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Was Frauen schreiben und lesen; Bücher zum #Frauentag

In den letzten Monaten konnte ich manchmal meinen Kopf nicht richtig lenken. Also, er war schon in der Lage sich zu drehen und auch das Denken die Richtung ändern zu lassen, aber er konnte sich nicht konzentrieren, so schien es mir. Beim Lesen fielen mir oft die Augen zu, eher hörte ich Podcasts oder las immer nur kurze Ausschnitte von Werken. Für mich als wirklich lesesüchtiger Mensch fühlte sich das schrecklich an. Man fühlt sich verloren so ohne große Schriften. Ich liebe es mir Wissen anzueignen und Neues zu erfahren. Meinen Kopf zu lenken und nachzudenken, das fehlt mir in den Zeiten meiner Krankheit sehr.

Bücher von und für Frauen

Bücher von Frauen

Zum Frauentag stelle ich euch heute die Bücher von Frauen vor, die ich in den letzten Monaten Stück für Stück gelesen habe. Es sind Bücher, die mich berührt haben oder mir den Kopf verdreht haben. Literatur die dem Denken geholfen hat mal wieder die Richtung zu ändern.

Das Buch “Aus dem Bauch heraus” von Jana Heinecke, Goldmann Verlag, 17 Euro

Aus dem Bauch heraus, von Jana Heinecke

Aus dem Bauch heraus, von Jana Heinecke

Jana Heinecke lese ich schon eine ganze Weile auf Instagram. Sie hat ein kleineres Kind und erzählt dort immer wieder über die Themen Vereinbarkeit, Mutterschaft und auch das Leben als Paar mit Kind. Als Frau, die selbst seit 12 Jahren gemeinsam mit ihrem Partner, zu all diesen Themen schreibt, kommt mir das oft so vor, als ob Jana über viele Anfänge von Ersteltern schreibt. Nun hat sie viele ihrer Gedanken in einem Buch zusammengefasst. Behutsam schreibt sie zu den Themen Geburt (Gewalt unter der Geburt und auch Vertrauen), dem schlechten Gewissen von Müttern, das einen plötzlich ereilt (und von allen Seiten befeuert wird). Sie schreibt über die Veränderung von Partnerschaft und Freundschaften und über Care- Arbeit. Ein wenig wirkt das Buch wie ein Kompendium für Ersteltern. Zusätzlich gibt es ein tolles Glossar. Jana Heinecke schreibt sanft und zugleich kämpferisch. Es wird so als ob sie sich dem Zauber der Verantwortung und ihrer eigenen Rolle vielleicht sogar erst beim Schreiben bewusst geworden ist. Für mich eine Reise zurück in meine eigenen Anfänge als Mutter und lesenswert für Mütter und Väter.

Das Buch “Läuft schon” von Nicole Staudinger, Knaur Verlag, 14,99 Euro

Nicole Staudinger und das Buch

Nicole Staudinger und das Buch “Läuft schon”

Auf dem Buch vorn klebt ein Sticker “How to Run. Eine Anleitung von der unsportlichsten Joggerin der Welt” und ich sag es mal so, das Cover schwindelt. Denn es ist bewiesen, dass ICH die unsportlichste Joggerin der Welt bin. Wirklich. Ich habe immer wieder versucht zu joggen und habe bereits nach wenigen Minuten völlig japsend aufgegeben. Nicole Staudinger, die auch als “Stehaufqueen” bekannt ist, hat mit diesem Buch eine neue Art von Lauftagebuch geschrieben. Am Anfang steht ihr joggendes Versagen und danach beschreibt sie anhand von Jahreszahlen ihre Erfolge und Nichterfolge. Das Buch bietet keine Anleitung zum Marathon, aber es stellt die richtigen Fragen: Was will ich für mich? Was tut mir gut? und was macht Bewegung mit mir, es liest sich dabei weg wie warme Semmel. “Wie gelingt es den inneren Schweinehund zu überwinden und einfach loszulaufen – ohne Plan, aber mit umso mehr Spaß”.  Dieses Zitat kann man auf dem Einband lesen und da hat das Buch eindeutig NICHT gelogen. Ich habe gelacht, mit meinem Kopf genickt und bin nach der Lektüre spazieren gegangen. Zum Walken hatte ich richtig Lust und habe mir die Zeit dafür genommen, für mich. Ein sehr unterhaltsames Buch für Bewegungsmuffel.

Das Buch “Alle_Zeit Eine Frage von Macht und Freiheit” von Teresa Bücker, Ullstein Verlag, 21,99 Euro

Teresa Bücker und ihr Buch

Teresa Bücker und ihr Buch “Alle_Zeit”

Um das Thema Zeit dreht sich dieses wunderbare Werk von Teresa Bücker. Die Autorin ist eine kluge, sympathische und vor allen Dingen scharfsinnige Feministin, deren Texte ich sehr gern lese und die so oft nachklingen in mir. In ihrem Buch schreibt Teresa über Zeit als zentrale Größe. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Zeitkultur und der Zeit die zwischen Menschen entsteht und was diese bedeutet. In verschiedenen Kapiteln widmet sie sich dem Empfinden von Zeit als Kind, der Bedeutung von Zeit im Bereich von Care-Arbeit (und dem Gefühl, dass die Zeit niemals ausreicht). Sie schildert Studien und Beobachtungen zur 42 Stunden Woche, zur Selbstwirksamkeit von Frauen und ihren Leistungen. Immer wieder schreibt sie darüber, dass Zeit keine Leistung darstellt. Dieses Buch klingt wieder in mir nach. Es trifft etliche Überlegungen von Zukunftsforscherinnen und beschäftigt sich mit der Utopie als Methode. Die Zeit als Freundin denken und so auch mit ihr umgehen. Was für eine schöne Vorstellung, die mich als Krebspatientin im Innern getroffen hat. Absolute Leseempfehlung für Träumerinnen und Macherinnen.

Das Buch “Wie viel – Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht” von Mareice Kaiser, Rowohlt Verlag, 17 Euro

Mareice Kaiser

Mareice Kaiser “Wie viel”

Geld ist ein so leidiges Thema. Manchmal hat man es und dann ist es wieder einfach so verschwunden. Die Frage: Wie wäre unser Leben wohl ohne Geldsorgen? habe ich mir auch schon häufiger gestellt und gleichzeitig auch darüber sinniert, dass ich diese Frage aus einer vermeintlichen Luxussituation herausstelle. Mareice Kaiser ist Journalistin mit einem ungewöhnlichen Lebensweg. Sie hat nicht studiert, kommt aus einfachen Verhältnissen und verdient ihre Brötchen seit jeher mit Nebenjobs aller Art. Ich kenne das auch sehr gut, denn ich habe auch immer nebenbei gejobbt. Sogar drei Monate nach meiner Elternzeit bin ich wieder arbeiten gegangen, damit wir als Familie nicht nur Nudeln mit Ketchup essen mussten. Mareice interviewt in ihrem Buch viele verschiedene Menschen. Sie trifft Menschen mit und ohne Geld. Sie spricht über den Umgang mit Geld. Vom Flaschensammler bis zur Millionenerbin, es sind alle dabei und sie geben Auskunft. Neue Studien und viel Hingabe zeichnen ein Bild vom Geld, das neue Entwürfe und Gedankenspiele zulässt. Was macht Geld mit uns? Wofür brauchen wir es? Wie lernen wir einen Umgang damit? und warum sprechen wir eigentlich nie darüber was wir verdienen oder wie viel Geld wir haben? Ein gut lesbares Sachbuch zum nervigsten Thema der Welt. Gerade für Mütter, deren Lebensentwürfe oft mit Verlusten zusammenhängen, ein wichtiges Thema. Danke dafür!

Das Buch “Gezeiten der Stadt – Eine Geschichte Berlin” von Kirsty Bell, Kanon Verlag, 28 Euro

Gezeiten der Stadt Kirsty Bell

Gezeiten der Stadt Kirsty Bell

Eine Geschichte Berlins zeichnet Kirsty Bell in diesem Rundumwerk nach. Auf großartigen 333 Seiten schreibt die Historikerin eine weibliche Geschichte der Stadt. Sie markiert Punkte der Geschichte der Hauptstadt anhand von Frauenfiguren und untermauert diese toll recherchierten Lebensläufe mit geschichtlichen Abläufen und setzt diese in einen großen Zusammenhang. Ob Christa Wolf oder Christiane F, man lernt die Stadt neu kennen. Ob Rosa Luxemburg oder Melitta Sala. Kirsty Bell entwirft ein völlig neues Stadtbild, ordnet, seziert und komponiert. Mithilfe von sieben Karten hilft sie uns Stadtgeschichte zu verorten und zu träumen. Ich habe die Salons gesehen beim Lesen, die Enge der Bunkeranlagen gespürt. Die Geschichte dieser Stadt ist auch die Geschichte ihrer Ehe. Wir erleben den ersten Moment des Verliebtseins und den Moment des Scheiterns einer Ehe. Sie selbst, als Historikerin und Autorin wird ein Teil ihrer Frauengeschichten. Ihr gelingt etwas, dass ich an biographischen Romanen so sehr schätze, man möchte am Ende noch viel mehr über sie erfahren. Für mich ist das Buch der absolute Knaller. Ich werde es behalten, behüten und niemals verleihen, so gut ist es. Eine absolute Empfehlung.

Bücher von klugen Frauen

Die hier von mir vorgestellten Bücher sind einige von denen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Ganz bewusst wollte ich dieses Mal zum Frauentag keine Belletristik vorstellen. Eher Sachbücher oder Ratgeber, die von tollen Frauen geschrieben wurden. Diese Auswahl kam deshalb zu Stande, da ich ganz fest der Überzeugung bin, dass gesammeltes Wissen Macht ist. Die dringend benötigte Gleichberechtigung kann mit Hilfe von Wissen überhaupt keine Diskussionsgrundlage bieten. Sie kann ein Fakt werden. Ich versuche in den letzten Jahren verstärkt Bücher von weiblichen Autorinnen zu lesen und auch publik zu machen, da der Literaturbetrieb weiterhin stark von Männern geprägt ist. Dies ist daher mein ganz persönlicher Beitrag zum diesjährigen Frauentag.

Alu

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Wochenbuch: Was lesen, wenn man ein Baby bekommt? Wie die Bücher vom Hebammenblog und Geborgen-wachsen mich begleiten.

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