Seit vielen Jahren nehmen wir uns mit den Kindern immer wieder Museumbesuche und Ausstellungen vor. Wir wollen ihnen nicht nur die Geschichte Berlins (unserer Heimatstadt) erzählen, sondern diese auch für sie greifbar machen. Wir bekamen die Anfrage Kurt Mühlenhaupt näher vorzustellen. Dabei ging es ebenso um die verschiedenen Ausstellungsprojekte der Stiftung. Uns war sofort klar: Das ist die nächste Möglichkeit nahbar den Kindern Geschichte und Kunst zu vermitteln.
Eine derzeitige Sonderausstellung zu Kurt Mühlenhaupt findet im Sockelgeschoss des Kreuzberg-Denkmals statt.
An diesem wirklich einzigartigen Ort zeigt das Museum eine Sonderausstellung mit Gemälden Mühlenhaupts. Doch nicht nur der Ort ist magisch, auch die Hängung und Verknüpfung mit den, dort eingelagerten, bildhauerischen Arbeiten von Berliner Größen wie Schinkel und Schadow ist besonders. Wer den Kreuzberg kennt, der kennt auch das Denkmal. Niemals hätte ich gedacht, dass sich beim Rundgang eine kleine Tür in das Denkmal öffnet. Dort im 1875 errichteten Sockelgeschoß des Kreuzberg-Denkmals ist ein wahrer Schatz versteckt.
Durch einen kleinen Einlass, mit Kassentisch und Verkaufsauslage, gelangt man direkt unter das Denkmal und natürlich fanden die Kinder das „ziemlich cool“ und „echt abgefahren“. Auch wir als Berlinerinnen kannten diesen Ort noch nicht und waren begeistert.
Ein Rundweg, der gestalterisch an die Berliner Popup-Radwege erinnert, leitet kleine und große Besucherinnen und Besucher durch die temporäre Ausstellung im technisch kühl anmutenden Gewölbe.
Der beeindruckend hohe Raum mit steinernen Rundbögen erinnert eher an eine Kathedrale. Die einzige Funktion aber ist die Erhöhung des Nationaldenkmals (zur besseren Sichtbarkeit). Zwischen Fledermäusen und Jahrzehnte lang schlummernder Kunst mit viel Berliner Geschichte (z.B. Johann Gottfried Schadows Münzfries), zeigt sich das Werk des lebensfrohen Kurt Mühlenhaupts.
Darunter sind wunderbare Berliner Episoden zu sehen: Tafelbilder aus einer Reihe der Berliner Bezirke, einst fürs ICC gemalt. In vielen Darstellungen findet sich auch immer wieder der Bezirk Kreuzberg.
Während man den Rundgang entlang läuft, tun sich Geschichte und Kunst scheinbar zusammen. Die Kinder entdecken links Reliefs mit Einhörnern und rechts Gemälde mit typischen Berliner Szenen. Hier hat uns alle „Der Murmelkönig“ besonders beeindruckt. Während wir Erwachsenen noch über die Baugestalt dieses Gewölbes staunen, möchte das Kind sein Laufrad auspacken und seine Runden drehen.
„Komm schnell mal schauen“, sagt es und ich gehe gucken und bin erstaunt über Farbvielfalt und Kombination an diesem ganz besonderen Ort. „Ich habe einen Gartenzwerg gefunden“, sagt das Kind und wirklich: Inmitten dieser Sonderausstellung sind kleine Skulpturen eingebettet, die fast aktuelle politische Züge haben könnten (mehr verraten wir hier nicht).
Immer wieder machen die Kinder kleine Entdeckungen, finden Kostbarkeiten in Stein und auf den Gemälden von Kurt Mühlenhaupt. Wunderbar kann man unter dem Kreuzberg-Denkmal mit Kindern oder auch einem Hund hindurchlaufen.
Diese Sonderausstellung ist noch bis Ende August zu sehen. Die Schau würdigt 200 Jahre Kreuzberg-Denkmal, 100 Jahre Bezirk Kreuzberg und – na: Kurt Mühlenhaupts 100.
Nach dem Rundgang erklimmen wir mit den Kindern gemeinsam noch das Kreuzbergdenkmal und schauen über unsere Stadt.
Kreuzberg-Denkmal
„Mühlenhaupt trifft Schinkel und Schadow“
Sockelgeschoss des Kreuzberg-Denkmals
Viktoriapark, 10965 Berlin
Kurt Mühlenhaupt und Kinder: Was gibt es noch zu sehen?
Nach dem Besuch der Ausstellung sind die Kinder begeistert „Was für ein cooler Ort“ „Gibt es noch mehr von dem Malermann?“, fragen sie und gerade die große Tochter verfängt in dieser Art von Berliner Geschichtsstunde. Ein Glück, das man noch bis zum 15. August 2021 eine weitere Sonderausstellung – für Familien, Kinder und Junggebliebene: „Mühlenhaupts Welt der kleinen Leute“ besuchen kann.
Im feldfünf, den Projekträumen des Metropolenhauses gegenüber vom Jüdischen Museum Berlin, sollen die kleinen und großen Kinder in den Büchern schmökern, selbst eigene Bilder malen oder drucken können.
Hier begegnen wir der kindlichen Welt des Kurt Mühlenhaupt, gepaart mit einem museumpädagogischen Programm. Der Künstler selbst hat zahlreiche Kinderbücher geschrieben und illustriert. Hier können sich Kinder selbst in verschiedenen Kunstformaten ausprobieren – ganz im Sinne des Meisters.
Gerade für die teilweise lang anmutenden Sommerferien eine willkommene Abwechslung in Berlin.
feldfünf
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7-8
10969 Berlin
Und was passiert noch?
Am 6. August wird mit der Schau „Die Erfindung Kreuzbergs“ eine dritte Ausstellung u.a. mit Werken Kurt Mühlenhaupts eröffnet – über die Kreuzberger Bohème. Im Studio Studio 1 des Kunstquartiers Bethanien ist sie bis zum 26. September 2021 zu sehen. Sie dreht sich um das Kreuzberg der 1960er- und 1970er-Jahr, in deren Mittelpunkt Kurt Mühlenhaupt stand. Dort dreht sich alles um diese wilden Zeiten und das ebenfalls mit Werken von ihm.
Studio 1 im Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2
10997 Berlin
Unser Fazit: Kurt Mühlenhaupt ist etwas für große und kleine Leute. Eine Entdeckung für Touristen, Flaneure und Nachbarn. Umso schöner, dass in diesem Sommer Berlin zu Gast bei Mühlenhaupt sein kann, wir haben es sehr genossen.
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