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Wochenberliner

Der erste Schnee #Wochenberliner

Ich stehe am Fenster und blicke aus dem Haus. Draußen fängt es an zu schneien und zu stürmen. Der Winter, der langersehnte Winter ist endlich da, oder nicht?

Schon in den letzten Stunden dieses Tages habe ich das Gefühl, dass sich das Wetter ändert. Der Himmel wird immer grauer und Wolkengebilde am Ende meines Spaziergangs durch unsere Gegend türmt sich vor mir auf. Ich mache ein Foto und sage meiner Freundin am Telefon, dass die Wolken heute ganz besonders aussehen, so weich und so nah, wie Törtchen.

Früher stehe ich beim ersten Schnee direkt draußen. Ich halte meine Hände in die Höhe und lasse die Flocken direkt auf meine Handflächen fallen. Jede Flocke sieht anders aus, es ist ein Geschenk. Wie Lorelai Gilmore schnuppere ich die kalte Luft und betrachte jede Schneeflocke auf meinen Brillengläsern. Ich geniesse die Luft, den Winter und das Gefühl von Stille, die sich ausbreitet.

Heute rufe ich die Kinder immer wieder, während ich mir Gedanken mache. Ich drehe mich leicht nach hinten, um ihnen zuzurufen “Es schneit”, doch die gewünschten Reaktionen bleiben aus. Haben meine drei Kinder bereits ihre Kindlichkeit verloren? Haben sie kein Interesse mehr an dem, was mich früher in Verzückung gerieten ließ? Warten sie vielleicht einfach nur ab, ob denn nun “wirklich” der Winter kommt, um nicht wieder enttäuscht zu werden? Schlitten fahren, Schneemann bauen, all das wünschen sie sich doch so sehr, aber die letzten “Winter” waren enttäuschend. Nichts blieb wirklich liegen. Gerade mal einen Schneeengel hatten wir geschafft. Einen eigenen Schlitten haben wir seit Jahren nicht mehr, zu viel Holz für zu wenig Einsatz.

Der erste Schnee in Berlin

Inzwischen sind die Kinder richtig auf der Hut. Gerade die Jüngste, sie wartet noch auf ihren ersten richtigen Schnee! Zu Weihnachten hat sie sich sogar einen Gutschein von ihrer Oma schenken lassen: “1 * Schnee und Rodeln” steht darauf und obwohl wir alle über diesen Gutschein grinsen, so versucht die Oma doch jeden Tag herauszufinden, ob es denn in den Winterferien endlich mal schneien wird, um den Gutschein einlösen zu können! Die Beiden haben geplant irgendwo zu sein, wo man “Schnee und Rodeln” erleben kann.

Hach Winter, es ist einfach so: Du bist auch nicht mehr das was du mal warst! Meine Liebe zu dir ist verblasst! Wie gern würde ich meine dicken Pudelmütze herausholen, einen Kakao in den Händen halten und mich mitten in dich hineinstellen. Ich würde mich wieder als Kind fühlen, in einem richtigen, einen wahren Berliner Winter. Ich würde dich begrüßen, mich über dich freuen und dir sogar verzeihen, dass du den Personennahverkehr stundenlang lahmlegst, aber du bleibst uns fern. Ich würde mich auf einen Schlitten setzen und den Prenzlauer Berg heruntersausen, wie ich es als Kind schon tat. Ich würde die roten Wangen meiner Kinder küssen und ihre nassen Schuhe später mit Zeitungspapier ausstopfen.

Doch all das verblasst und ich stehe am Fenster und schaue dabei zu, wie es bereits nach kurzer Zeit aufhört zu schneien. Die Kinder sind immer noch nicht die Treppe heruntergekommen und während ich warte und meinem Winter hinterhertrauere, da schmilzt draußen schon wieder das weiße Nass auf unserem Rasen und hinterlässt nur große Pfützen voller kindlicher Träume.

Seufz, Alu

Schnee, Schnee – Liebe

Der erste Schnee.png

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1 Comment

  • Basti
    9. Januar 2025 at 08:51

    Ein wunderschöner Beitrag, der so viel Winternostalgie weckt! Ich kenne das Gefühl nur zu gut – die stille Hoffnung auf den ersten echten Schnee und das enttäuschte Staunen, wenn er nach Minuten schon wieder verschwindet. Ich bin trotz der niedrigen Temperaturen letztens wieder joggen gegangen, als es leicht geschneit hat, einfach um diesen Moment festzuhalten. Vielleicht motiviert das ja auch die Kinder, sich mal spontan auf den Zauber einzulassen. Danke für diesen Text – er ist wie eine warme Decke voller Kindheitserinnerungen!

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