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Elternleben

Mann ey, Thomas. Warum hast du mich nicht angerufen? #Coronatagebuch

Hallo Thomas,

es ist dir doch recht, wenn ich dich so nenne? Ich könnte dich auch Jürgen nennen oder einfach MANN, denn während wir überall in der Gesellschaft angehalten sind heterogene Gruppen zu bilden und zu zeigen, so wird das in der Studie der Leopoldina mal einfach so vergessen. 26 Wissenschaftlerinnen haben ihre Erkenntnisse und Gedanken zu dieser 19 seitigen Studie beigesteuert, zwei davon sind Frauen. Es gibt mehr Thomas oder Jürgen in diesem Gremium als Frauen. Das muss man erstmal verdauen! Der (Alters technisch den Risikogruppen zugeordnete) Expertinnenrat der Leopoldina aus 1600 Menschen berät häufiger die Bundesregierung in Fragestellungen und versucht die Gesellschaft zu erforschen und abzubilden, anscheinend im Fall der Corona-Krise mit ihrem Penis.

Wenn man sich den Expertinnen Rat zu Corona genauer anschaut, dann fühle ich mich als Teil dieser Gesellschaft überhaupt nicht gesehen und vertreten. Ich bin eine Frau, ich bin eine Mutter, ich bin eine anerkannte Pflegeperson. Auch meine Freundinnen, die in den Krankenhäusern, Kindertagesstätten, Behörden und Klassenzimmern dieses Landes arbeiten, finden sich darin nicht wieder. Es ist ein bisschen so, als hätte man das Buch „Unsichtbare Frauen“ genommen und geschaut was man eigentlich alles noch für weitere blinde Flecken erschaffen kann.

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Thomas, dieses Buch solltest du lesen.

Diese Studie, die der Bundesregierung helfen soll wichtige Entscheidungen für alle Beteiligten der Gesellschaft zu treffen, hat anscheinend niemanden gefragt der seit mehr als vier Wochen Kleinkinder daheim bespaßen darf und eher „Kuckuck – da ist der Pirat“ in Dauerschleife spielt, als wichtige Studien zu verfassen. Frauen, das sind doch nur eine Randgruppe oder wie? Gefragt wurden auch keine Schülerinnen oder Erzieherinnen, denn wenn man denen mal zugehört hätte, dann wüsste man, dass die vorgesehenen Hygieneregeln in den meisten Schulgebäuden gar nicht möglich sind. Gefragt wurde auch anscheinend auch niemand von der Tafel oder von die ARCHE, denn die Streetworkerinnen und Sozialpädagoginnen kennen die Zustände in den sozialschwachen Familien und deren gravierende Geldsorgen. Sie wissen um eventuelle Gefährdungssituationen für Eltern und Kinder aller Nationalitäten.

Leopoldina Studie ohne Frauen

Hast du dafür auch eine Lösung Jürgen?

Mann ey, Thomas, Jürgen: Wie kann das denn passieren? Gibt es bei 1600 möglichen Wissenschaftlerinnen nur zwei Frauen, die man fragen konnte? Hatten die anderen Frauen vielleicht mit der unbezahlten Care-Arbeit zu tun? Müssen die vielen anderen Frauen vielleicht schon seit Wochen Home-Office mit ihren Kindern absolvieren und werden so mal wieder ganz flott in die 50iger Jahre im ehemaligen Westen zurückgeschickt? Ist euch denn wirklich niemand anderes eingefallen? Habt ihr kein Telefon oder keinen Internetanschluss bei euch auf dem Land (wäre ja nicht unüblich in diesem Lande)?

Leopoldina Studie ohne Frauen

Verdammt zu Gartenarbeit. Expertinnen in der Coronazeit.

Habt ihr denn in eurem Expertinnen Gremium noch nie etwas von Diversität gehört? Ich kann diese homogenen Studien  inzwischen nicht mehr ernst nehmen. Sie bilden für mich weder unsere Gesellschaft ab, noch sollten sie Zukunftsempfehlungen aussprechen die für ALLE gelten. Ich bin müde. Müde vom “Kuckuck spielen” und von so vielen kurzfristigen Empfehlungen alter, weißer Männer in dieser Zeit.

Bleibt gesund,

Alu

PS: Bei diesem Artikel wurde kein Thomas oder Jürgen verletzt.

 

Leopoldina Studie ohne Frauen

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8 Comments

  • Daniela
    14. April 2020 at 21:22

    Du hast so Recht!!

  • Pauline
    14. April 2020 at 23:26

    Genau das hab ich mir auch gedacht, als ich die Studie gelesen habe. Dass das alles so an der Realität vorbei geht! Und man so verdammt merkt, wer hier eig für wen Politik macht. Alte Politiker für Rentner! Das Ganze geht zu Lasten der jüngeren Generationen, der Kinder, Jugendlichen und jungen, berufstätigen Erwachsenen, die auch die Schulden den Shut Downs iwann bezahlen müssen. Wie kann es sein, dass in Schweden oder Dänemark, die ja ebenfalls wie alle anderen Staaten von Corona gebeutelt sind, familienfreundlichere Regelungen hinbekommen und hier scheint das so unmöglich?! Den Kindern und Familien wird gerade Unzumutbares zugemutet, sie treffen diese ganzen Einschränkungen am härtesten. Eltern müssen alles, was jetzt für die Kinder wegfällt, kompensieren. Das kann einfach nicht sein!

  • A
    15. April 2020 at 09:36

    Typo: inwischen

  • Alu und Konsti
    15. April 2020 at 19:04

    danke

  • Wenji
    15. April 2020 at 22:39

    Sehr schön geschrieben! Ich sehe das genauso wie du.

  • Lena
    16. April 2020 at 07:28

    Mir geht’s genauso. Es ist ein Trauerspiel, alte Typen regieren die Welt. Von denen hat wahrscheinlich noch nie jemand ein Kinderbetreuungsproblem gehabt. Wieso gibt’s für so eine Kommission eigentlich keine Quote?

  • Kathrin
    16. April 2020 at 18:56

    Genau so ging es mir auch. Alleinerziehend im
    Homeoffice, Zwerge 3 und 4. Schier unmöglich und wenn man dann noch hört, am besten Kindergarten schließen, da greife ich mir an den Kopf oder vielmehr zur Vodka Flasche.

    Man merkt, das unter den ach so tollen Experten weder jüngere Familienväter, noch Frauen mit Kindern zu Hause vertreten sind. Sowas von vollkommen hirnrissig und am echten Leben vor.

    So ich folge jetzt der Empfehlung meines Arbeitgebers, parke meine Kinder vor dem Fernseher und arbeite an meiner Alkohol- oder Diabeteskarriere.

  • Kathrin
    16. April 2020 at 18:57

    *ich meinte Kindergarten schließen bis August

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