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Elternleben

Sind Kinder wirklich so eine krasse Belastung? #Coronaeltern

Gestern rief mich eine Bekannte aus dem Studium an. Sie wollte mich fragen, ob es wirklich alles so schlimm sei, derzeit, also mit den Kindern usw. Ich war leicht irritiert, was meinte sie denn mit „schlimm“ eigentlich genau und wollte mehr wissen.

In den Medien, berichtete sie, sei für sie ganz klar der Eindruck entstanden, dass Kinder wirklich derzeit ein wahre Belastung sei und überhaupt nicht zu empfehlen seien.

“Ja”, antwortete ich. “Es ist wirklich so schlimm mit den Kindern derzeit. Man hat mehr logistischen Aufwand als schon vorher mit seinem Nachwuchs und ist quasi immer gestresst. Immerhin muss man (in unserem Fall) drei Kinder regelmäßig testen, Pläne für die Notbetreuung der Kita kennen und jede Woche neu beantragen. Man muss Absprachen der Grundschule abwarten und dann spätestens um 13 Uhr auf der Matte stehen für das heimgekehrte Grundschulkind.  Gleichzeitig muss man den Teenager bei Laune halten, die Testzeiten und damit Fahrzeiten zur Schule kennen und vorbereiten und den Rest der Woche versuchen an das schulische Gewissen zu appellieren. Neben all diesen logistischen Herausforderungen (und dem schlechten Gewissen nie genug da zu sein), würde man dann noch arbeiten und das natürlich auch voller Inbrunst. Getestet und ab und zu im Büro, aber eher wie ein Geist (unsichtbar und zu seltsamen Stunden vor Ort) oder daheim am Rechner, entweder einen ausdruckenden Teenager im Nacken oder ein daheimgebliebenes Kita Kind am A***. Am Nachmittag und Abend gilt es dann zu schauen, ob irgendeins der digitalen Angebote der Kinder noch laufen würde, oder es ab an der Zeit sei mit den Kindern „nach draußen“ zu gehen.”

Das sei ja wirklich alles keine Werbung für Kinder, entgegnete die Anrufende. Sie sei eigentlich mit ihrem Partner derzeit in Überlegungen gewesen, aber so würden sie dann doch eher keine Kinder wollen, immerhin läge da die Last ja eindeutig bei den Eltern und der Staat schien ihr auch nicht besonders unterstützend.

“Leider wahr”, konnte ich da nur antworten. “Der Staat unterstützt nur immer mit einem offenen Auge. In der Bandbreite von: Betreuung ist doch gegeben, was regen die Eltern sich auf bis zu: Sie können alle ihre Kinder doch daheimlassen und damit noch mehr Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen, ist alles gegeben und trotzdem fehle bei all diesen Überlegungen der wichtigste Punkt: Wertschätzung für das was die Eltern gerade leisten.”

“Kinder sind aber trotzdem keine Plagen und durchaus sehr zu empfehlen”, versuchte ich den weiteren demographischen Wandel am Telefon noch aufzuhalten. “Immerhin würden sie einen Morgens mit Küsschen wecken, die tollsten Fragen der Welt stellen und einem die schönsten Kunstwerke übergeben, die man sich vorstellen kann.”

“Das Herz ist zwar derzeit schwer”, sagte ich, “aber niemals leer mit diesen eigenen Kindern und Langeweile sei definitiv auch ausgeschlossen. Wer also ein neues Abenteuer brauche, dem sei dieses „Kinderkriegen“ wirklich weiterhin empfohlen.”

Sie denke nochmal darüber nach, sagte die ehemalige Kommilitonin zu mir und verabschiedete sich seufzend am Telefon.

Kinder-Corona-Hoffnungen #Coronaeltern

Ich seufzte auch, aber mehr über die E-Mail-Flut der verschiedensten Einrichtungen der Kinder und die übersandten neue Regelungen, die wieder mal neue logistische Herausforderungen für uns als große Familie beinhalten, die während des Anruf hereingeploppt waren. Heureka.

Alu

Kinder sind so belastend

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6 Comments

  • Betty
    15. April 2021 at 07:17

    Sehr schön geschrieben und so wahr! Ich hadere ein bisschen mit dem Wort Belastung, dass deine Bekannte nutzt und auch in den Medien so benutzt wird. Kinder sind keine Belastung, aber Kinder groß ziehen ist eine Arbeit, die zwar nicht mit Geld bezahlt wird aber sonst vom Aufwand, etc. gleichzusetzen ist mit einer Erwerbsarbeit.

  • TAC
    15. April 2021 at 09:09

    Das ist sehr schön geschrieben.
    Erst gestern sagte ich sinngemäß zu meiner Mutter am Telefon: Ich liebe meine 3 Kinder und würde sie um nix auf der Welt hergeben wollen. Aber momentan ist es das erste Mal seit ich Kinder habe, dass es besser wäre, keine zu haben. Wäre ich jetzt gerade in der “Kinder-Planungsphase”, würde ich keine bekommen.
    Die Logistik an sich bekommen wir ganz gut hin. Schlimmer find ich aktuell den mentalen Stress: Jederzeit könnte irgendwer positiv getestet sein, es muss ja nichtmal das eigene Kind sein. Eins auf der gleichen Kita-Etage reicht (wie wir erleben mussten). Schon gehts in Quarantäne mit Zwangstest, selbst wenn das Kind putzmunter und kerngesund ist.
    Ich bin für Kinder zu Hause behalten (was bei Schulkindern nach sich zieht, dass man sich selbst um den Stoff kümmern muss), Herr TAC will, dass sie in die Schule gehen. Das macht was mit den Beziehungen in der Familie. Und wir sind da kein Einzelfall, genau das hab ich von einigen Bekannten gehört, es gibt Reibungen zwischen den Meinungen der Eltern. Frauen sind meist emotionaler und in vielen Familien doch noch die, die mit dem Quarantänekind zu Hause bleiben oder den Lehrern wegen Schulaufgaben hinterher rennen. Männer sind oft rationaler, sehen das lockerer.
    So zumindest meine Erfahrung.
    Vielleicht ändert die Bekannte ihre Meinung ja noch, wenn das hier hoffentlich irgendwann vorbei ist. Zu wünschen wäre es ihr, denn Kinder sind keine Belastung. Die “Belastung” sind die aktuellen Umstände.
    LG von TAC

  • Pinky
    15. April 2021 at 10:21

    Ich stimme da meinen Vorredner(innen) uneingeschränkt zu. Für mich ist Eltern sein wie ein Marathon: Mal geht’s flüssig und leicht, dann kommt ein Krampf in der Wade, die Füße tun weh oder die Puste geht aus und trotzdem geht’s weiter. Derzeit bin ich aber aus vollen Lauf hingefallen und suche nach den Pflastern :-(.
    Bei mir stellt sich gerade vermehrt die Frage: zweites Kind? Bei den momentanen Bedingungen – lieber nicht! Die Belastung ist nicht mein Kind sondern das ganze “drum rum” derzeit.
    Andererseits: Mein Kind zeigt mir täglich: es geht weiter. Immer. Irgendwann wird auch sie eine Zeit ohne Corona kennenlernen 🙂

  • Anne
    16. April 2021 at 14:53

    Moin,
    ich weiß, dass ich es nicht kann, aber ich würde dir gern das schlechte Gewissen abnehmen, dass am Ende der Kraft noch Forderungen stellt.
    Es ist genug, was du leistest.
    LG Anne

  • Betty
    18. April 2021 at 08:57

    Liebe Pinky, deine Sorge kann ich gut nachvollziehen. Wir haben letztes Jahr im November unser 3. Kind bekommen. Er wurde gezeugt bevor das alles mit Corona losging. Ich glaube sonst würde es ihn nicht geben oder zumindest noch nicht. Anderseits hat seine Geburt auch einiges einfacher gemacht, weil ich ja eh erst mal das erste Jahr daheim bin und wir bei jedem nächsten lockdown nicht mehr schauen müssen wie wir zwischen der Kinderbetreuung auch noch Studium und Job reinpacken sollen. Ich wünsche dir alles Gute

  • Lotte187
    29. April 2021 at 22:36

    Liebe Alu, wie wahr!
    Es ist wirklich ein zweischneidiges Schwert:viel mehr Zeit mit der Familie, aber Zeitgleich so wenig Unterstützung im Alltag.
    Ich glaube auch nicht, dass Familien die einzigen sind, die es gerade schwer haben, aber das bei unseren Kindern so viel daran hängt und sie so viel geben, ihren Beitrag zu leisten, obwohl sie so viel verpassen.
    Was ich schade finde, ist das das so wenig gewürdigt wird…wer gerade so viel gibt, damit sich die Situation für alle bessert. Die Kinder, die auf Treffen mit Ihren Freunden verzichten, die Eltern die bei deutlich eingeschränkter Betreuung sich ein Bein ausreißen um “nebenbei”auch noch zu Arbeiten und das Homeschooling mit Ihren Kids meistern …verrückt!
    Ich drücke uns allen fest die Daumen, daß bald Normalität einkehrt ✊
    Es bleibt aber für mich dabei: Es ist eine tolle, intensive Zeit, auch wenn wir alle etwas zu sehr eingespannt sind. Aber Kinder geben einem auch eine ganz neue Sicht auf die Dinge und die Tage gehen rum wie im Nu 🙈♥️
    Alles Liebe Lotte 🙋‍♀️

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