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Leben neben den Anderen, als die Regenbogenfamilie aufs Dorf zog #Gastpost von Feiersun

Heute schreibt Jessi von Feiersun einen Gastpost auf unserem Blog. Ihren Blog lese ich sehr gern und den Artikel finde ich einfach toll. Danke Jessi.


Leben neben den Anderen

Ich lebe auf einem Dorf. Das tat ich aber nicht immer. Vor sechs Jahren zog ich in den Norden in eine nahegelegene Kleinstadt von diesem Dorf hier, um unsere damals 4-jährige Fernbeziehung zu beenden und zu einer örtlich näheren zu machen. 400 km sind eben doch einfach zu weit, auch wenn in der Liebe Entfernung anscheinend eine andere Relation hat. Seit bald drei Jahren leben wir in diesem kleinen Dorf. Wir bauten unser Haus als ich mit der Motte schwanger wurde. Doch das Dorfleben hat so seine Tücken – gerade wenn man es anders kennt und als “Dazugezogene” hat man immer einen anderen Stand. Was anders ist wird erstmal kritisch beäugt und dem traut man erst mal nicht direkt.
Genau so war es also auch, als neben unserem Grundstück die ersten Bauarbeiten anfingen.

buntes Leben

Unsere direkten Nachbarn sind zwei Mädels mit ihrem Sohn. Wunderbare Frauen – unglaublich nette Nachbarinnen die tolle Eltern sind. Ganz ganz tolle!! Freundliche, strahlende Menschen die Ihr Familienleben gerne leben.

Was haben die Menschen für ein Problem?

Während der Bauphase stand auf dem Bauschild “S. und T. NACHNAME”. Was war das ein Geschrei hier im Dorf… “Ihhh” und “bäääh” und “so was kann ich doch hier nicht akzeptieren.”, “das kann man unsern Kindern doch nicht vorzeigen”, “und und und” mir ist schlecht geworden bei diesen Aussagen.

Ein paar Monate später war das Richtfest – als direkte Nachbarn waren wir eingeladen. Der Sohn war dem Trubel mit seinem Opa auf dem Spielplatz entwichen. Die Motte wollte sich den neuen potenziellen Spielkameraden anschauen – Kinder sind einfach immer toll. Dort spielte er mit einem seiner beiden Großväter und wir kamen schnell ins Gespräch. 

Niemand sollte sich rechtfertigen müssen für seinen Lebensstil.

Dieser rechtfertigte sich gleich ”Wissen Sie”, sagte er “die beiden sind ja gleichgeschlechtlich, aber keine Angst, man merkt das gar nicht, die knutschen nicht in der Öffentlichkeit rum, oder so…” – ganz ehrlich ich musste ihm ins Wort fallen (sehr unhöflich aber es drückte noch stärker aus, was ich meinte) und fragte ihn “Entschuldigung, aber sind die beiden nett?” Er guckte verdutzt und antwortete “Ja klar, das sind ja meine Tochter und meine Schwiegertochter.”. Ich lächelte, legte meine Hand auf seine, schaute ihn direkt an und sagte “Das ist das, was mir wichtig ist. Ob nun gleichgeschlechtlich, a-sexuell oder eben etwas ganz anders, so lange meine direkten Nachbarn nette Menschen sind, ist mir vollkommen egal was sie sind. Sie sind Menschen!”. 

Sein Blick und das Strahlen in seinen Augen war unbezahlbar. Da war so viel Freude und so viel Dankbarkeit und vielleicht ganz hinten rechts auch ein kleines Tränchen der Rührung. Noch heute sehe ich ein warmes Lächeln wenn er zu Besuch ist.

Die lästernden Nachbarn sind heute zum Teil total eng mit ihnen. Manchmal denke ich “wow” und ich bin froh über diese Änderung aber vergessen kann ich ihre Worte nicht ganz. Allein mein positives Gemüt möchte einfach diese positive Wandlung sehen…
Und dann schaue ich die nicht so toleranten Nachbarn an – das macht mich dann wieder etwas traurig. Sind Menschen nicht einfach Menschen egal wie sie leben? Sie sind grandiose Eltern, tolle Nachbarinnen und wundervolle Menschen – ist es nicht das, was zählt??
Dieses Dorf wird noch einige Jahre brauchen – leider. Aber jeder Schritt ist ein richtiger und wichtiger Schritt!
In diesem Sinne ~ einfach mal den Menschen kennen lernen und schon sieht die Welt ganz anders aus.
Wollt Ihr auch mal einen Gastpost schreiben? Dann schickt uns gern eine E-Mail grossekoepfe@gmail.com

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