Teil 4 von der Reha – Zu Besuch bei Alu auf Reha: Ich sitze in einer Ferienwohnung, ein Zimmer, Wohnküche. Glücklicherweise ist dir Kur-Klinik der Liebsten nur 30m entfernt. Sie hat gerade noch Therapieeinheiten.Es ist Freitag, Brückentag zwischen dem Himmelfahrtstag und dem Wochenende. Nach viel Krebsprogramm kommt nun die Anschluss-Heilbehandlung. Eigentlich hätte diese früher an die OP im Dezember anschließen sollen, doch da musste noch die Bestrahlung und der Beginn der „Tablettenchemo“ dazwischen. Nun endlich Zeit für sie.
Meine Frau sieht sichtlich erholt aus. Die Kinder haben sich sehr gefreut zu Mama zu fahren. Die große Tochter kommt trotz Schülerjob ebenfalls heute für eine Nacht. Sie möchte ihre Mutter ebenso sehen. Schließlich bleibt Alu nun insgesamt vier Wochen. Das ist familiär eine lange Zeit. Also tut so ein Zwischendurch gut. Zudem haben wir dann alle auch Bilder im Kopf von Mamas Vier-Wochen-Reha. Und die Erinnerungen sind sicherlich eindrücklich. Hier an der Ostsee, an der Lübecker Bucht kurz hinter Wismar, lässt es sich gut leben. In den letzten zwei Jahrzehnten kamen viele Gebäude dazu. Das aktuelle lange Wochenende gilt vielen als Saisoneröffnung. Dabei haben wir sogar noch kurzfristig unsere kleine Wohnung erhalten. Es ist wunderbar so dicht am Meer zu sein. Aus der Küche sieht man über die Büsche hinweg sogar das Meer. Wir wohnen direkt an der Magistrale hinter den Dünen. Ich könnte also die ganze Zeit rausgucken.
Tag 1
Doch zunächst hatten wir gestern schon schönes Programm. Spaziergang zum Ortszentrum, Spielplatz, Essengehen und ein Viererfahrrad ausleihen. Dies hat uns auf dem gut zwei Kilometer langen Rückweg ordentlich Beinkraft abgefordert. Zwar haben wir uns eine Woche nicht gesehen, doch wir kommen schnell wieder in Takt. Dabei hilft sicherlich auch so etwas wie gemeinsam strampeln. Anschließend gehen wir noch in den kleinen Bioladen und kurz ins Schwimmbad. Schließlich sitzen wir froh erschöpft in der Wohnung. Die Betten sind gemacht und gegen 21 Uhr verabschieden wir uns von Alu. Sie muss sich zurecht ausruhen. Nun sitze ich am Glastisch und schaue den Kindern beim Spielen zu.
Tag 2
Heute holen wir K1 und ab. Alu hat noch Reha-Programm. Mit den jüngeren Kindern fahre ich zum nächsten Bahnhof. Unsere Große hat eine volle Woche hinter sich. Zunächst zieht sie also für eine Nacht bei uns in der Ferienwohnung ein. Schließlich bringen wir zu fünft und mit einem weiteren Fahrrad für die 5. Person unser Familienrad zurück. Jeder darf einmal lenken trotz aller Begeisterung mit einem Pedalomobil unterwegs zu sein, sind wir froh, als wir unsere Beine wieder ausruhen können. Nun flanieren wir zurück.
Bei einem Café zwischen dem Strand und der Promenade machen wir Stopp. Es ist Zeit für dänisches Softeis. Sowieso fällt auf, dass an diesem Wochenende das Leben im Ostseebad Boltenhagen erwacht. Überall sind Menschen und Angebote. Über den Dünenweg mit Blick aufs Meer gelangen wir zurück zum Ortsrand. Dort wohnen wir. Angekommen spielen wir ein Kartenspiel, dass unser K1 mitgebracht hat. Dann wird Abendessen vorbereitet. Als die Kinder Medienzeit haben, gehen Alu und ich noch einmal zu zweit raus, um zu spazieren. Dann verabschiedet sich meine Frau. So klingt auch dieser Tag in Ruhe aus. Das passt sehr gut zu uns im Moment.
Tag 3
Heute ist Samstag und der einzige geplante Ausflug steht an. Wir fahren nach Wismar. So viele Leute haben uns die alte Hansestadt empfohlen. Zudem lebt eine Internetfreundin von uns dort. Gleich zu Beginn stolpern wir über einen Flohmarkt im Hafen, ein gelungener Start. Für jeden von uns gibt es was zu finden doch nicht alle kaufen sich etwas. Schallplatten und Schmuck für K1, Konsolenspiele und Zubehör für unser K2 sowie Spielzeuge und Krams für die Jüngste.
Schließlich kommen nur Alu und ich mit Zufallskäufen heraus. Darauf steuern wir die letzte große Stadtpfarrkirche an, die noch als Kirche genutzt wird. In St. Nikolai kann ich mich kirchenforscherisch austoben. Ich bin begeistert von der Vielfalt an künstlerischer Ausstattung, der Wirkung des Raumes und der Nutzung der Seitenkapellen. Eine davon ist extra für Kinder eingerichtet, mit Malwänden und Spieltisch. Eine andere ist ein gutsortierter Bücherbasar. Schließlich muss Alu mich rausholen, während ich mich erfreue, wartet die Familie.
Also geht es weiter über die Brücke mit den Glücksschweinfiguren hin in die Altstadt. Schließlich finden wir ein nettes Café am Markt. Nach einer Mittagspause ziehen wir über den Platz und treffen kurz auf Carola von Frischebrise. Nun geht es zurück Richtung Hafen, dort steht unser Auto und wir finden noch einen Spielplatz und nebenan einen kleinen Rummel. So haben die Kleineren noch etwas zum Ausprobieren und Alu kauft Tierlottolose. K1 bringen wir zunächst zum Bahnhof. Mit Eindrücken voll und ermattet geht es für uns früh ins Bett. Diesmal ist Alu bei uns, denn wir haben ein Bett frei. Schön wieder einmal neben der Liebsten einzuschlafen und aufzuwachen.
Tag 4
Der Sonntag beginnt früher ein letztes Frühstück am Glastisch, dann heißt es einpacken, alles in Ordnung bringen und auf die Wohnungsübergabe warten. Während ich das erledige, geht Alu mit den verbliebenen Kindern sich von der Ostsee verabschieden. Auch ich bekomme dazu noch kurz Gelegenheit. Dann heißt es wehmütig Abschied nehmen von ihr, also Alu. Noch 14 Tage werden wir getrennt sein.
Nach kurzer Rast an der Autobahn und typischen kleinen Staus aufgrund eines Unfalls und dem hohen Verkehrsaufkommen landen wir zu dritt daheim. Dieser Besuch war eine schöne Unterbrechung für uns alle. Trotz des Aufwands bin ich froh, dass wir unsere Liebste und Mama gesehen haben. Vor allem, da sie sichtlich erholter wirkt.
Mittlerweile bleibt uns noch eine gute Woche. So lange darf K3 im Elternbett schlafen. Wir versuchen zu viert unsere Familien Routine weiter zu haben. Es ist manchmal verdammt ruhig. Denn wir fahren auf Notbetrieb. Dennoch die Kinder helfen. Ab und an kommt jedoch die Sehnsucht nach der Mama, vor allem abends. Dann muss telefoniert werden. Ich denke schon daran, was ich alles wieder aufräumen muss. Wir schaffen das und bei mir wächst vor allem die Freude auf das Wiedersehen. Derweil tritt Alu dem Krebs in den Arsch!
Konsti
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