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Elternleben Leben mit Kindern

“Einfach nur reden Papa” – wie ich mal die Geduld verlor

Es ist zum verrückt werden…

…diese Tage an denen der eigene Kopf voll und die Frau krank ist. Der Nachmittag an dem das kleine Kind ohne offenkundigen Anlass dreißig Minuten schreit und die Große laufend Lachanfälle bekommt, dann wenn die Situation ernst ist oder der Sohn einfach den Nachtisch ausspuckt und die braune Flüssigkeit über den Teelöffeln auf seine Hose tropfen lässt. Es sind diese ganz besonderen Tage im Stress.Für mich reißt hier der Faden der Geduld (Ich weiß die Kinder sind Spiegel unseres Streßpegels soweit so gut aber auch das in der Praxis manchmal wenig hilfreich). Mein Stress explodiert innendrin. Ich erhebe meine Stimme nach gefühlten 127473929320 mal sagen “Stop”. Ich stelle dem Sohn meinen halbleeren Joghurtbecher auf den Kopf. Soll er doch da runter tropfen, mir egal.

Er ist total geschockt und brüllt. Er weint, ich hole meine Frau. Später werden wir uns versöhnen, wir werden kuscheln und der Siebenjährige sagt  dann einfach den richtigen Satz

 

 Einfach nur reden Papa

Meine Große erklärt mir Lachen sei gesund. Eine alberne Erklärung für ein scheinbar dauer grinsendes  dann doch vorpubertäres zehnjähriges Mädchen. Das Mädchen lacht und grinst manchmal wenn die Geschwister weinen, oder dann wenn sie lieber eingreifen sollte. Dies ist der Punkt, wo ich die Logik der Kinder überhaupt nicht begreife – wo ich nichts verstehen kann.

Doch wie viel ich auch rede, es kommt nicht an. Wo kann ich  denn mal hin mit den Sorgen, Nöten und Ängsten? Ich bin auch kein Automat. Diese Brüche bekommen die Kinder dann leider auch mal hautnah mit und es ist mir peinlich vor ihnen, meiner Frau und mir. Ich werde es doch nie ganz verhindern nicht immer geduldig zu sein.

Arbeiten an dem Zuviel

Mir bleibt nur an diesem ZUVIEL zu arbeiten, welches mich umgibt, dass mich noch unentspannter sein lässt. Dennoch alles ist nicht zur rechten Zeit regulierbar. So bleibt das Leben dieses spannende hin und her voller Richtigkeiten und Fehlern. “Trial and Error” Ich bemühe mich sehr um Ausgeglichenheit und Demut. Doch die Gefahr, dass es wieder kommt ist da. Unpassende Dosen von Joghurtbechern zur falschen Zeit, explodierender Stress das kennt wohl jeder?

Ich weiß, ich mache mich in dieser Eitschi-Deitschi-Welt damit angreifbar. Ich liebe meine Kinder und trotzdem fehlen auch mir manchmal die probaten Mittel. Eine Seite von mir, die ich bis dato nicht kannte kommt nun hervor. Ich nutze meine körperliche Überlegenheit. Ich stehe vor ihm und stelle den halbleeren Becher auf seinem Kopf ab damit Ruhe ist.  Wie bescheuert. Es ist kein Klaps oder sowas, doch es bleibt eine körperliche Verletzung, ich habe den körperlichen Raum meines Sohnes überschritten. 

Dabei bleibt die Lösung  doch so naheliegend: „Einfach nur reden Papa”

Ich weiß mein Kind und ich arbeite weiter daran.

Konsti 

 

 

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8 Comments

  • jennifer-heart
    14. März 2018 at 08:56

    Lieber Konsti, sei nicht so hart mit dir! Du schreibst ja selbst, dass du kein Automat bist (und wie schlimm wäre das). Das wichtige ist doch, dass ihr anschließend miteinander redet und eine Aus- und Versöhnung möglich ist.

  • Caro
    14. März 2018 at 13:29

    Hallo Konsti, ich kann so gut nachfühlen, was in dir vorgegangen ist. Bei mir war es letztens das blöde Telefon, das mein Sohn in seiner Wut quer durch’s Wohnzimmer schmiss und das ich – nach gefühlten drei Stunden allein mit zwei Kindern und eher kurzem Geduldsfaden an diesem Tag – ebenfalls auf den Boden schmiss. Blöderweise prallte es ab und traf meinen wütenden Sohn am Kopf. Keine Sorge, nix passiert, nur der Schreck saß tief. Innerlich bereute ich den Wurf in genau der Wurf-Sekunde und hatte ein tierisch schlechtes Gewissen.
    Auch wenn man ständig, täglich versucht, Ruhe zu bewahren: Auch Eltern sind nur Menschen. Also Kopf hoch und weitermachen :o)

    Liebe Grüße
    Caro

  • Flo
    14. März 2018 at 22:04

    Danke für diese Story! Tatsächlich hat diese Geschichte Dich in meinen Augen wesentlich sympathischer gemacht.

    Bisher hatte ich beim Lesen Eurer Artikel den Eindruck, dass Ihr so eine Art fluffige Convenience-Eltern seid, bei denen alles was ein Bisschen rustikaler und derber ist, in der eigenen Filterblase aus Attachment-Parenting und pädagogischer Korrektheit nicht vorkommen darf oder zumindest als zutiefst unschicklich empfunden wird, während Ihr den eigenen Kindern gleichzeitig jegliche Form von Rowdytum durchgehen lasst (ich verweise hierzu auf die beiden Artikel zum Thema „Arschlochkind“).
    Mit rustikal und derbe meine ich natürlich nicht die Rückkehr zur Rohrstockpädagogik der schlechten alten Zeit, wo ein Kind schon verdroschen wurde, wenn es mal vergessen hatte, sich hinter den Ohren zu waschen. Aber ich finde dennoch, dass die heute praktizierte Ächtung jeglicher Form von ruppiger Körperlichkeit von elterlicher Seite eher toxische Auswirkungen auf den Seelenzustand der jetzigen Kindergeneration hat, wobei ich mit „ruppiger Körperlichkeit“ keineswegs schlagen meine, sondern eben solche Aktionen wie Deine Joghurtbecherattacke (die ich übrigens irgendwie hilariously funny finde, wenn ich sie mir bildlich vorstelle).

    Ich denke gerade viele Jungs ticken doch so, dass sie untereinander gerne auch mal körperlich werden und letztlich war es aus meiner Sicht genau eine solche Reaktion, die Dein Sohn von Dir sehen wollte.
    Er wollte nicht tausendmal hören „bitte sei so lieb und spuck nicht Deinen Nachtisch durch die Gegend“, sondern er wollte sehen, ob sein Papa ein Kerl ist, der auch mal zeigt, dass er „Eier in der Hose“ (im sprichwörtlichen Sinne natürlich) hat.

    Oder anders ausgedrückt:
    Du hast zwar Deine körperliche Überlegenheit gegen ihn ausgespielt, aber vielleicht war es genau das, was er mal von Dir spüren wollte. Denn das Bewusstsein „mein Papa ist stark“ gibt ihm auch Sicherheit.
    Du hast ihm das geliefert und genau das zeigt ihm, dass Du ein Vater bist, auf den er auch im Ernstfall vertrauen kann. Das kann er natürlich nicht in dieser Form verbalisieren, sondern testet es halt aus, bis er Dich mal so weit hat, dass Du auch mal richtig böse sein kannst.
    Hin und wieder kann eine solche impulsive Aktion für alle Beteiligten sehr wertvoll sein.

    Du hast, wie Du schreibst, eine neue Seite an Dir kennengelernt, nämlich die Seite des Typen, der auch aggressiv und invasiv sein kann.
    Vielleicht solltest Du mehr daran arbeiten, diese Seite Deiner selbst zu akzeptieren und sie manchmal auch zu nutzen, anstatt daran zu arbeiten sie zu unterdrücken und zu verleugnen.

    Dabei gilt natürlich, dass die Demonstration von körperlicher Überlegenheit und die Grenzüberschreitung nicht zur Gewohnheit werden dürfen, denn dann wird das einerseits unterdrückerisch und andererseits nutzt es sich dabei auch ab.
    Aber die Gefahr sehe ich bei Dir echt nicht.

  • Alu und Konsti
    15. März 2018 at 21:26

    Guten Abend, Vielen Dank für deine Meinung und Unterstützung. Dein Konsti

  • Alu und Konsti
    15. März 2018 at 21:29

    Hallo Flo, vielen Dank für deine ehrliche Ansage ich lasse es einmal sacken… . Hinsichtlich deiner Einschätzung hast du recht. Es ist nun einmal so wir sind alle körperlich und es gehört dazu und ja der Knabe ist eben auch körperlich. Schönen Abend. K

  • Alu und Konsti
    15. März 2018 at 21:31

    Hi Caro, ich denke, dass der Schrecken schnell kommt, doch auch Telefon werfen ist authentisch. Wir sind eben nur Menschen. Danke und schönen Abend! Konsti

  • Rebeka
    20. März 2018 at 16:41

    Ich bin wirklich dankbar für diesen Artikel. Klar, auch auf anderen Seiten liest man solche Sätze wie “Auch wenn du mal genervt bist, bist du eine tolle Mutter / ein toller Vater.” Das aber das Genervtsein auch mal über einen lauteren Ausruf oder verdrehte Augen hinaus gehen kann (und damit meine ich natürlich keine Schläge!!! Sondern eher etwas wie deinen Jogurtbecher, was ja fast ein wenig lustig ist) das steht da nicht. Und wie oft fühlen wir uns schlecht und unzureichend, weil wir eben auch mal unangemessen reagieren. Geht mir jedenfalls so. Und ich habe bisher nur ein Kind (was soll das nur werden?!)
    Danke für euren tollen Blog, ihr seid echt was Besonderes.

  • Alu und Konsti
    23. März 2018 at 13:39

    Hallo Rebecca,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Das Leben mit Kindern ist eben oft eine Ausnahme im schönen wie im anstrengenden. Irgendwie wird es immer. Ja, ich kann halt manches Mal nicht anders und dann werde ich kreativ-reaktionär ;-). Dein Konsti

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