Da sitzen wir nun also in Woche zwei mit drei Kindern und neuen Wochenplänen für das große Digitalexperiment Home-Schooling, Home-Office und irgendwie Home-Dingsda-Chaos, was eben alles so passt in englische Begrifflichkeiten für #BleibensieZuhause.
Das große Kind schlägt sich bis jetzt tapfer,
sie arbeitet ihre Pläne gewissenhaft ab und hat mir heute mal ihre vielen (sehr vielen) Aufgabenbereiche gezeigt. Immer wieder mal geht sie allein eine Runde spazieren, heute ist sie Rad gefahren. Ich glaube sie vermisst ihre Freundinnen doch doll, ein paar Postkarten sind schon in den Briefkasten gewandert und sie chattet permanent am Handy.
Das mittlere Kind wurde heute von uns mit dem Wochenplan einfach mal in Ruhe gelassen
und wir haben erstmal alles allein gesichtet. Es sind erneut ca. vier Seiten pro Tag, dieses Mal aber viel Online Hausaufgaben dabei, für die dann mein Rechner herhalten muss. Insgesamt findet er die ganze Zuhause bleib Sache von uns allen am besten. Viele Menschen sind ihm eh immer ein Gräuel und selbst zu einem Spaziergang um den Block muss man ihn derzeit aus Angst vor Corona und Menschen überreden.
Die Kleinste genießt derzeit noch die Zeit mit uns allen daheim,
rennt aber auch zwischendurch immer wieder in den Garten und bemalt die Fußböden, wenn man nicht hinschaut. Ich denke sehr oft darüber nach wie glücklich und zufrieden ich mit der generellen Einrichtung einer Kita war, auch noch nach so vielen Jahren und erkenne: Ich wäre wohl niemals für Kita frei geeignet.
Ich mache mir dennoch große Sorgen.
Erst im Herbst sind wir umgezogen, mussten Kita und Schulen wechseln und die Kinder befinden sich alle drei noch in der Umgewöhnungsphase. Diese lange Zeit daheim, wie wird sich diese erneut auswirken? Noch teilt uns Niemand mit, ob nach den Osterferien wieder alles in normalen Bahnen laufen wird, aber insgeheim gehen der Mann und ich eher davon aus, dass hier vor Juni keiner irgendwo hingehen wird und das macht mir große Angst.
Werden wir dann wohl wieder ein weinendes Kind in der Kita abgeben müssen wie viele Wochen nach dem Umzug? Werden wir das Schulkind weiter in unserem Bett schlafen lassen müssen, da ihn Unsicherheiten total aus der Bahn werfen? Werden wir viele offene Streitigkeiten führen mit dem großen Kind aufgrund von emotionalem Stress?
Nutzen Sie die Corona-Krise aktiv, lernen Sie was dazu
Im Internet lese ich weitere Artikel darüber, wie sehr sich alle entschleunigt fühlen und wie viel man jetzt dann doch in persönliche Online Fortbildungen investieren könnte. „Hast du schon Yoga probiert?“ „Welches Sportprogramm nutzt du für deine Fitness?“ „Endlich stricken lernen“ und „Be yourself in Zeiten von Corona“ und vieles mehr. Ich lese diese Artikel und wünsche mir eigentlich nur eins: Eine Jogginghose. Ich besitze keine (nicht wegen Karl Lagerfeld) und frage mich jetzt wirklich das allererste Mal: Warum eigentlich nicht?
Der perfekte Zeitpunkt für eine Jogginghose ist gekommen!
Ich denke eine Jogginghose würde mir vielleicht gedanklich helfen, mich mit dieser ganz neuen Situation zurechtzufinden. Ich könnte mich vielleicht selbst als „Homie“ betrachten und so meine ganz persönlichen Ängste und Unsicherheiten einfach wegentspannen. Ich könnte mich stundenlang auf die Couch setzen und so tun, als ginge mich das alles gar nichts an, vielleicht einen Ruhepol bilden inmitten des Chaos? Keine Nachrichten mehr, keine Hausaufgaben, keine finanziellen Sorgen, einfach #AlualsHomie. Leider vermute ich insgeheim, dass der Online-Kauf einer Jogginghose mir wohl nicht weiterhelfen wird und dass ich wohl selbst schauen muss, wie wir das hier halbwegs entspannt über die Bühne bringen.
Zeit zum Lesen, Entspannen und mich selbst finden in diesen Zeiten werden wir Eltern jedenfalls gerade nicht erhalten, so viel habe ich schon verstanden (auch ohne Jogginghosen).
Wie geht es Euch gerade?
Und *live long and prosper*
Alu
2 Comments
Lene Wild
26. März 2020 at 08:03Genau das.
Gut finde ich auch den Kommentar, wir beginnen den Tag erst Mal mit ausschlafen. 😅
Anina
28. März 2020 at 22:40Danke…ich bekomme hier immer dezente Aggro-Zustände (nur innerlich, natürlich), wenn ich wieder was über all die Entschleunigungs-Chancen lese, die tollen Möglichkeiten, sich neu mit Lektüre, Wohnung gestalten, Sport, Kochen, Pipapo zu befassen, und denke jedesmal nur: NEIN!!! Zwei kleine Kinder, zwei verantwortungsvolle Jobs mit Verantwortung für Patienten bzw. Mitarbeiter, zu wenig Schlaf und zu wenig robuster Magen für die Menge an Kaffe, die ich eigentlich bräuchte, und Alkohol vertrage ich auch nicht mehr seit dem Stillen, Sorge um die eigenen Eltern, die weit weg wohnen – verdammt, nein, es ist NICHTS toll gerade.
Ach ja. Hilft ja nix. Durchatmen und dann weiter, Schritt für Schritt, und Besenstrich für Besenstrich…
Kommt gut durch!