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Elternleben

#StudierenmitKind aka “Eben hat das Kind dir noch auf die Jacke gekotzt, jetzt sitzt du schon in der Uni!”

In diesem Semester bin ich recht wenig an der Uni, ich bin nämlich im Praxissemester Zukunft und verbringe so nur alle zwei Wochen ca. zwei Tage in Blockseminaren auf dem Campus. Jetzt am Ende des Semesters stapeln sich diese Tage allerdings und mein Kalender platzt vor Herausforderungen. Neulich fragte mich eine Studentin mal wieder „Wie geht es denn eigentlich deinen Kindern?“ und während ich eigentlich antworten wollte „Denen geht es gut, sie haben mir heute Morgen noch auf die Jacke gekotzt“, sagte ich „Gut, gut“ und wechselte das Thema.

Im Studienjahrgang bin ich immer noch (was ist denn da los?) die einzige Mutter und vielleicht mache ich nicht genug Werbung für den „besten Job der Welt“, denn irgendwie wird keiner schwanger oder alle schieben das Thema auf den Sankt Nimmerleinstag.

Dabei würde ich mich über Unterstützung manchmal wirklich sehr freuen. Meine männlichen Kommilitonen, die auch Väter sind, habe ich bereits angehauen zu den nächsten „Kita- oder Schulferien“ doch auch mal all ihre Kinder mitzubringen. „Dann könnten sie spielen“, habe ich gesagt und mein Augenlid hat leicht gezuckt bei der Aussage. Aber mit dem Argument „Ich will dann lieber auch trinken gehen“ wurden auch diese Vorstöße der Studieren mit Kindern Allianz vereitelt. Trotzdem fühle ich manchmal zwischen uns Eltern eine gewisse Zusammengehörigkeit wenn es darum geht, dass wir die Professoren anders „anstarren“. Es liegt diese gewisse Leere in unseren Blicken die eigentlich nur sagen kann „Ich brauche Schlaf“ oder „Ich muss noch in die Drogerie neue Windeln kaufen“.

Während ich versuche dem Professor bei einem wirklich spannenden Thema zuzuhören, shoppe ich innerlich noch Zubehör für Schulbasteleien oder recherchiere ein Rezept für “Butterwolken Plätzchen” online.

Ich bin kein MOMBIE mehr, ich bin eine STOMBIE. Eine Mutter die mit Kindern studiert und sich manchmal fühlt als hätte sie Käse im Kopf, den das Schneiderlein dringend mal wieder auswringen sollte. So als würden die Wackersteine der sieben Geißlein in ihrem Hirn hin und her purzeln wenn sie sich probiert auf etwas zu konzentrieren (mähhh).

StudierenmitKind

STOMBIE – studentischer Mutterzombie

Bei der Referatsvergabe bitte ich darum das ich erst im Februar präsentieren kann, da ich im Januar mit einem der Kinder auf Mutter-Kind-Kur sein werde. „Aber nicht, dass das Kind dann krank ist“, ist die häufigste Reaktion. Ich habe sofort wieder ein schlechtes Gewissen, dass die Kinder mal wieder krank werden  und  das diese ganze Studiums-Anstrengung, die ich für einen besseren Job auf mich nehme, mir vielleicht doch nicht vergönnt sein sollte, als Mutter.

StudierenmitKind

Mach was draus!

In den Pausen ärgere ich mich: Warum kann ich nicht so verdammt aufmerksam und fixiert sein wie die anderen Studentinnen ohne Kinder?

Das muss doch gehen? Ich bin doch viel fitter, schon viel länger auf (dank dem kranken Kind seit 5 Uhr) und überhaupt bin ich doch „muttitasking“. Ich stelle mich zu meinen Väterfreunden im Jahrgang. Sie sprechen über die Inhalte der Vorlesung und tippen nebenbei logistische Updates mit ihren Frauen in ihre Messenger. Auch das ist Studieren mit Kind, immer auf Abruf sein. Fast trübe schauen wir uns an „Ich schlaf wieder scheiße“, sagt der Eine und „Ich muss gleich los die Kinder abholen“ der Andere, und mittendrin stehe ich und denke:

Ja, verdammte Scheiße. Das hier ist meine Realität und wenn wir studentische Eltern mit Kindern das nicht langsam  mal sichtbarer machen, dann wird sich auch daran nichts ändern.  Dann werden noch Generationen von Studentinnen sich doofe Sprüche zum Thema „Kind krank“ anhören dürfen und darauf habe ich einfach keine Lust mehr.

Ich habe Lust darauf zu lernen und das mit all meinen „Einschränkungen“ die gegeben sind. Mal sehen ob ich die Väter Studenten doch noch überredet bekomme mal all ihre Kinder mitzubringen, damit diese ganze Misere mal sichtbar wird, auf jeden Fall wird sie dann hörbarer für alle anderen.

Alu

StudierenmitKind

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6 Comments

  • Laura
    6. Februar 2019 at 11:21

    Alu, als allererstes fühl dich mal gedrückt. Ich fand studieren mit einem Kleinkind ja schon stressig, wie du das mit mehreren schaffst: Hut ab!
    Aber du hast recht, viele sehen nicht, was studieren mit Kind(ern) bedeutet, dass alles was man in der Uni nicht schafft auch oft nicht wann anders gemacht werden kann und überhaupt was Müdigkeit eigentlich wirklich bedeutet.
    Ich hatte das große Glück fast durchweg verständnisvolle Dozenten, Professoren und Mitstudierende zu haben. Die Hausarbeit erst 3 Semester nach dem Seminar abgeben? Das Kind mit in die mündlichen Prüfungen nehmen? War zum Glück kein Problem. Aber das ging auch nur, weil ich viele andere Module (zB Labore) in der Schwangerschaft durchgeprügelt habe.
    Vor dem Referendariat mit zwei Kindern habe ich Angst. Allerdings muss ich da nicht noch ‘nebenher’ mehrere Jobs machen um überhaupt zu Leben, das ist nämlich auch ein Faktor den andere Studierende oft nicht sehen, dass man auch mit Kind meist nebenher noch arbeiten muss, weil Studieren allein eben keinen Lebensunterhalt bestreitet. Und wenn man dann noch in Ecken wohnt wo es schwierig ist Betreuungsplätze zu finden.. Oder alleinerziehend.. Ich ziehe den Hut vor allen die dies meistern.

  • kunstliebe
    6. Februar 2019 at 20:27

    Oh ich kann es so nachvollziehen! Drei Kinder ( Mädchen 11, junge 6,5, Mädchen 14 Monate) in 2 Wochen Examen Lehramt. Bin durch,ständig schlecht schlafendes zahnendes Kleinkind das nur an meiner Brust einschlafen kann und alle 30 min wach ist oder wenn ich Pech habe nachts 2-3 Stunden einfach so wach ist. Keine Hilfe außer dem Partner der aber selber meistens 45 Stunden arbeitet. Kaum Lernzeit möglich und natürlich die Pubertät bei der großen Tochter und sehr viele Flausen beim Mittelkind..der macht so viel Quatsch. Unglaublich! Ja studieren mit Kind ist nicht ohne und traurig dass viele sagen selber schuld, wenn man sich so etwas zumutet. Viel Kraft wünsche ich dir!

  • Dresden Mutti
    7. Februar 2019 at 06:36

    Mein Masterstudium habe ich auch mit erst einem Kind, dann wieder schwanger und dann mit 2 Kindern durchgezogen. Ich muss sagen, dass ich mich teilweise aber auch “stärker” als die anderen gefühlt habe. Für die anderen war das Referat allein schon mega anstrengend – ich hatte Kinder & Nebenjobs und habe das Referat trotzdem gewuppt 😀 Ja, ich war auch immer müde irgendwie, aber es gibt doch Selbstvertrauen und innere Stärke. Bei mir waren es zwar nur 2 Jahre Studieren mit Kind, dann ist so ein Master ja auch schon abgeschlossen, aber es hat sich gelohnt. Während andere dann immernoch über den perfekten Zeitpunkt fürs Kinderkriegen nachdenken, hat man selbst die Sache schon geschafft (oder zumindest angefangen, wenn noch weitere Kinder folgen sollen). Ich konnte mich dann voll aufs Berufliche konzentrieren. Inzwischen ist das Studium 4 Jahre her.

  • Anna
    8. Februar 2019 at 21:12

    Liebe Alu,
    also, ich mache da sehr gern mit! Mache ich übrigens tatsächlich, weil wir noch immer unfreiwillig kitalos beide (er: Masterarbeit) herumstudieren. Wir wären dann die, die an diesem einen Wochentag immer Kinderübergabe in der Mensa veranstalten… Insofern verstehe ich dich absolut! Ich mache (hallo, Kitafreiheit!) in diesem Semester kaum Kurse und hätte beinahe das Pech gehabt, mein Smeinar abbrechen zu müssen, weil viel ausgefallen war und 3 Sitzungen (!) an einem Termin nachgeholt werden sollten. An dem konnte ich leider nicht. Nebenbei arbeiten sowohl mein Partner als auch ich, er glücklicherweise home-office, wir machen eine Kita-Eingewöhnung und wohnen am absoluten Stadtrand (die Schule der Großen wiederum mitten in der Stadt). Damit haben wir einen 45-minütigen Schulweg mit den Öffentlichen, den immer der begleiten muss, der danach 30 min entfernt eine Uni-Veranstaltung hat, weil der Andere ja währenddessen bei den Kleinen oder mit denselben in der Kita sein muss und zusätzlich noch alle möglichen anderen Sachen. Um wenigstens den zweiten Nachholtermin meines Seminars besuchen zu können, habe ich die Kleinen und den Mann kaum gesehen, total viel Arbeit in die anderen Tage gequetscht, die Große nebenbei organisiert, einen Aufsatz und Prüfungsvorbereitung erledigt und dann schließt der Dozent die Sitzung abends mit den Worten: “Gut, dann können wir jetzt auch Schluss machen. Ich hab ja auch Besseres zu tun.” Ich hätte da wirklich heulen können, obwohl es klar als Witz gemeint war. Ich liebe mein Studium, meine Kinder, meinen Partner; ich mag und schätze meinen Job und bin stolz darauf, wie gut wir das alles meistens schaffen. Aber ich lese deinen Text und weiß genau, was du meinst.
    Ich drücke und grüße euch aus der Ferne!
    Liebe Grüße 🙂

  • Alu und Konsti
    11. Februar 2019 at 21:21

    Wow, das ist ja auch ein Pensum! Der Wahnsinn!! lg Alu

  • Anja
    14. April 2019 at 00:03

    Du schaffst das auf jeden Fall!

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