Mein Kind ist an der Waldorfschule – Tanzen die meinen Namen?
Den meisten Leuten fällt zum Thema Waldorfschule ja meist nur eins ein: “Achja, die tanzen doch ihren Namen!” Ging mir auch nicht anders. Zudem jagte mir die Tatsache, dass es dort keine Noten gibt, zumindest als Schüler Schauer der Sehnsucht über den Rücken. Und eben die Notenlosigkeit dürfte bei vielen für das Image des druckfrei Weichen, gar Ziellosen, womöglich: bequem Ungeregelten sorgen, das die Waldorfpädagogik genießt.
Nun habe ich seit Kurzem einen Sohn bei den Waldis, wie wir Nutzwertanthroposophen zuweilen liebevoll sagen.
Es finden unfassbar viele Elternabende statt, die zum Ausgleich unfassbar gut und straff organisiert sind. Damit fängt es schon mal an. Und gipfelt in Erstaunen und klammheimlicher Befriedigung, erzählt die Lehreren von ihren Erziehungsmitteln. Die, man halte sich fest, auf Autorität beruhen. Zwar auf der Steiner’schen Vorstellung: Autorität ist nicht Unterdrückung, Disziplin und Bestrafung, sondern jene innere Stärke und “Bewusstheit” eines Erwachsenen, die Kinder sofort erkennen und der sie umstandlos folgen – weil sie sie brauchen. Aber eben auf dem Prinzip Ansage.
“Ich habe hier einen Jungen, der sagt mir: Zuhause darf ich machen was ich will.
Dem sage ich: Und hier machst du, was ich will!” Oder auch: “Meine Tochter diskutiert mit meiner Enkelin jeden Morgen auführlichst darüber, was das Kind denn gnädigst anziehen wolle. Ich sage Ihnen: Da stelle ich mir Fragen!” Die versammelte Waldi-Elternschaft wiegt bedenklich die Köpfe und macht runde Augen. Mich freut’s, predige ich doch bei jeder Gelegenheit, man solle die Kinder nicht ständig nach ihrer Meinung fragen. Dankbar bin ich auch, für neue Erkenntnisse: Als alter Sekptiker lese ich seit Neustem über Steiner. Nicht immer leicht. Aber es finden sich ausbalancierte Einsichten, die unsere Generation erst nach einer ermüdenden Diskussion gefunden hat, die sich zwischen den Polen totaler Wurschtigkeit und völlig überzogener Tiger Mum-Erziehung bewegte. Das finde ich sensationell und empfehle als Einstieg den absoulten Klassiker “Erziehung zur Freiheit. Die Pädagogik Rudolf Steiners” von Frans Carlgren und Arne Klingborg.
Meinen Name werde ich allerdings auf absehbare Zeit nicht tanzen.
Jost
1 Comment
muell
4. März 2013 at 07:49Das mit dem Namen eurythmisch wiedergeben fänd ich dennoch spannend 😉