Der C-Virus ist da. Und der macht eine Erkrankung auch mit „C“ im Namen. Desinfektionsmittel kosten online für normalgroße Abpackungen 35€ und mehr. Dabei frage ich mich wie lange wir dieses hohe Level an Schlagzeilen, Informationspermanenz und Hamsterkäufen aushalten können. Jetzt wo klar ist, dass die ganze Sache keine Kurzfristigkeit kennt.Bei all dem Trubel ist eine Vorsichtsmaßnahme besonders sinnvoll und in bestimmter Weise auch fatal: Das Handegeben. An einem vergangenen Sonntag gaben wir uns im Gottesdienst noch alle eifrig die Hände zum Friedensgruß. Nach einem kurzem Innehalten schien nahezu alle erleichtert, dass nun das große Händeschütteln, wie gewohnt, losging. Nur ein Bekannter hatte bei vorheriger Begrüßung schon auf Fist bump umgestellt.
Ab Montag begrüßten mich Menschen schon mit einem Ellenbogencheck. Heute haben wir auf Arbeit beschlossen (wir haben viel Kontakt zu Gästen), dass wir darüber informieren wollen, keine Hand mehr zum Gruß zu reichen. Schon heute Nachmittag habe ich nur noch mündlich gegrüßt.
An sich alles unproblematisch und schnell einstudiert. Doch einmal angewöhnt, wird das Händeschütteln wohl langfristig seltener vorkommen, wenn nicht sogar aussterben. Einen Massentod könnte die Pandemie also auf dem Konto verzeichnen: Das Ableben dieser Kulturtechnik.
Dabei mag ich es sich die Hand zu reichen. Dies ist verbindlich. Damit kann man Leute kennenlernen. Ein fester, ein schwacher, ein mittlerer Händedruck sagt etwas über unser Gegenüber.
Oft ist es der einzig echte Kontakt in einer Welt wo persönlicher Kontakt, das meint inklusive (unverfänglicher) Berührung, verloren geht. Nun also auch die Hand. Meine Extremität, die als absolutes Multifunktionswerkzeug gilt, verliert eine Funktion. Nun begrüßen wir uns also in großen Teilen “Hand los”. Vielleicht verbeugen wir uns mehr voreinander.
Dann, wenn alle sich ohne Hände grüßen zum Willkommen und zum Abschied (und das die ganze Zeit also über Jahre hinweg), dann kommt es zu Menschen, die das Händeschütteln gar nicht mehr kennen.
Damit verliert eine Kulturpraxis, außerhalb des digitalen Raumes, an Bedeutung. Irgendwann versteht dann auch keiner mehr die Piktogramme in den Messengerdiensten auf dem Smartphone, die Hände zeigen die sich grüßen.
Dann ist es wohl so wie Schnee in Berlin – habe ich mal von gehört.
Beim Handy helfen dann nur noch GIFs die eine Verbeugung zeigen oder eine Fist Bump oder einen Ellenbogencheck – komisch und nicht wirklich würdevoll, oder?
Konsti
Küss die Hand junge Frau?! Wie verhalte ich mich als Vater, wenn die Tochter groß wird
2 Comments
Kathrin
12. März 2020 at 11:25Hallo, ehrlich gesagt finde ich das Ausbleiben des Händedruckes in Infektzeiten sehr sinnvoll! Auch ohne das neuartige Virus mag ich gerade in Grippezeiten nie. Dazu muss ich sagen, dass es in meinem Beruf usus ist, Kunden mit Handschlag zu begrüßen und zu verabschieden. Was zur Folge hat, dass ich jeden Winter im Dauererkältungszustand versinke, weil eben viele Kunden kurz nachdem sie in ihre Hände gehustet oder sich mit diesen die Nase geputzt haben, fröhlich meine Hand schütteln. Dann erzählen sie mir danach im Gespräch, wie erkältet sie doch sind- Danke! Ich bin sogar öfter erkältet als mein Kindergartenkind. Mit der Weile sage ich von November bis März ganz freundlich, dass mir der Hals kratzt und ich den Kunden lieber nicht die Hand gebe. Was ich damit sagen will, ist, dass das Hände schütteln zwar nett ist, aber sehr rücksichtslos ist, wenn man mit Infekten seinem Gegenüber die Hand gibt. Und wenn es hilft, dass man mit dem Verzicht dieser Geste andere und sich schützt, kann ich gut damit leben! Ich begrüße meine Kunden jetzt immer mit einem Lächeln und einem Winken, das kommt sehr gut an. Und in den Small Talk komme ich dann auch sofort!
Alu und Konsti
12. März 2020 at 20:04Das ist es absolut.