Tagebuchbloggen in Zeiten von #CoronaEltern, eigentlich könnte man den Tagebuchtext immer wieder stoppen und kurze emotionale Heulphasen einsetzen, denn eigentlich gibt es einen ganz bestimmten Satz der diese Zeit besonders prägt, nämlich: “Das ist einfach alles unmöglich.”
Dienstag 6.30 Uhr, das kleine Kind ist dieser Nacht wieder in unser Bett gewandert, ich werde wach da mich jemand in meine Brüste tritt. AUA. Das kleinste Kind kuschelt sich an mich und so liegen wir noch eine Weile und erzählen uns sogar von unseren Träumen.
7 Uhr, der Mann fährt mit dem Auto los. Ich höre noch die Tür ins Schloss fallen. Gleich danach höre ich das mittlere Kind in der Tür stehen “Habe Hunger. Muss jetzt Essen” und ich wünsche mir einfach nur liegen zu bleiben und denke “Das ist einfach alles unmöglich.”
Gemeinsam schleppen wir uns in die untere Etage und dort werden Schalen und diverse Müslisorten auf den Tisch gestellt. Jedes Kind mag andere Sorten, von Haferflocken bis Smacks ist alles dabei. Während alle Kinder durcheinander brüllen läuft im Hintergrund der Wasserkocher für meinen Kaffee und ich denke erneut “Das ist einfach alles unmöglich.”
Ich stelle den Fernseher an und wecke das große Kind. Sie hat wieder so viele Aufgaben, sie muss jetzt aufstehen. Während das kleineste Kind irgendeinen Quatsch schaut bereite ich die heutige Schulsession vom Mittleren vor. Ich lege Hefte, meinen Laptop usw. bereit und ziehe mir schnell meine Anziehsachen an. “Ich will Kakao.” “Ich will Wasser”, tönt es von unten und ich streife meinen Pullover über und gehe nach unten. Obwohl ich weder die Göttin Shiva noch eine Krake bin, gelingt es mir: Kakao, Wasser und Kaffee zu servieren und ich denke “Das ist einfach alles unmöglich.”
Die große Tochter verzieht sich zum neuen Langlauf des Online-Lernens und ich versuche mit dem Mittleren zu diskutieren ob wir heute drei oder vier Seiten Heftarbeit angehen wollen. Da man sich von ihm nicht eine Sekunde abwenden darf (sonst ist er nämlich verschwunden), spreche ich einfach ab und zu mit dem kleinen Kind durch den Raum, kommentiere Comicserien und lausche der Kleinkindersprache.
Gegen 9.30 Uhr führe ich zwei anstehende Telefonate und sage zwischendurch immer wieder: “Nein,jetzt nicht!!!” In meinem Hirn der Satz “Das ist einfach alles unmöglich.”
Der Sohn beendet nach Tränen, Wut und mehreren Rennen (in Socken) um das Haus die Schulaufgaben und verzieht sich zum “Lego bauen” (wahrscheinlich zockt er am Handy). Die Kleinste ist fertig mit gucken und wir backen. Da ich viele Zucchinis habe, backe ich einen Schokokuchen für uns und das Geburtstagskind beim Nachbarn. Das kleine Kind fragt immer wieder “Warum kommt da Gurke rein?” und bringt mich damit zum Lachen.
Als die Kuchen im Ofen sind heißt es schon wieder “Ich habe Hunger” und so backe ich Eierkuchen (das einzige Rezept das ich auswendig kenne). Einige Rückrufe stehen an und wieder heißt es “Jetzt nicht. Ich mach gleich kleiner Hase” und in meinem Kopf klingelt es wieder “Das ist einfach alles unmöglich.”
Ich lege mich mal einen Moment nach dem Mittag hin, dreißig Minuten Animal Crossing, der Sohn ist schon so weit, warum das denn?? “Das ist einfach alles unmöglich.”
Als der Mann aus dem Büro kommt gibt es Kaffee und den “Gurkenkuchen”. Der andere Kuchen wird bei der Nachbarin abgestellt, das Kind freut sich über die Streusel. Der Regen klatscht an die Scheiben und so ist mein Nachmittag irgendwie durchzogen von Kinderlachen, Kinderfragen und noch mehr Kinderkrams.
Der beste Mann der Welt kocht Kichererbsen Curry und wir malen noch ein bisschen. Jetzt kann ich mich mal an meine Sachen setzen und ab und zu kann ich noch darüber nachdenken wo genau ich das Tattoo mit den Worten “Das ist einfach alles unmöglich”, eigentlich hinmachen soll.
Man, was für ein Tag.
“Das ist einfach alles unmöglich für Eltern zu vereinbaren.”
Alu
1 Comment
TAC
6. Mai 2020 at 14:06Fühl dich mal virtuell gedrückt.
Du machst das ganz wunderbar.
Unser Mittlerer geht seit heute wieder zur Schule, damit entfallen die Diskussionen um den Schulstoff zu Hause erstmal. (Ich hoffe, er hat nicht so oft Hausaufgaben auf. Denn da läuft das wie bei euch, nicht umdrehen, nicht ablenken lassen, da ist er weg. Oder ins nächstbeste Buch gefallen. Und mit Geschrei und Ärger wegen jedem einzelnen Wort).
LG von TAC