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Elternleben

Wie viel wird bleiben #Kinderreha – Teil 5

Derzeit sprechen wir auf der Reha viel über Wünsche und Zukunftsvorstellungen für unsere Kinder. Dies bezieht sich auf ganz konkrete Zukünfte, aber auch auf das was in der Ferne der Kinder liegen mag. Sicherlich liegen diese Gespräche auch daran, dass mehr als 50% der Reha bereits vorbei sind und man als Eltern viel darüber nachdenkt: Wie genaue nehme ich all das mit zurück in den Alltag und wie binde ich den Rest der Familie in die neu erworbenen Kompetenzen ein? „Wie viel wird bleiben“, frage ich mich selbst ganz oft und schaue ins Leere.Am Abend stricken oder puzzeln wir, eine Frau hat nun endlich begonnen das Babyalbum des Kindes aufzukleben. Eine Frau bastelt für ihren Garten. Alles ist im Fluss, irgendwie.

Wie viel wird bleiben, von vier Wochen Therapien und täglichem Auseinandersetzen mit dem eigenen Kind?

Wie viel wird bleiben, von den Gesprächen und dem Austausch mit anderen Betroffenen?

Wie viel wird bleiben, von dem was man im Herzen bewegt und sich vornimmt daheim umzusetzen?

Anders als auf meiner letzten Mutter-Kind-Kur dreht sich hier wohlgemerkt wenig um mich als Mutter, sondern es geht immer konkret um das Kind und die gegebenen Voraussetzungen. Immer wieder schreibe ich mir in mein Notizbuch konkrete Wünsche und Vorstellungen für das Kind auf und ertappe mich auch häufiger dabei, wie ich mir eine ganz persönliche inklusive Zukunft für das Kind ausmale.

Am Abend telefoniere ich mit dem Liebsten. Ich erzähle ihm von meinen Sorgen und Zukunftsvorstellungen. Was wollen wir für unser Kind und wie viele Förderungen werden wir dafür noch durchlaufen müssen? Brauchen wir ein konkretes Ziel? Was wird wirklich möglich sein? „Weißt du“, sagt er.

„Das Kind muss kein Abitur machen, es muss keinen Auslandsaufenthalt machen oder auch kein Garten-Landschafts-Bauer oder Koch werden. Es kann werden und sich selbst entscheiden, wohin es sich entwickeln will. Die Hauptsache ist doch, es wird glücklich und kommt allein über die Runden.“

„Ja“, ergänze ich. „Hauptsache es wird glücklich und selbstständig und zufrieden“ und ich nicke ein bisschen in das Telefon. Innendrin schraube ich meine vielleicht zu hohen Erwartungen etwas herunter.

Im Nachgang des Telefonats fühle ich mich merklich ruhiger. Meine Zukunftsvorstellungen für das Kind liegen zwar weiterhin im Nebel. Aber, durch den Fokus der Reha auf die Stärken des Kindes, habe ich das Gefühl, dass wir mit mehr Rüstzeug für weitere Herausforderungen nach Hause fahren werden. Aus diesen Stärken, da werden sich vielleicht auch Ziele entwickeln können und das zeigt mir mal wieder, wie offen und wunderbar noch alles sein kann.

Alu

was wird bleiben_Kinderreha

Konflikte – #Kinderreha – Teil 7

 

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2 Comments

  • Anne
    12. Mai 2021 at 07:30

    Liebe Alu, ich finde die Berichte von der Reha sehr interessant. Vielen Dank!! Was mich als Systemikerin wundert, ist dennoch, dass ihr als Eltern so wenig im Fokus steht. Damit es einem Kind mit seinen besonderen Bedürfnis gut geht, ist doch jeder Teil seines Familiensystems von hoher Relevanz. Für einen langfristigen Effekt würde ich bei allen Anregungen für das Kind prüfen, welche Auswirkungen das auf Eltern und Geschwister hat. Und dann müsste man schauen, was ihr dafür braucht. Klar, kann man das wiederum auf andere settings verweisen, aber effektiver und wirksamer fände ich eine Verbindung. Oder habe ich da was missverstanden? Wie erlebst du das als Adressatin so einer Gesundheitsmaßnahme? Habt noch eine gute Zeit!

  • Alu und Konsti
    16. Mai 2021 at 19:23

    Hallo Anne,
    wir haben Elternschulungen, aber über Bedürfnisse oder Voraussetzungen wird hier eigentlich wenig gesprochen. Erst in der letzten Sitzung am Mittwoch kam das Thema “Selbstfürsorge” mal auf, das war mir hier auch zu wenig. Alu

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