Es ist passiert. Ein seltenes, beinahe mythisches Ereignis, das so unerwartet über mich hereinbrach, dass ich zunächst unsicher war, ob es überhaupt real ist: Ich bin allein zu Hause. Keine Mitbewohner, keine Gäste, keine Verpflichtungen – nur ich, meine vier Wände und ein Hauch von absoluter Freiheit.
Natürlich gibt es Dinge, die getan werden sollten. Zum Beispiel der Wäscheberg, der sich über die letzten Wochen hinweg zu einer Art unüberwindbarem Hindernis (Mount Washmore) entwickelt hat. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich angreift, wenn ich ihm zu nahe komme, aber ich beschließe mutig, mich dieser Aufgabe später zu widmen. Oder morgen. Vielleicht auch übermorgen. Schließlich muss so ein seltenes Ereignis wie „allein zu Hause sein“ richtig ausgenutzt werden.
Zunächst steht die wichtigste Entscheidung an: Welche meiner Lieblingsserien schaue ich zuerst?
Endlich kann ich hemmungslos Binge-Watching betreiben, ohne dass jemand dazwischenredet oder behauptet, dass man auch mal frische Luft schnappen sollte. Ein kurzer Spaziergang und dann zurück aufs Sofa: Pff, frische Luft – die ist auch morgen noch da! Ich scrolle durch meine Streaming-Dienste, unfähig, mich zu entscheiden. Klassiker oder etwas Neues? Drama oder Comedy? Vielleicht doch einfach die zehnte Wiederholung meiner absoluten Lieblingsserie?

Da kein Kind da ist, schauen wir einen 2. Film, Here – irgendwie besonders.
Doch bevor ich mich der Couch hingebe, brauche ich natürlich Verpflegung.
Ich öffne den Kühlschrank und stelle mit Erstaunen fest, dass es hier erstaunlich viele gesunde Sachen gibt. Wer hat die bloß gekauft? Aber keine Sorge, ich finde schnell eine Tüte Chips, die sich hinter dem Joghurt versteckt hat. Außerdem gönne ich mir eine Fertigpizza. Das Besondere daran? Ich esse sie ohne Ketchup. Jawohl! Endlich muss ich nicht rechtfertigen, warum ich meine Pizza nicht in die rote Soße tunke, die laut manchen Menschen zu allem passt – außer zu Dingen, die wirklich gut schmecken.
Mit meiner Pizza (Ketchupfrei!) und den Gummibärchen bewaffnet, lasse ich mich auf die Couch fallen. Ich bin bereit für einen ausgedehnten Serienmarathon. Doch kaum habe ich es mir gemütlich gemacht, fällt mir auf, dass ich eigentlich auch mal wieder so richtig faul sein könnte – ohne schlechtes Gewissen. Vielleicht einfach mal eine Stunde an die Decke starren? Oder ein spontanes Schläfchen mitten am Nachmittag?

und dann wartet die Wäsche.
Gerade als ich ernsthaft darüber nachdenke, ruft mich mein Wäscheberg aus der Ferne zurück.
Ich überlege, ob er inzwischen ein eigenes Ökosystem entwickelt hat. Vielleicht gibt es da drin bereits Lebewesen, die in Frieden und Harmonie zwischen den alten Socken existieren. Ich könnte ein Forschungsprojekt daraus machen! Aber dann fällt mir ein, dass ich ja eigentlich gerade einen hochwichtigen Serientag eingelegt habe. Wissenschaft kann warten.
Mit einem tiefen Seufzen – das eigentlich nur gespielt ist, denn insgeheim genieße ich jede Sekunde meiner Einsamkeit – drücke ich auf „Play“. Die nächste Folge beginnt. Und die nächste. Und noch eine. Irgendwann ist es plötzlich Nacht. Keine Ahnung, wie das passiert ist.
Mein Fazit? Allein zu Hause zu sein ist ein Abenteuer.
Man entdeckt neue Seiten an sich selbst – zum Beispiel, dass man problemlos drei Stunden mit der Entscheidung über die perfekte Snack-Kombination verbringen kann. Man stellt sich mutig dem Wäscheberg, nur um ihn dann doch wieder zu ignorieren. Und vor allem genießt man die Freiheit, Pizza ohne Ketchup zu essen, ohne dass jemand schockiert aufschreit.
Kurz gesagt: Es war ein perfekter Tag. Und der Wäscheberg? Der kann morgen auch noch warten.
Alu
2 Comments
amberlight
18. Februar 2025 at 15:12Ich wünsche dir sehr, dass diese kleine Auszeiten vom Familienleben regelmäßig möglich werden, denn ich kann selbst sehr gut nachvollziehen, dass man dieses kurze Parallelleben ab und zu mal braucht. So langsam sehe ich zwar schon am Horizont, dass diese Variante irgendwann der neue Alltag wird und man sich dann nach dem üblichen Familienchaos zurücksehnt, aber aktuell kann auch ich es noch sehr genießen ….
2xMama
21. Februar 2025 at 10:59so kleine Auszeiten sind toll, ich kann mich dann nur oft nicht entscheiden, ob ich lieber “schnell mal”, ohne “Hilfe” den Haushalt mache oder ausruhe, oder im Garten werkel oder kreativ werden soll, oder oder oder und dann verzettel ich mich so, dass ich erst kurz bevor die Meute wieder zuhause ankommt entspannt genug wäre, mein Buch zu lesen oder tatsächlich auszuruhen 😉
Und das mit dem Essen, wenn keiner da ist, ist super, endlich unbeobachtet ungesund essen oder DInge kochen, die sonst keiner isst.
Genieße es!