und die Relevanz der eigenen Worte auf dem eigenen Blog immer aktuell. Dass der
Bedarf daran groß ist, spürt man auch am Vernetzungswillen der
ElternbloggerInnen. So sind nach Blogfamilia weitere Elternbloggerkonferenzen
wie die #denkst, #Wubttika, #RMEB u.a. entstanden.
Am Ende kann nur ein stetiges waches Auge für die Verantwortung
der eigenen Worte im eigenen Medium und auch die Sensibilität für die
Vorbildfunktion des Bloggenres immer wieder angesprochen und diskutiert werden.
Daher möchte ich euch stärken und zurufen:

Seid mutig, schreibt über Themen die euch bewegen in der
Gesellschaft, benennt eure Fragen, euren Unmut und eure Sorgen. Das Forum der
Eltern in Deutschland ist groß und stark und das Private ist somit beim Bloggen
auch immer politisch.



http://de.slideshare.net/BlogfamiliaKonferenz/ein-vortrag-in-worten-blogfamilia-auf-der-denkst

Alu

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5 Comments

  • Alicja Wiktoria
    25. April 2016 at 07:17

    Danke für diesen grandiosen Text! Ich bin noch eine junge Mamabloggerin und habe doch schon den Eindruck etwas dafür belächelt zu werden. Vielleicht muss gerade uns Anfängerinnen noch etwas Selbstbewusstsein wachsen. Wir haben nicht die Reichweite von den ganz großen Blogs dennoch meine ich dass auch wir Kleinen durchaus eine Relevanz haben. Wir alle schreiben über das was uns bewegt, was unseren Familienalltag bewegt und allein daraus bekommen wir unsere Daseinsberechtigung. Und gerade die Vielfalt aus kleinen und großen Bloggern, Stadtmamas, Landeiern, Veganern und Burgerfans macht unsere Genre doch spannend! Viele Grüße

  • Ulf Moritz
    25. April 2016 at 13:44

    Eine wirkliche interessante Zusammenfassung der inzwischen so zahlreichen "Mama" Blogs. Ich selbst bin über http://www.halbesachen.net meiner Tochter auf dieses Medium aufmerksam geworden und schreibe nun seit drei Monaten einen regionalen Politblog. Dabei habe ich schon Themen aufgegriffen, zu denen ich aus den Mamablogs angeregt wurde (http://ulf-moritz.net/8-maerz-weltfrauentag-jetzt-sind-die-maenner-dran/. Ich freue mich, dass auf diese Weise das Internet endlich das wird, was man schon in den achtziger Jahren beschworen hat: ein demokratische Medium! Viel Erfolg allen Bloggern weiterhin!Ulf Moritz

  • Indre Z.
    25. April 2016 at 17:42

    Spannend. Schade, dass ich den Vortrag nicht "live" erleben konnte, aber danke, dass du ihn hier teilst. LG I.

  • Arm trotz Arbeit, wie Familien mit Hartz IV leben können,
    21. Juli 2017 at 00:13

    […] Alu Weiteres:Sind ElternbloggerInnen politisch relevant? […]

  • Einige Fragen die nach der Blogfamilia beschäftigen und Antworten
    1. Juni 2018 at 22:30

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