Als man noch auf Partys ging gab es auch immer das Thema “Und wo kommst du her?” und die während die meisten Partygäste von “x” oder “y” antworten konnten, so antwortete ich immer wahrheitsgemäß: “Aus Berlin”. Denn ja, Konstantin und ich wir gehören zu den mehr als 700.000 eingeborenen Berlinerinnen und dann auch noch aus dem Osten. Die Begeisterung für unser Herkunft schlug bereits mal solche Wellen auf einer Party, dass wir aufgefordert wurden weniger hochdeutsch zu sprechen, sondern eher zu berlinern (können wir auch, aber machen wir eher mit unseren engen Freunden).
Meine Kindheit im Prenzlauer Berg habe ich schon in einigen Texten verarbeitet. Ich bin 1982 geboren und gehöre damit zur #3GenerationOst oder auch den Kindern der Wendezeit. Prenzlauer Berg (oder wie die später Hergezogenen sagten: Prenzlberg) ist meine Heimat und das gerade (oder trotz?) der vielen Umbrüche die man an diesem Bezirk beobachten konnte. Meine Schulen mitten an der Greifswalder Straße, meine Kindheit am Helmholtzplatz. Meine Jugend das Theater unterm Dach und meine ersten Schritte ins Engagement die WABE oder das Berliner Wochenblatt.
Romane über Prenzlauer Berg und die Wendezeit trifft man einige im Buchladen
Mit Begeisterung habe ich das Buch von Knut Elstermann “Meine Winsstraße” gelesen, oder den Erstling von Sabine Rennefanz “Eisenkinder”.
Wie die Bücher “Kinderland” und “Drüben und Drüben” helfen die Wendezeit zu verstehen
Ich freute mich aber noch mehr, dass meine Schulfreundin Lea Streisand nach ihrem ersten Roman “Im Sommer wieder Fahrrad” nun mit dem Buch “Hufeland, Ecke Bötzow” einen Generationenroman geschrieben hat.
Ich möchte mehr über dieses Buch erfahren und treffe mich mit Lea auf einen Kaffee in Pankow.
“Das Buch “Hufeland, Ecke Bötzow” schließt eine Lücke in der Erzählwelt über die Wendezeit”, erzählt mir Lea im Gespräch und beschreibt damit ein Gefühl, dass auch ich schon länger mit mir herumtrage. Wir zwischen 1978-1986 Geborenen kommen in den Romanwelten über die Wendezeit gar nicht vor.
„Es gab vor allem Geschichten aus Jungsperspektive, die davon erzählten, wie die Teenager in den Neunzigern die ganze Zeit Drogen nahmen und Nazis verhauten“, sagt Lea Streisand. „Ich hab aber nie Drogen genommen und keinen einzigen Nazi verhauen und ich kenne viele, denen es genauso ging. Die Kinderperspektive fehlte.“
Dabei hätten Wende und Wiedervereinigung auch im Leben der Kinder teilweise gravierende Brüche verursacht.
„Die Eltern waren nur noch mit sich beschäftigt und die Lehrer waren ratlos, was sie den Kindern beibringen sollten. Das ganze Schulsystem wurde umgekrempelt. Manche Kinder mussten drei Mal die Schule wechseln.“
Kinder sehen alles und nehmen alles wahr. Genau dieser Ansatz trägt beim Lesen durch das ganze Buch.
Franziska Becker, genannt Franzi, ist die Protagonistin und Ich-Erzählerin des Romans, die mit ihrer besten Freundin Annabel, sowie den Freunden Rico, Matti und Magda den Prenzlauer Berg entdecken.
In einigen Abschnitten des Romans war ich die Akademikertochter Franzi, in anderen Annabel mit ihrer Neugier am Neuen und Fremden.
Ich erlebte die Wende im Fernsehen und ging das erste Mal rüber in den Westen zur Oma. Ich sah die bunten Schaufenster und erlebte das Aufblühen eines Kiezes und einer Stadt als ich selbst auch aufblühte. Der Roman trifft mich und bildet mich gleichzeitig weiter, eine spannende Mischung.
Was bleibt von unseren Erinnerungen?
Auch mit unseren Kindern rede ich oft über diesen erlebten Wandel, meine kindlichen Erinnerungen an Ostberlin und was das mit mir gemacht hat. Tief innendrin vermisse ich meine Plätze der Kindheit, die oftmals überbaut worden sind. Tief innendrin kann ich mich aber auch an Episoden erinnern, in denen nicht alles rosarot gewesen ist. Ob sie ihr Buch eigentlich mit etwas Wehmut geschrieben hat, möchte ich von Lea wissen “Natürlich, all diese Gefühle spielen immer eine Rolle, wenn man über Kindheit schreibt. Alles wird verklärt und dadurch auch irgendwie besser in den Erinnerungen.” und vielleicht erklärt genau das diese Zugkraft des Romans. Ich fühle mich als Leserin abgeholt, emotional und auch lokal gesehen. Nach mir und meiner Mutter wird nun die große Tochter das Buch lesen. Ich denke ab 12 Jahren ist es nämlich auch ganz wunderbar für Kinder geeignet um ihnen das Gefühl von einer Berliner Kindheit zu vermitteln.
Und wie geht das: Einen Roman schreiben und ein Baby?
Während Lea und ich Kaffee trinken, klingelt mein Telefon. Der Mittlere fragt, wann ich nach Hause komme. Ich kündige meine baldige Rückkehr an und komme schon wieder ins Schwitzen. Während ich es also gerade noch so schaffe Artikel und Buchbeiträge zusammenzustellen, schreibt Lea als Kleinkindmutter Romane, Kolumnen, Radiobeträge und tritt auch noch auf Bühnen auf. “Sag mal, wie hast du das eigentlich gemacht? Ein kleines Baby bekommen und zeitgleich einen Roman schreiben?”, will ich von ihr wissen, während ich meinen Rucksack zum Aufbruch packe. “Das weiß ich auch nicht so genau”, antwortet sie. “Mit wahnsinnig viel Unterstützung von meinem Mann, der sich im ersten Jahr hauptsächlich um das Baby gekümmert hat, der in Elternzeit gegangen ist, die vollen zwölf Monate. Ohne das hätte ich es nicht geschafft”, erzählt sie weiter und ich nicke. Genau so ist das als Eltern. Man macht einfach und hofft dann, dass alles sich finden wird. In diesem haben wir also alle Glück gehabt, denn Lea hat nicht nur einen Roman geschrieben, sondern auch noch die richtigen Worte gefunden.
Ich empfehle das Buch übrigens bereits für Kinder ab 12 Jahren. Story und Aufbau ermöglichen es, hier absolut mitzukommen und durch die Begrenzung des Handlungsortes ist das mit kindlicher Logik bereits wunderbar nachvollziehbar. Außerdem sind die einzelnen Kapitel wie abgeschlossene Geschichten lesbar. Das Buch kostet 20 Euro.
Wir verlosen ein Exemplar von “Hufeland, Ecke Bötzow” aus dem Ullstein Buchverlag an euch
Hinterlasst uns dafür einen Kommentar unter diesem Blogpost bis zum 04.10.2020 um 20 Uhr. Unsere Teilnahmebedingungen findet ihr hier.
Alle weiteren Teilnehmerinne der Blogparade #30JahredeutscheEinheit seht ihr hier:
Euch eine tolle Lesezeit
Alu
51 Comments
mihani
26. September 2020 at 10:23Selbst in West Berlin geboren, später ein paar Jahre im Prenzlauer Berg, mit Kindern in neuen und alten Bundesländern gelebt – und immer wieder Thema. Das Buch finde ich für mich meine Kinder interessant!
Rene Stoldt
26. September 2020 at 11:08das wäre toll <3
Tanja
26. September 2020 at 11:11Es ist so traurig, dass Ulli Stein gestorben ist! Würde mich sehr über das Exemplar freuen, es erinnert mich an den tollen Autor!
Karola Dahl
26. September 2020 at 11:13In der ehemaligen DDR aufzuwachsen, stelle ich mir gar nicht einfach vor: Jede Mutter ging wie selbstverständlich ganztags arbeiten, während im Westen es ja doch viele Hausfrauen gab, die mehr Zeit normalerweise mit ihren Kindern verbringen konnten.
Christiane Baeck
26. September 2020 at 11:20was ganz ganz Schönes für die eifrige Leseratte — MERCI !!
Petra Hoffmann
26. September 2020 at 11:27Bin gern dabei
Jörg Kerwien
26. September 2020 at 11:40Ein Thema, das mich wirklich mal interessieren würde, weil ich auf der anderen Seite Deutschlands groß geworden bin
Claudia
26. September 2020 at 13:56Das Buch 📖 klingt sehr interessant und genau nach meinem Geschmack. Ich kann immer neuen Lesestoff gebrauchen und würde mich sehr freuen, falls ich Glück habe 📚.
Michael
26. September 2020 at 14:26cooles Buch
Carina
26. September 2020 at 15:021980 in der DDR geboren weiß ich noch ganz genau, wie es war als meine Freundin nicht da war als wir zum Spielen verabredet waren. Die ganze Familie war weg. Geflüchtet. Das Buch möchte ich gerne lesen.
Christof
26. September 2020 at 15:08würde gerne gewinnen
Inga
26. September 2020 at 15:16Ich würde das Buch gerne für meinen Mann gewinnen, der seine Kindheit in Eberswalde verbracht hat.
Henrietta Ducsai
26. September 2020 at 17:53Es klingt spannend. Ich hoffe, meine Tochter bekommt Lust dazu!
Doris
26. September 2020 at 18:00Interessant, mache gerne bei der Verlosung mit.
Lars
26. September 2020 at 18:35Ich würde mich sehr über das tolle Buch freuen.
LG
bertasi
26. September 2020 at 18:39Tolles Buch
Anne
26. September 2020 at 19:08Das hört sich sehr interessant an. V.a. meine Nichte fände es sicher toll, denn sie lernen über dieses Thema dieses Schuljahr.
Janine
26. September 2020 at 20:23Unbedingt mag ich gern in den Lostopf hüpfen für dieses Buch; lese so gern Dinge aus dieser Zeit. 🙂
Bine
26. September 2020 at 21:55Da hüpf ich gerne in den Lostopf, würde das Buch sehr gerne lesen.
Lg, Bine
Daniela
26. September 2020 at 22:06Das Buch passt genau in meine Lesereihe!
Nada
26. September 2020 at 22:07Sehr spannend! Ich bin auch ein Kind der Achtziger, meine Mutter ist ein paar Jahre vor der Wende in den Westen gegangen (und ich dort aufgewachsen), ihre Geschwister (mit meinen Cousins und Cousinen) und meine Großeltern blieben im Osten.
Theresa
26. September 2020 at 22:23Das wäre nicht nur interessant für mich, sondern auch für meinen 13Jährigen, der solche Bücher liebt und Geschichten aus diesen (und noch älteren) Zeiten aufsaugt ;).
Sandrahhh
26. September 2020 at 22:26Hier wurde es für das Buch einen Brandenburger, eine Hamburgerin und zwei Mischungen aus beidem geben😁
Axel
26. September 2020 at 22:37Diese Lektüre über die Zeit der Wende möchte ich gerne kennenlernen.
Marga
27. September 2020 at 00:15“Ostzonen” Geschichten
finde ich als Wessi immer spannend und interessant.
Blik
27. September 2020 at 00:30Bin ja selber aus’m Bötzowviertel, kenne Lea aber wahrscheinlich nicht. Bin auch als 75er Jahrgang leicht außerhalb der genannten Generation. In der Wabe war ich aber auch tanzen. Würde mich über das Buch natürlich sehr freuen. Bin sehr neugierig.
Dominik
27. September 2020 at 02:32Ein sehr interessantes Thema, das würde meine Kinder sicher interessieren.
Jana Andres
27. September 2020 at 07:41Ich finde Geschichten aus dem Osten auch wundervoll. Die Familie meines Opas ist dort geblieben, während er in den Westen geflüchtet ist. Über das Buch würde ich mich sehr freuen.
Christina Happ
27. September 2020 at 07:48Klingt sehr interessant. Ich fand diese Zeit als Westkind auch sehr spannend und war echt stinkig, dass der kalte Krieg selbst auf mein Bitten in der Schule nie thematisiert wurde.
Mein Mann ist 82er Baujahr aus Thüringen. Es wäre toll, dieses Buch zu gewinnen!
UlrikeF
27. September 2020 at 10:37Tolles buch
Jürgen
27. September 2020 at 11:45Klingt interessant
Kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern. Ist ja jetzt nicht mehr viel anders.
esther
27. September 2020 at 12:39Bin dabei 🙂
Annemarie
27. September 2020 at 12:42Ich würde mich sehr über dieses tolle Buch freuen.
LG
Clara
27. September 2020 at 13:23ich möchte gerne an der Verlosung teilnehmen.
Fff
27. September 2020 at 17:15Hüpf in den Lostopf für Herbstferienlektüre für K1 und mich, Wedekind aufgewachsen in Berlin-Marzahn und als Teenager in den Prenzlauer Berg gewechselt.
Petra
27. September 2020 at 21:24Da sind wir gerne dabei
Kathrin
27. September 2020 at 22:31Hi, ich bin 1981 geboren in Thüringen- die „Grenze“ in Sichtweite. In der 2. Klasse war für mich die „Wende“, meine Schwester gerade volljährig hat sich euphorisch im November 89 am Brandenburger Tor verlobt und den Mann natürlich nie geheiratet… Das Schulsytem oder eben gerade nicht- System, die immer leerer gewordene Klasse hat auch mich geprägt. Ich würde das Buch sehr gerne gewinnen!
Juliane
28. September 2020 at 11:31Ich erinnere mich, wie ich als Kind in der S-Bahn immer versucht habe, über die Mauer in den Westen zu gucken … ich bin übrigens auch die ersten Jahre im Prenzlauer Berg aufgewachsen :o) Meine Kinder fragen immer mal, wie es denn eigentlich wirklich war, weil sie das, was sie heutzutage ind er Schule lernen, nicht so recht glauben können.
Tiffy
29. September 2020 at 00:193 Frauen-Generationen vor mir sind im Prenzlberg aufgewachsen, lebten dort ein aufregendes Leben. Ich selbst habe dort viele tolle Erinnerungen meiner Jugend gesammelt. Gerne würde ich das Buch für mein größtes Kind und seine Uroma gewinnen. Meine Liebe Omi. Sie hat mir Ende letzten Jahres erst, die Ecken von damals gezeigt. Sogar einen Kuhstall zum Milchholen gab es in der Finnländischen/Ückermünder damals. Wenn ich es für sie und mein großes Kind gewinne, freue ich mich darauf die beiden MITEINANDER lesen zu sehen. Damit diese, unsere Geschichte niemals stirbt.
Birgit
29. September 2020 at 07:52das wäre der Hammer
Barbara
1. Oktober 2020 at 22:26ich wäre auch sehr erfreut 🙂
Marleen
2. Oktober 2020 at 16:00Ich würde mich sehr freuen! Ich hätte schon in die Zeitung darüber gelesen, und habe jetzt Lust los zu lesen!
Sabrina Schue.
2. Oktober 2020 at 20:43Das hört sich ja sehr interessant an! Ich würde mich sehr über einen Gewinn freuen!
Tanja F.
2. Oktober 2020 at 23:30Gern dabei
Buchstütze
3. Oktober 2020 at 16:05Kindsein in der Wendezeit – oh ja das kenne ich zu gut. Ich möchte gar nicht daran denken, wenn die Wiedervereinigung auf diese Art und Weise nicht passiert wäre.
Victoria
3. Oktober 2020 at 23:41Oh das klingt ja soo spannend, wir würden uns sehr freuen <3
Thorsten
4. Oktober 2020 at 20:27bin auch dabei,. lasse an der Stelle mal ein großes Lob für eure Seite da, weiter so !
Ulrike Erbskorn
6. Oktober 2020 at 12:39Ich möchte gewinnen!
Silvia
3. Oktober 2021 at 14:00Hallo! Schöne Idee – ich als Jahrgang 1975 finde meine Geschichte in den ganzen Wendeproblembüchern auch nie wieder. Das hier klingt anders – also hüpfe ich mal in den Lostopf. 🙂
Alu und Konsti
3. Oktober 2021 at 16:41Guten Tag Silvia, die Verlosung war letztes Jahr und ist bereits beendet.
Silvia
3. Oktober 2021 at 22:05Das ist ja kurios, dass mir das genau heute auf FB angezeigt wurde.