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Elternleben

Wie ich von einer Kuh zum Esel wurde

Das Nuf schrieb einen schönen Text darüber, wie sie verschwand und eine Kuh war und wie sehr sie sich in dieser Zeit verlor. Sie wurde völlig vereinnahmt von ihrem Kind, immer in Hab-Acht-Stellung vor Bedürfnisbefriedigung des Kleinkindes. Keine Körperhygiene, kein Nahrungszunahme, keine Wege ohne das Kind.Ich kenne das auch, war ich doch jahrelang auch eine Kuh und nicht mehr sichtbar. Weder für mich noch für Andere. Nebenbei war ich noch Vollzeit arbeitende Mutter, sogar meine Pausen gingen für das Stillen oder Abpumpen drauf. Selbst im Studium hingen die Kinder an mir und wenn ich mal den Nachwuchs mit in die Uni nehmen musste, dann war ich da auch nur „Mutter“ und keine „richtige Studentin“ wie die anderen Menschen mit Freizeitoptionen.

Obwohl der Mann und ich von Anfang an sehr an einer gleichberechtigten Partnerschaft gearbeitet haben und uns gleichberechtigt aufteilten, so wurden wir doch völlig verschieden in diesen Rollen wahrgenommen. Entwickelte er sich weiter, also promovierte er oder begann er einen neuen Job, dann wurde ihm auf die Schulter geklopft. Mir wurde gerade mal die Schulter getätschelt, war ich doch immer noch mehr Mutterkuh als Karrierefrau.

In den letzten Jahren erkämpfte ich mir immer mehr den Ruf einer Frau mit Kindern, nicht mehr einer Kinderfrau und so wurde aus der Kuh langsam aber sicher ein Esel.

Inzwischen bin ich nicht mehr nur die Kuh. Die Kinder sind weniger abhängig und ich kann wieder in Ruhe duschen, schlafen und essen.  Dafür bin ich nun häufiger ein alter Esel. Ich wiederhole immer wieder sämtlich Floskeln: iaahh iaahh und iaahh und trage sehr viele Lasten. Ich trabe und laufe durch die trockene Wüste der Elternschaft und nehme die Kinder auf den Rücken. Zeit zum Stehen bleiben habe ich selten, irgendwie nimmt mich auch keiner so richtig wahr, so als Lasttier– ich eben kein stolzes Ross mehr, schade.

Gelernt habe ich immer noch nicht wirklich was dazu, Zeiten für mich nehme ich mir viel zu selten. Ich kann es nicht lassen “effizient” oder “praktisch” zu denken. Mich einfach mal hinlegen, das ist nicht einfach. Mich einfach mal nicht organisieren, das ist nicht einfach. Es ist die Prägung, es ist das was meine DDR Mutti mir vermittelt hat. Denn ja, so ist es: Wir Töchter werden geprägt vom Freizeitverhalten unserer Mütter.

Ich arbeite also an mir. Denke herum an dem Bild was ich unseren Töchtern vermitteln will, dass “einkaufen gehen” keine Me-Time ist und das wahre Freizeit nicht aus Verpflichtungen besteht. Ich versuche “das Mittagsschnickerchen” einzuführen. Keine leichte Aufgabe.

An einigen Abenden diskutieren die Kinder dann doch noch mit uns. Sie sind unzufrieden mit allem, mit einigen unserer Entscheidungen oder unserem neuen Verständnis von gelebter Freizeit. Da sitze ich nun und war einmal eine Kuh und heute bin ich wohl für unsere Kinder einfach nur noch ein alter Esel.

Aber immerhin: Ein sichtbarer, alter Esel!

Ich auf dem Sofa als Esel

Wer mehr zum Thema Zeit und Vereinbarkeit lesen möchte, dem empfehlen wir diesen Text von T. Bücker, auch verlinkt im Kuhartikel von das Nuf.

Ps: Ich weiß, dass die weibliche Form von Esel Eselstute genannt wird, aber in diesem Fall sind Konstantin und ich beide Esel, immerhin ist er ja auch kein männlicher Esel – in der Tierwelt Macker genannt).

Alu

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