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Wochenende in Bildern

Wenn die Koffer rufen #Tagebuchblog am 5. Mai #WMDEDGT

Es ist Freitag. Um 6.30 Uhr werde ich von kalten Füßen des Sohnes geweckt, na danke auch! Wir reden noch einen Moment im Bett, in das er sich soeben geschlichen hat, und dann stehen wir auf. Währen der Mann die Kinder in Busse, Bahnen und auf Räder verteilt, habe ich am Vorabend Brotdosen gefertigt und darf noch etwas trödeln. Wie jeden Morgen (seit der Chemotherapie) werfe ich mich morgens in die Kompressionsstrümpfe, ein Slapstick Comedian ist nichts gegen meine tägliche Showeinlage. Ich suche zwei von täglichen sechs Tabletten im Bad und spüle sie mit Wasser hinunter.

Danach verabschiede ich mich schweißgebadet von den Kindern und ziehe mir meine Schuhe an. Für mich geht es möglichst jeden Morgen (seit Juni 2022) eine Runde spazieren. Wie immer denke ich dabei sehnsüchtig an einen Hund, habe aber leider nur Podcasts als Begleitung und grüße die freundlichen Rentner an ihren Gartenzäunen.

Tagebuchbloggen krebskranke Frau Berlin (1)

Nach der Runde frühstücken der Mann und ich (gleich mal noch die anderen Tabletten einwerfen), der heute im Homeoffice ist und noch ziemlich an seinem Vortrag für heute Abend werkelt.  Nach einer längeren Diskussion kann ich ihn überreden mit mir die anstehenden Besorgungen für meine Reha anzugehen und so legen wir uns meine täglichen Anrufe bei der Rentenversicherung auf die Handys.  Seit nunmehr vier Tagen renne ich meinem, im Februar 2023, gestellten Antrag auf eine Haushaltshilfe hinterher. Ich bin müde, genervt und kann diese verdammte Warteschleifenmelodie echt nicht mehr hören!

Im Handy erreichen wir niemanden (war ja klar). Wir fahren, mit meiner kleinen Liste, in nächste Center und kaufen ganz genau ein Teil für mich ein! Von meiner Liste finde ich irgendwie nicht wirklich was, dafür aber (wie immer!) Sachen für die Kinder. Hier mal noch Verschleißleggins für die Jüngste, da ein paar Schuhe für die große Tochter (Instruktionen lagen schon seit Wochen vor). Während der Mann bei der Bank ansteht um Münzgeld einzuzahlen, schaue ich mir TK MAXX an. Ich kenne den Laden bereits aus den Staaten, bin überfordert und wirklich zu wenig unter Menschen, seit vielen Monaten. Ich schaue mich um, finde wirklich einen ganz einfachen Büro Pullover für den Mann (Farbe, Größe, Form stimmen) und stelle mich in die Schlange. Als mein Telefon klingelt ist unsere derzeitige Haushaltshilfe dran (sie begleitet uns seit Oktober 2022 jeden Freitag und wir lieben sie) und sie kommt mir zu Hilfe. Sie trägt meine Tasche, holt den Mann bei der Bank ab und hat außerdem die ersten Erdbeeren der Saison ergattert und fährt dann mit dem Auto zu uns nach Hause (Messengerdienste sei Dank für diese Absprachen).

Tagebuchbloggen krebskranke Frau Berlin (1)

Daheim bin ich fix und alle, werfe mich aber wieder in die Warteschleife der Rentenversicherung. Die Haushaltshilfe putzt, der Mann sitzt im Büro und ich lege mich einfach mal hin. Das meine Energie immer noch so begrenzt ist, ist echt der Wahnsinn. Die Onkologin hat mir das mal so erklärt, dass die krasse Chemo, Bestrahlung und nun die Tablettenchemo den Speicher leer gemacht haben, nun erholt sich der Körper erst langsam (so fühle ich mich auch).  Nach meinem Ausruhen auf dem Sofa, hänge ich immer noch in der Warteschleife. Es sind 25 Minuten vergangen. Ich hol mir ein Wasser und will fast gerade aus dem Zimmer gehen, als ich plötzlich eine Sachbearbeiterin am Telefon habe. Ich erkläre ihre meine Not (Haushaltshilfe für die Reha für die Kinder) und sie verspricht sich akut zu kümmern! 15 Minuten später habe ich die Zusage für die Haushaltshilfe in der Hand, werfe Konfetti und leg mich nochmal hin.

Nach dem Nickerchen ist es dann schon früher Nachmittag. Das Kind will abgeholt werden (Kindergeburtstagsfeier bei Freunden), der Mann werkelt weiterhin, die Haushaltshilfe hat alles erledigt und kocht nun Abendbrot vor. Ich springe ins Auto, fahre zur Schule (normalerweise mit Rad, aber irgendwie ist heute etwas knapp),sacke das Kind ein. Daheim verpacken wir die kleinen Geschenke und ich liefere dann das Kind in der Nachbarschaft ab. Um 15 Uhr habe ich noch eine Telefonkonferenz für die Planung einer Veranstaltung und quatsche dann noch ein bisschen länger.

Als ich fertig bin, hat der Mann bereits meine Koffer für die anstehende Reha vom Dachboden geholt und die Haushaltshilfe hat die Lasagne in den Ofen gepackt. Sie hilft mir noch bei meiner Packliste und der Mann fährt zur Arbeit. Immer wieder klingeln andere Kinder (also meine Kinder) und kommen heim. Jetzt sitze ich gerade im Wohnzimmer, während der Sohn seinen besten Freund da hat, die Jüngste vom Geburtstag wieder da ist und ich sie nochmal in den Garten gescheucht habe und die Lasagne im Ofen brutzelt. Für danach habe ich noch eine Backmischung angerührt, immerhin will ich die Hitze effektiv nutzen und damit ist das Thema Kuchen fürs Wochenende dann auch durch!

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Gleich beginne ich die Koffer zu packen, esse mit den Kindern, bringe sie dann ins Bett und hau mich dann selbst in die Falle. Vielleicht schaffe ich noch etwas Animal Crossing zu spielen, oder ich schlafe sofort ein und werde erst geweckt wenn der Mann von seiner Abendveranstaltung nach Hause kommt.

Eins ist jedenfalls an Tagen wie heute sicher, ich bin jetzt schon mehr als 10 km gelaufen und hatte einen tollen Tag. Gute Nacht : ) Alu

 

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