Grossekoepfe.de | Ein Elternblog mit Ihrer und Seiner Sicht aus Berlin!
Kulturleben Wochenberliner

Wochenberliner: S-Bahn Fahrt eines Mannes

An jedem Tag fahre ich mit der Berliner S-Bahn und dann steh ich da.


Episode 1:

Mit dem Vergeben
ist es kompliziert. Neulich beim Tatort war der Täter der, der vortäuschte er
sei geläutert. Und möchte mit Allen nur seinen Frieden machen. Am Ende bringt
dieser psychopathische Sohn dann die ganze Familie um. Mhmm.
Natürlich ließ er
seine Sozialarbeiter Freundin im Ungewissen. Sie trat vor der Kommissarin sogar
noch für ihn ein.

Nicht nur, dass dieser Film wieder einmal zeigt,
dass wir auf die Resozialisierung in Gefängnissen nicht bauen sollen können.
Mehr noch er suggeriert, es sei selbstverständlich, dass unser soziales System
das nicht mehr tragen und leisten könne. So wirkt auf mich als Zuschauer, die
zuerst aufgebaute Kulisse eines reuigen Exknackis nicht nur als gewollt scheinhaft.
Es erschien mir so, als seien die verwandten Begriffe „Reue und Vergebung“ auch
von den Autoren nicht mehr ernst genommen. Ich empfinde es sogar so, als
wollten die Schreiber in diese Begriffe nicht ernst zu nehmende Aussage setzen.
Nach dem Motto: Ist doch ganz klar, dass der sich
nicht gebessert hat. Ist doch ganz klar, dass er nicht verzeihen kann. Ist doch
ganz schade! Er kann nicht vergeben, dem muss dadurch auch keine Vergebung
zuteilwerden. Eine Welt schwarz und weiß. Zuweilen glaube ich aber, dass genau
diese Eintönigkeit bei uns Einzug gehalten hat. Begriffe wie vergeben,
versöhnen, Barmherzigkeit vergessen, verzeihen geraten immer mehr aus der Mode.
Wir verlieren sie. Viele Alltäglichkeiten zeigen das bereits. Wie oft höre ich
und andere erzählen es auch, wie „rauh“ viele
Menschen sich verhalten. K.



Episode 2:
Selten hat ein ungesehenes Bild mich so berührt und das kam so:
Als meine Frau gestern von der Arbeit heimkehrte – ich hatte schon unser Abendveranstaltungsprogramm im Kopf – weinte sie bitterlich. Dies ist kein häufiger Zustand. Ich war verdutzt.
Ob ich es nicht gesehen hätte, dieses Bild? Ich entschuldigte mich, der Job sei neu und ich würde dort kaum zu Nachrichten gelangen. Alu schien nahezu erbost.
Wir wimmelten die Kinder ab, setzten uns in die Küche und sie begann.
In meinem Kopf zeichnete sich ein Strand im trüben Licht. Ein kleiner Körper – verwechselbar mit einem Sack Reis – lag in der Brandung.
Ein bedrückendes Bild und alles was Sie erzählte, zeichnete es nur noch schärfer.
Sie fragte warum (es diese Leid gibt, weswegen Menschen das Bild teilen etc.).
Und wie immer, bei diesen grundsätzlichen Fragen antwortete ich systemanalytisch. Unserer Wohlstand mache Sie arm. Doch wir hätten kaum einen Ansatz dem nachhaltig zu begenen usw. usf.. Ich muss wie ein (liberaler) Politiker geklungen haben.
Dieser Schrecken! Keine Lösung.
Als heute im Radio die Kommentare gesendet wurden, schaute sie zu mir und schaltete ab. Ich sah die erste Träne. Bisher habe ich es nicht gesehen – dieses Bild. Dennoch glaube trotzdem an seine Wirkmacht und bin betroffen. 
K.

You Might Also Like...

No Comments

    Leave a Reply