Ich gebe es zu: Teenager können anstrengend sein. Und mit anstrengend meine ich, dass ich mich manchmal frage, wo mein süßes, kleines Kind hin ist – und wer dieser mürrische, augenrollende Mensch ist, der stattdessen ständig in meinem Haus rumhängt und sich eher wie ein WG-Bewohner/WG-Bewohnerin benimmt? Aber in letzter Zeit hat sich etwas verändert.
Mein Teenager und ich kommen plötzlich viel besser miteinander aus. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber ich werde den Moment genießen, solange er anhält.
Das beste Beispiel dafür? Wir waren letztens gemeinsam auf einem Konzert. Ja, WIR. Und ja, ich weiß, dass es normalerweise peinlich ist, mit den Eltern irgendwo aufzutauchen, geschweige denn zu einer Band, die man cool findet. Aber irgendwie haben wir es geschafft, ohne Drama. Vielleicht weil ich die Tickets gekauft hatte? Das Kind hat sogar so getan, als wäre es okay, dass ich mitgekommen bin.
Die Eltern, die „damals“ zu OASIS oder STING getanzt haben , stehen plötzlich mit ihrem Teenie in der Menge, während sie versuchen, bei den Texten von Harry Styles oder irgendeiner Band, die ich nicht aussprechen kann, mitzusingen. Klar, der Nachwuchs schämt sich anfangs, wenn Mama plötzlich anfängt zu tanzen – aber hey, spätestens beim dritten Lied grinst auch das Kind. Musik kann eben Wunder wirken, oder?
Natürlich schwingt bei all dem Spaß ein bisschen Melancholie mit.
Eltern merken plötzlich: „Wow, unser Kind wird bald erwachsen. Die Zeit rast!“ Und Teenager denken insgeheim: „Bald bin ich hier raus.“ Aber das Schöne daran? Gerade, weil diese gemeinsame Zeit nicht ewig dauert, werden die Momente intensiver – oder zumindest lustiger. Gut, ich durfte nicht zu laut mitsingen – „Mama, bitte! Du kennst den Text doch gar nicht richtig!“ – aber hey, es war trotzdem magisch und ein verbindender Moment.
Und ich muss sagen: Diese Konzerterlebnisse sind für mich was ganz Besonderes. Nicht nur, weil ich jetzt weiß, was mein Kind so begeistert, sondern weil ich spüre, wie schnell die Zeit vergeht. Mein Nachwuchs wird erwachsen. Bald zieht hier vielleicht jemand aus, geht auf eigene Abenteuer, und unsere gemeinsame Zeit wird weniger. Das ist ein bittersüßer Gedanke, der mich stolz und ein bisschen melancholisch macht.

Da haben wir noch selbst Musik gemacht, mit den Kindern
Deshalb halte ich diese Momente, wie gemeinsame Konzertbesuche oder Autofahren auf denen gesungen wird, fest. Ich mache Fotos, speichere Tickets ab und versuche, alles in meinem Gedächtnis zu speichern – auch die lustigen Details, wie die schockierte Miene meines Kindes, als ich kurz angefangen habe zu tanzen. (Fürs Protokoll: Es war gut, ich schwöre!)
Am meisten beeindruckt mich aber, wie sehr mein Kind gewachsen ist – nicht nur körperlich, sondern auch als Mensch.
Ich bin so stolz, meine Kinder auf ihrem Weg begleiten zu dürfen, auch wenn ich weiß, dass ich irgendwann nur noch Zuschauer sein werde.

Lauryn Hill Konzert gemeinsam mit den Kindern
Bis dahin genieße ich jeden Moment (na ja, außer die langen Badsession) – und auch die mit Augenrollen und „Mama, du bist so peinlich!“. Denn irgendwann wird mein Kind merken, dass das alles zum guten Plan des startenden Lebens gehört.
Bis dahin bleibe ich die stolze, vielleicht manchmal nervige Mama, die einfach nur glücklich ist, dass wir es so weit geschafft haben – und dass wir jetzt Konzertbuddys sind. Wer hätte das gedacht? Ich habe auf jeden Fall schon nach neuen Konzertideen geschaut, für alle Kinder.
Alu
Breite deine Flügel aus – Wir halten dich wenn du magst – Turning eleven
1 Comment
Julie
28. Januar 2025 at 10:28Hach, ich kenne das so gut. Dieses bittersüße Gefühl, dass sich das Eltern-Kinder-Ding langsam aber sicher auf eine andere Ebene begibt. Schön zu lesen, dass das bei euch auch der Fall ist und ihr es so wahrnehmt!