Von Vorne
Ich komme aus einer abendlichen Videokonferenz ins Bad. Es sind wieder Anstrengungen beim ins Bett bringen mit dem Kind zu spüren. Die Jüngste steht am Waschbecken. Sie hat nasse Haare. Die Frau ist mies gelaunt, denn auch alle Kleidung ist nass.
Beide Damen sind zueinander angespannt. Ich versuche zu verstehen was passiert ist. Unsere Jüngste wollte die Haare waschen. Dies jedoch so, wie Elli die große Cousine, mit Kopf nach vorne. Leider ging genau das schief. Der nasse Hocker und die noch nicht Schaum freien Haare zeugen davon. Um die Haare auszuspülen hat meine Frau sie erst ausgezogen und dann unter die Dusche gesteckt. Nun sitzt das Mädchen auf meinem Schoß und jammert aber: von vorn, von vorn…alles nochmal von vorn.
Im Gegensatz zu unseren großen beiden Kindern, ist diese kleine Dame wirklich sehr stur und vehement.
Weiterhin ist es immens wichtig, dass die Dinge nach ihrem Plan ablaufen. Jetzt mögen erfahrene Eltern einwenden, das sei ja typisch Kind. Aber glaubt mir, dieses Kind ist sehr sehr beharrlich. Andere lassen sich abbringen von ihrem Vorhaben oder sich ablenken, vielleicht sogar kaufen. Wir haben regelmäßig ein Problem, da nichts von den bewährten Methoden hilft. Dann kann es sogar sein, dass wir das Setting noch einmal durchspielen müssen. Nun jedoch nach den Regeln der jüngsten Tochter.
Vieles habe ich bereits probiert. Doch der Nerven schonendste Weg ist ihren Willen zu erfüllen.
Beim Haare waschen hatte ich hingegen eine Ausnahme erwischt. Trotzdem musste ich von meinen Prinzipien abrücken und dem Kind abends eine Folge ihrer aktuellen Lieblingsserie erlauben. Dafür war sie warm eingepackt und friedlich und das erneute Haarewaschen letztendlich vom Tisch.
Wir wissen alle, auch Nerven schonen ist ein Antrieb für Eltern und das Familienleben. Alles auf Anfang ist aber nicht immer die schlechteste Lösung. Denn bei einem Reset können die Dinge auch auf neue Weise getan werden. Bei uns kommt das gerade bei Wiederholungen mit K3 öfter vor. Schließlich sind wir dann alle zufrieden. Zwar habe ich keine gute Erklärung dafür, trotzdem leben wir damit. Kennt ihr das von euren Kindern auch? Macht ihr auch Dinge euren Sprösslingen zu Liebe – von vorn?
2 Comments
Merle
21. Dezember 2020 at 20:58Oh ja, das haben wir hier auch zuhause. Der Sohn ist mittlerweile 7 und es hat sich ein bisschen gelegt. Aber prinzipiell ist es ihm auch sehr wichtig, dass die Dinge so laufen wie er es sich vorstellt (definitiv mehr als “normal”). Und als er kleiner war wollte er auch am Liebsten, dass alles rückgängig gemacht wird bis zu der Stelle wo es aus seiner Sicht schief gelaufen ist. Das ging bis hin zu, den ganzen Weg bis zur Kita zurück laufen, weil wir irgendwo “falsch” abgebogen sind. Mir hat damals tatsächlich oft die Kraft gefehlt um alles wieder von vorne zu machen, das wiederum führte dann aber zu langen Wutanfällen, die kaum zu beheben waren. Nicht ganz leicht. Gleichzeitig ist das Kind auch wahnsinnig liebevoll und kuschelig und lustig. Einfach von allem viel.
Alu und Konsti
26. Dezember 2020 at 23:41Das klingt auch sehr anstrengend. lg