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Brustkrebs Elternleben

Ich bin ein Fels und doch kein Fels #Brustkrebs

Manchmal wünschte ich mir, dass alles mit mir und dem Krebs so einfach wäre, wie der gemeinsame Bau eines Baumhauses mitten in unserem Urlaubsdorf. Ich würde gern einfach schrauben und hämmern und am Ende ein fertiges Baumhaus vor mir stehen haben, eines mit Rutsche und Treppenstufen, ein buntes Projekt mit einem Enddatum. Im Moment kann ich das bei dieser #BrustKrebserkrankung nicht ersehen. Obwohl ich jeden Tag hämmere und schraube, mir Bretter zurechtschneide und neue Rutschen überlege, sind es noch so viele Bretter und Treppenstufen, die ich bauen muss, bis ich als „geheilt“ gelten darf, dass mein Baumhaus bis ins Wolkenkuckucksheim reichen könnte. Jeden Tag lade ich meine Akkus auf, halte den Bohrer fest und klopfe die Nägel rein, aber an einigen Tagen bin ich müde und erschöpft vom Zusammenklopfen aller einzelnen Teile. Mein Körper ist ein wackliges Baumhaus, am Rand eines Dorfes, so scheint es mir. Mein Körper ist ein Baum, der sich nach oben streckt und versucht die Wurzeln so tief wie möglich in die Erde zu graben, für einen sicheren Halt in kommenden Stürmen.

Ein Baumhaus

Gestern Abend habe ich endlich mal all meine täglichen Tabletten in eine App eingespeichert, damit sie mich jeden Tag an die verschiedenen Einnahmen erinnert und ich habe mich richtig erschrocken, wie viele es inzwischen sind. Das sind alles meine Nägel und Schrauben, die mich gerade zusammenhalten. Das sind alles meine Fixpunkte, die Borkenkäfer und Holzwürmer fernhalten sollen und die mich an einigen Stellen doch morsch werden lassen. Ich bin ein Baumhaus im Wind, ich bin der Baum und das Haus in einem, der sich nach der Sonne streckt und dessen Krone so gern als Aussichtsplattform genutzt werden dürfte. Ich bin ein Baumhaus mit Treppenstufen und Kanten. Ich bin die Wurzeln und die morschen Bretter zugleich, die mich tragen und die mich wachsen lassen. Ich bin ein Fels und doch kein Fels, denn ich brauche Wasser und alle kommenden Sommer und Winter, um mich zu erden und irgendwann mein eigenes Wolkenkuckucksheim erspähen zu können, ganz da oben und ganz da unten zugleich.

Eines Tages sprenge ich all die Nägel und Schrauben, die meine Haut verletzen und die mich festhalten, denn dann wachse ich freier immer weiter und kann schwingen im Wind und eine Schaukel tragen, auf der noch meine Kinder und Enkelkinder sitzen werden und ich sie tragen kann und darf.

Alu

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1 Comment

  • Suomitany
    20. August 2023 at 21:30

    🤗🤗🤗

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