Der Trumpf arbeitender Eltern
Dass (voll)berufstätige Eltern und Erziehungsbevollmächtigte öfter das Gefühl haben nicht gleichwertig produktiv zu sein, wie ihre „balastlosen“ Kollegen, das habe ich schon manches Mal thematisiert. Dabei muss man natürlich stets offen lassen, wie viel davon gefühlt und wie viel echt ist.
Denn was ist Arbeitsleistung und wie berechnet man diese? – Zum Glück gibt es dafür in meinem Arbeitsumfeld keine Formel. Eines jedoch gibt es mittlerweile, wo mit Eltern die gefühlte Situation gut umzudrehen vermögen. Ein Trumpf den man lieber bedacht wählen sollte, der etwas von Ärger beim Gegenüber und Genugtuung bei uns erreichen kann. Dieser sichere Stich ist die einfach Frage:
Haben Sie Kinder?
Nein?
Ich habe Drei.
Denn immer noch gibt es oft einen Grundrespekt in unserer Gesellschaft vor dem Mythos Familie. Denn auch die Karrierebewusstesten Mitmenschen wissen, dass irgendwer aber bitte nicht sie zum Erhalt der Menschheit beitragen muss.
Chaoskomponente X
Ihre Wahl ist es ein Leben ohne die Chaoskomponente X (X=Kind) zu führen (was die Zielstrebigkeit erhöhen kann). Diese Wahl lässt diese Mitmenschen erahnen, dass ihnen vieles erspart geblieben ist (aber auch manches nie vergönnt sein wird). Angemerkt sei hier: Es gibt viele Menschen die Kinder wollen und nicht bekommen können und ich bin auch froh für die, die klar und glücklich kinderlos leben. Dies ist nicht mehr als eine Beobachtung (aber auch nicht weniger).
Wenn das Gegenüber etwas überrumpelt mit Nein antwortet, dann schwingt vieles mit (bei ja hat man bestenfalls einen neuen Verbündeten). Vor allem das Eingestehen, dass sein Gegenüber einen Vorsprung hat – die biologische Notwendigkeit ist ein Thema. Nun kann man es altklug ausspielen und mit Anekdoten über Kinder, die ganze Wäsche, ihre Erziehung und diese Doppelbelastung einen Eindruck hinterlassen, oder man kann es auch einfach bei den Grundfeststellungen belassen und dann die gefühlte Bestätigung mitnehmen: tief innen drin.
Sehen sie, ich habe drei Kinder.
Denn man kann (in Bezug auf diese Lebensrealität) nur wirklich verstehen was man auch erfahren konnte. So zumindest lautet die landläufige Annahme. Dies kann uns stark machen und bestätigen. Oft reicht das hier Geschilderte bereits als Gedankenspiel.
Ein Trumpf den uns die Gesellschaft überlassen hat und gerade Eltern benötigen manchmal einen Vorsprung.
Was meint ihr?
Konsti
11 Comments
Falk
28. Februar 2018 at 14:28Nun, klar, auch als Vater führe ich die schlaflose Nacht, das kranke Kind oder ähnliches mal als Begründung an, warum etwas nicht geklappt hat oder ich eher nach Hause muss. Gleichzeitig halte ich es für schwierig, die Kinder als Trumpf ins Arbeitsleben mitzunehmen und sich so einen Vorteil “zu verschaffen”. Dafür hab ich zu lange auf der anderen Seite gelebt und gearbeitet. Schnell wird aus dem Mitleid dann Argwohn oder eine Art Reflex, den “armen Vater” (oder die Mutter) dann gar nicht erst ins spannende Thema einzubeziehen, der hat ja eh keine Zeit/Lust/Ausdauer.
Alu und Konsti
28. Februar 2018 at 19:50Lieber Falk, vielen Dank für deine Antwort. Genau so habe ich es nicht gemeint wie du es benennst. Es geht um den Zwischenton. Ich meine nicht das Jammern über Elternschaft oder die Probleme wenn Kinder krank werden, das habe ich mir gewählt. Ich meine diese Art von Überlegenheit, die manchmal aufkommt, wenn man nicht den Faktor Kind als Last mitschleppt. dieses ich kann viel mehr erreichen. In meinem direkten Arbeitsumfeld habe ich dieses Problem nicht. Doch es begegnet mir auch, in diesen Fällen wo jemand will, dass wir Eltern uns schlecht fühlen, dann bringe ich diesen Trumpf. Manchmal tue ich dies sogar nur in Gedanken. Und mir nützt es.
Konstantin
P.S. Ich habe einen guten Arbeitgeber, vielleicht kann ich daher so unbekümmert berichten
Vika
1. März 2018 at 07:43Das ist das traurige in unserer Wirtschaft. Arbeitskräfte will sie haben, mehr nicht. Wer und wie diese liefert, ist egal.
Falk Becker
1. März 2018 at 09:38Hi Konstantin,
fast hätt ich deine Antwort verpasst. Super – dann sind wir doch in einem Team. Das passiert mir glücklicherweise selten, dass ein Gegenüber will, dass Eltern sich schlecht fühlen. Bei mir ist der Arbeitgeber zum Glück auch hochflexibel bzw. der Job selbst ist es.
Beste Grüße, Falk
Ilona
7. November 2019 at 21:48Also, als (gewollt) Kinderlose verstehe ich den Artikel überhaupt nicht.
Wenn mich jemand fragt “Haben Sie Kinder?”, dann antworte ich “Nein”, weil das die Antwort auf die Frage ist. (Wenn mich einer fragt, “Haben Sie Hunde?”, antworte ich genauso mit nein)…
Ich bin davon nicht überrumpelt (warum sollte ich? Überrumpelt wäre ich von “Wie oft masturbierst du?” von einer wildfremden Person im Bus) und es schwingt auch kein” Eingestehen [mit], dass sein Gegenüber einen Vorsprung hat – die biologische Notwendigkeit.”…
Vorsprung klingt zum einen nach etwas, was ich aufholen müsste – was ich ja ganz bewusst ausgeschlossen habe, sonst hätte ich die Kinder wohl auch schon. Zum anderen gibt es keine biologische Notwendigkeit, Kinder zu haben. (Ich bin übrigens auch nicht der Ansicht, dass “irgendwer zum Erhalt der Menschheit beitragen muss”. Ich sehe den Erhalt nicht gefährdet – eher im Gegenteil… aber das nur nebenbei)
Sprich: Inwiefern ist “Haben Sie Kinder?” ein Trumpf, den man ausspielt? Verschafft das dir echt Genugtuung, jemandem “unter die Nase zu reiben”, dass du Kinder hast, weil du offenbar das Gefühl hast, im Berufsalltag nicht so leistungsfähig zu sein(? so hab ichs verstanden)?
Wie gesagt: Keine Ahnung, was dieser Artikel aussagen soll. Vielleicht muss man dafür Kinder haben?
Luna
24. Dezember 2020 at 09:58Hallo Ilona, ich glaube nicht, dass man Kinder haben muss, um den Artikel zu verstehen. Ich habe zwei Kinder – der Sinn dieses Artikels erschließt sich mir trotzdem auch nicht…. Mag sein, dass es ein Trumpf für MÄNNER ist, für FRAUEN (die in der Regel einen Großteil des mental load tragen) wird es meiner Erfahrung nach eher als Manko angesehen.
Es seinem Gegenüber “unter die Nase zu reiben” kann zudem auch richtig nach hinten losgehen – wenn derjenige nämlich ungewollt kinderlos ist, sei es durch den fehlenden Partner, Unfruchtbarkeit, Fehl- oder Todgeburt. Da ist das einfach nur unsensibel.
Aber auch sonst empfinde ich diesen Artikel als Sammelsurium von inhaltsleeren Phrasen, deren Inhalt sich nicht recht erschließt (biologische Notwendigkeit?!).
Abgesehen davon strotzt der Artikel nur so vor Fehlern in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Hin und wieder ein Fehler mag ok sein, wenn man schnell am Handy einen Kommentar tippt (passiert mir auch) – bei einem Blogbeitrag zeugt es nur davon, dass man das Ganze nicht sorgfältig genug durchdacht und niedergeschrieben hat. Da sind dann auch Kinder keine Ausrede…
Alu und Konsti
24. Dezember 2020 at 21:28Hallo Ilona,
der Beitrag war eine Situationsbeschreibung und Schilderung meiner Wahrnehmungen. Umso besser, wenn du es anders erlebst und siehst. Frohe Weihnachten.
Herzlich
Konsti
Alu und Konsti
24. Dezember 2020 at 21:32Liebe Lunamarie,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin immer noch der Meinung, dass nicht alles auf unserem Blog von allen verstanden werden muss.
Den 2. Teil deines Kommentars hingegen finde ich sehr unsachlich. Ich habe LRS und dies ist auch in meinen Beiträgen zu sehen. Wenn du dich im ersten Teil tolerant und aufklärerisch gibst, um im letzten Teil dann über den anderen, mich, “herzuziehen” finde ich es nicht richtig und vor allem nicht tolerant. Weiterhin hat jeder und jede seine eigene Sicht der Dinge, die eigene Wahrheit und Rechtschreibung. Frohe Weihnachten! Konsti
Alexandra
26. Juni 2021 at 01:34Ich sehe nicht viel triumphales in der Vaterschaft. Ich meine ja klar, finanziell muss man meist mehr Verantwortung übernehmen aber um Vater zu werden reicht ein Orgasmus zur richtigen Zeit. Betonung auf “ein” denn der Sex muss für die Zeugung nichtmal beide befriedigen. Danach muss man es ertragen das die Partnerin evtl weniger gründlich putzt, viel weint und regelmäßig spuckt. Dann noch ein paar Monate auf Durchzug schalten, wenn sie sich wieder über irgendein wehwehchen beschwert und bei der Fahrt ins Krankenhaus möglichst keinen Unfall bauen. Weder muss Mann das Kind austragen noch befürchten dass ihm ungefragt der Anusmuskel eingeschnitten wird oder das dieser reisst. Oder dass man ihm einen schnitt durch die Bauchdecke macht und diese dann aufreisst um ihm einen Menschen zwischen den Organen rauszuwühlen. Dehnungstreifen, inkontinenz wochenlanges bluten, fiebrige Brustentzündungen… alles keine möglichen Konsequenzen der Vaterschaft. Selbst die Nippel bleiben unblutig.
Wenn er nichts mit den unschönen seiten der Elternschaft zu tun haben will, ist der einzige begrenzende Faktor für seine Kinderschar der platz für Fotos im Portmonee. Denn den Rest wird die Mutter schon alleine wuppen.
“Ich habe 3 Kinder und kümmere mich um sie den Haushalt und meinen Job” wäre ein trumpf. Aber wenn man die Wertschätzung ansieht die Frauen für diese Leistung bekommen, nun dann freu dich schonmal auf “selber schuld wenn du net rechtzeitig rausziehst”
Alexandra
26. Juni 2021 at 01:37Ich sehe nicht viel triumphales in der Vaterschaft. Ich meine ja klar, finanziell muss man meist mehr Verantwortung übernehmen aber um Vater zu werden reicht ein Orgasmus zur richtigen Zeit. Betonung auf “ein” denn der Sex muss für die Zeugung nichtmal beide befriedigen. Danach muss man es ertragen das die Partnerin evtl weniger gründlich putzt, viel weint und regelmäßig spuckt. Dann noch ein paar Monate auf Durchzug schalten, wenn sie sich wieder über irgendein wehwehchen beschwert und bei der Fahrt ins Krankenhaus möglichst keinen Unfall bauen. Weder muss Mann das Kind austragen noch befürchten dass ihm ungefragt der Anusmuskel eingeschnitten wird oder das dieser reisst. Oder dass man ihm einen schnitt durch die Bauchdecke macht und diese dann aufreisst um ihm einen Menschen zwischen den Organen rauszuwühlen. Dehnungstreifen, inkontinenz wochenlanges bluten, fiebrige Brustentzündungen… alles keine möglichen Konsequenzen der Vaterschaft. Machts verhungert das Kind nicht, wenn Papa mal eine Erholungsnacht auf dem Sofa braucht.
Wenn er nichts mit den unschönen seiten der Elternschaft zu tun haben will, ist der einzige begrenzende Faktor für seine Kinderschar der platz für Fotos im Portmonee. Denn den Rest wird die Mutter schon alleine wuppen.
“Ich habe 3 Kinder und kümmere mich um sie den Haushalt und meinen Job” wäre ein trumpf. Aber wenn man die Wertschätzung ansieht die Frauen für diese Leistung bekommen, nun dann freu dich schonmal auf “selber schuld wenn du net rechtzeitig rausziehst”
Jugie
4. November 2022 at 23:40Liebe Alexandra,
tatsächlich erlebe ich es immer noch, dass die Mütter* die meiste Arbeit in der Kindererziehung durchführen. Ich lehre an einer Fachhochschule für nebenberufliche Studiengänge und mir ist aufgefallen, dass sich viele Väter damit brüsten, dass sie trotz (neugeborenen) Kindern dieses Studium machen. Dsbei sitzt Mama zuhause und betreut die Kids. Die Väter gehen ihren Karrierezielen nach. Die Mütter, die Kinder haben und bei uns studieren (mega!) nehmen die Kinder zur Vorlesung mit oder sitzen mit ihnen vor der Kamera, weil Papa nicht mit der abgepumpten Milch zurecht kommt oder nicht aufpassen kann. Papa musste auch nicht 6 Wochen auf das Studium verzichten oder mit dicken Beinen zu den Seminaren. Aber es erzählt sich nunmal so gut. Faire Aufteilung sieht anders aus.
Das enttäuschende dabei: Ich dachte, dass meine Generation (Mitte/Ende 20er) etwas weiter wäre. Zumal es bei meinem Partner und mir eine “echte” 50/50 Aufteilung ist.
Es dauert wohl noch, bis es eine gerechte Arbeitsteilung gibt.