Wenn ich Sorgen habe, dann besuche ich eine Kirche. Gerne nehme ich dann auch an einem Gottesdienst teil. Etliche Andachten oder Messfeiern haben mich direkt erreicht, andere waren zumindest formal würdig und recht. Dann konnte ich mich sammeln, die Texte der Bibel hören und das eucharistische Abendmahl empfangen. All das ist mir dann Trost. Teilweise wird dies sogar durch eine gute Predigt oder Ansprache garniert, eine die mir in Herz zu sehen scheint. Einige von ihnen erinnere ich bis heute.
Ja, ich mag Sakralräume. Ihre Wirkung und ihre Nutzung. Und nun? Sonntags ist die Kirche zu. Ostern, die Passionszeit, das gesamte Triduum der Festzyklus vom Leiden und Sterben Jesu und seiner Auferstehung als Christus. Die gesamte Hoffnungsbotschaft der christlichen Gesellschaft, diese Jahr wird sie nicht öffentlich gefeiert werden können. Das halte ich für einen Einschnitt. Ein Zustand, den es ewig vielleicht noch nie so flächendeckend gab.
Ich betone es lieber gleich: Alle Maßnahmen im Kampf gegen Corona und Covid-19 sind richtig und notwendig. Doch da wir nicht nur vom Brot und der Vernunft allein leben, sei mir diese Einlassung als gläubigem Katholiken erlaubt, ganz persönlich, ganz subjektiv und ganz verloren.
Der letzte Krieg in Mitteleuropa hat den Menschen unsägliches Leid beschert. Doch ich bin der Meinung durchgehend fünf Wochen keine Möglichkeit gottesdienstlichen Vollzug zu haben, das gab es höchstens auf dem Schlachtfeld, oder in Gefangenschaft. Dadurch fehlt derzeit der Ort für die Klage. Machen wir uns nichts vor: alles Durchhalten, aller Zweckoptimismus hat auch seine Schattenseiten. Dann müssen wir auftanken, Kraft erhalten, für viele Christen ist hier die Liturgie in einer Kirche ein wichtiger Baustein.
Schließlich also wird sich eine neue Frömmigkeit entwickeln – eine zwischen Internet und privatem Raum.
Daher wünsche ich euch von Herzen Besinngungsorte zum Runterkommen, zum Klagen (ob leise oder laut) und zum Abladen, Ankommen und Durchströmen lassen. Orte der Geborgenheit wo ihr eure religiöse Seite lassen könnt. Eventuell ist es der Einzelbesuch einer offenen Kirche (und ich hoffe, dass welche offen bleiben) oder aber ein anderer Mensch kann ein bisschen für eure Seele mitsorgen, sei es online oder am Telefon.
Kennt ihr schon eine Kerze für Gott? https://www.domradio.de/themen/corona/2020-03-19/ein-zeichen-fuer-gott-aktion-kerze-im-fenster-zieht-weltweite-kreise
Vielleicht ist es auch ein digitales Angebot, wie eine Kerze online, z.B. bei gratefullness.org (https://gratefulness.org/light-a-candle-de/) einem Verbund vieler Religionsgemeinschaften
oder es ist eine der kirchlichen Influencerinnen wie Theresaliebt (https://www.youtube.com/channel/UCYmYeyumwk6CUns7aXbJI1g) Pfarrerin aus Berlin, die euch was geben kann.
Gut möglich, dass ihr auch etwas mehr Inhalt wollt, denn ist die Online-Zeitschrift feinschwarz richtig gut: https://www.feinschwarz.net/.
Mit den Portalen der großen Kirchen findet man auch vieles, so z.B. aktuelle Infos zu online-Angeboten von Gottesdiensten u.v.m.. Hierzu besucht ihr https://www.evangelisch.de/ oder https://www.katholisch.de/. Sicherlich wird es bald noch viel mehr kleine und feine Angebote geben, wie von Gemeinden und Initiativen. Wer mehr Kirchen von innen erleben will besucht mich unter https://kirchenbauforschung.info/.
Ich freue mich über eure Ideen und wer möchte kann sich auch gern bei mir melden.
Euer Konsti
4 Comments
Maria
22. März 2020 at 10:06Wir vermissen unseren Gottesdienst auch sehr. In unserem Ort läuten die Glocken zur Gottesdienstzeit und wir feiern dann mit den Kindern eine kleine Hausandacht mit Lied, Gebet und Lesung und wissen, andere tun das auch. Besser als nix.
Alu und Konsti
22. März 2020 at 10:50Liebe Maria,
vielen Dank für deinen Kommentar. Wir zünden zumindest eine Kerze an.
Soweit wie Ihr sind wir noch nicht. Doch du hast recht, jedes einzelne andächtige Handeln verbindet uns mit den anderen Menschen im Glauben und im Gebet. Frohen Sonntag!
Konsti
TAC
22. März 2020 at 11:25Ich hab auch das Bedürfnis, in die Kirche zu gehen. Geht grad nicht. Ich bete mehrmals am Tag, allerdings immer nur kurz und stumm, dann werd ich wieder anderweitig gefordert.
Mehrfach kam eine Nachricht per WhatsApp zu mir: Heute von 12-13 Uhr Ortszeit sind alle Christen aufgerufen zu beten. So sollen es rund um den Globus 24 Stunden Gebet werden.
Eine Stunde Gebet werde ich nicht schaffen, aber ein paar Minuten, stumm. Gott hört mich schon.
Bleibt behütet.
LG von TAC
Sandrahhh
29. März 2020 at 20:24Wir waren heute mit unserer jüngsten Tochter bei unserer Kirche, denn in der letzten Woche würde dort ein neues Fenster eingebaut, das bei Sonnenschein ein wunderbares Lichtspiel auf den Taufstein und den Altarraum wirft. Der Einbau wurde gefilmt und ins Netz gestellt, aber wir mussten es uns in echt angucken, denn sonst kann sie es nicht glauben, sagte unsere Tochter. Ausserdem wollte sie gucken, ob nicht vielleicht doch ein Kinder Gottesdienst heute ist, die Glocken hatten doch geläutet. Wir gucken immer einen auf YouTube, aber in echt ist besser sagt die Tochter.
Genauso geht es uns auch, es gibt viele neue Angebote, aber das wirkliche Zusammensein in unserer Kirche mit unserer Pastorin und der Gemeinde fehlt schon sehr und Ostern ohne persönliches Zusammentreffen habe ich noch nie erlebt und auch von den älteren Gemeindeglieder hat es niemand erlebt.
Ist schon sehr ungewohnt und merkwürdig diese Situation, in der wir alle stecken.
Unsere Tochter sagt zum täglichen Hoffnungsläuten: Die Glocken sagen uns, Gott ist und bleibt bei uns. Bei uns allen.
In diesem Sinne, bleib behütet und gesund!
Herzliche Grüße aus Eidelstedt in Hamburg
Sandra und Co