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Schulkind

Schnipsende Gummibänder im Luftraum – An mein großes Mädchen

Heute habe ich dich in den Arm genommen mein großes Mädchen. Wir drückten uns ganz fest und ich nahm dein Gesicht zwischen meine Hände. Deine langen Haare kitzelten meine Hand und ich schaute in die gleiche Augenfarbe, die ich täglich im Spiegel begrüße.

Gerade darf ich das, dieses dich halten, drücken und küssen. Doch, es gibt bereits immer mehr Tage, an denen deine Körpersprache mir eindeutig zeigt, dass heute kein guter Tag für die mütterliche Nähe ist. Du stößt mich dann weg, brüllst mich an, oder rennst stampfend durch die Wohnung. Du nennst es die Wut, stehst auf unserem Balkon und schreist dir die Seele aus dem Leib.

Von schnipsenden Gummibändern.

An diesen Tagen verliere ich dich ein bisschen mein Kind, Stück für Stück. Ich sehe wie du wächst, ganz ohne meine Hilfe in diesem Moment. Wir nabeln uns ab – du und ich. Ich kann das spüren und es tut weh. Manchmal,  wenn ich dich nun umarme, dann spüre ich diese neue Grenze zwischen uns, Luft die sich da zwischen uns schiebt, wo früher eine grenzenlose Verbindung war. Seltsam fühlt sich dieser neue
Zwischenraum an, wie ein Luftraum vor meiner Brust. Es ist wohl dieses Loslassen innen drin, was ich dann spüre, also würde einem jemand ein Bauteil klauen wollen und man hielte es fest mit ewig schnipsenden Gummibändern.

Liebe, die sich teilt und teilt und teilt.

Ich weiß, dass ich das nicht aufhalten kann und sollte, aber erst jetzt verstehe ich meine Mutter so viel besser als früher. Wie muss es sich für sie angefühlt haben, als ich mit zehn Jahren ständig unterwegs war, ohne Handy und ohne Fahrradlicht? Ich habe Angst vor diesem weniger Mama, mehr Freiheitsding, denn DU bist doch der Anfang von allem, mein Anfang vom Abenteuer Mutter und immerwährende erste Liebe, die sich teilt und teilt und teilt und teilt….

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass du irgendwann ausziehst, vielleicht weggehst in ein fremdes Land, eine fremde Stadt, mich nicht mehr brauchst so wie bisher? Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein wird dich nur noch zum „Hallo und auf Wiedersehen“ zu umarmen und dich dann entschwinden zu sehen.

Wir werden zusammen wachsen müssen.

Ich will dich stark machen mein großes Kind. Dir deine bunte Welt noch weiter öffnen, dir zeigen meine Große, dass die Liebe grenzenlos ist und dafür werden wir wohl zusammen loslassen müssen. Wir werden lernen müssen, dass die entstandene Luft in den Umarmungen sich mit neuen Farben und Begegnungen füllen kann. Wir werden lernen müssen, dass wir die Luft für das gemeinsame Atmen und wachsen brauchen. Wir werden gemeinsam lernen müssen großes Kind und ich werde wachsen an dir und diesen schnipsenden Gummibändern. Sie werden wohl immer mehr ausleiern und dich hoffentlich eines Tages soweit von mir weg lassen, wie wir dann beide bereit sind zu gehen.

 

Alu

 

Mit diesem Text bewerben wir uns bei Scoyo Elternbloggeraward

 

 

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6 Comments

  • Weil Träumen die wachste Art des Daseins ist
    28. März 2017 at 07:33

    Toller Artikel <3 LG Scarlet ( https://scarlettheredsite.wordpress.com )

  • Indre Z.
    28. März 2017 at 14:38

    So ein schöner, liebevoller, großzügiger Text. Ganz ähnlich oft meine Gedanken. Und ja, es tut weh. Liebste Grüße von Balkon zu Balkon (auf dem ich manchmal auch gerne schreiend stehen würde; nur trau ich mich das nicht mehr ;)).

  • Pia Laura Fröhlich
    29. März 2017 at 09:28

    Liebe Alu, was für ein schöner Text. Da kommt ja noch ganz schön was auf mich zu.. Liebe Grüße von Laura

  • Katharina Lorber
    29. März 2017 at 14:08

    Liebe Alu. Du schreibst mir mal wieder aus der Seele.

  • Einmalpommesrotweiß, Die Freitagslieblinge, Was hat mich berührt
    21. Juli 2017 at 00:14

    […] Eine sehr gute Freundin ist vor einiger Zeit in ein anderes Bundesland gezogen. In dieser Woche haben wir uns getroffen, da sie in Berlin war, und verbrachten gemeinsame Zeit. Es tut gut sich mit Freunden auszutauschen und in dem ganzen Mamaalltag vergisst man das nur allzu leicht manchmal. Daher bin ich echt sehr froh, dass mich solche Treffen immer wieder dort abholen wo ich gedanklich gerade stehe.  […]

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